Cincu Groß-Schenk Nagysink | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Rumänien | |||
Historische Region: | Siebenbürgen | |||
Kreis: | Brașov | |||
Koordinaten: | 45° 55′ N, 24° 48′ O | |||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | |||
Höhe: | 487 m | |||
Fläche: | 117,01 km² | |||
Einwohner: | 1.681 (1. Dezember 2021[1]) | |||
Bevölkerungsdichte: | 14 Einwohner je km² | |||
Postleitzahl: | 507045 | |||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 68 | |||
Kfz-Kennzeichen: | BV | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2024[2]) | ||||
Gemeindeart: | Gemeinde | |||
Gliederung: | Cincu, Toarcla | |||
Bürgermeister : | Gheorghe Mirca (PSD) | |||
Postanschrift: | Str. Pieții, nr. 254 loc. Cincu, jud. Brașov, RO–507045 | |||
Website: |
Cincu (deutsch Groß-Schenk, ungarisch Nagysink) ist eine Gemeinde im Kreis Brașov in der Region Siebenbürgen in Rumänien.
Cincu liegt im Harbach-Hochland (Podișul Hârtibaciului), am nördlichen Rand des Alttales im südlichen Siebenbürgischen Becken, zwischen den Flüssen Hârtibaciu (Harbach) und Olt (Alt) fast in der geographischen Mitte Rumäniens. Die beiden nächstgelegenen Städte Agnita (Agnetheln, im Nordwesten) und Făgăraș (Fogarasch, im Südosten) befinden sich jeweils etwa 15 Kilometer entfernt.
Cincu liegt an der Kreisstraße 105, die von Voila nach Agnita führt. Im Ort zweigen Straßen westwärts nach Toarcla und nach Osten in Richtung Rodbav ab. Der nächste Bahnhof liegt etwa zehn Kilometer südlich des Ortes in Voila an der Bahnstrecke Brașov–Sibiu.
Groß-Schenk wurde im Jahr 1329 erstmals urkundlich erwähnt, vermutlich jedoch bereits um 1150 gegründet.[3] Es lag auf Königsboden und war ein Dorf der Siebenbürger Sachsen. Der Ort war vom 13. bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Sitz des Schenker Stuhls und hatte daher eine gewisse Bedeutung in der Selbstverwaltung der Siebenbürger Sachsen.
Es wird angenommen, dass die ersten Siedler Angehörige verschiedener deutscher Volksgruppen waren. Etymologisch könnte der Name von „Schenke“ (Gasthaus) abgeleitet werden. Die ersten Ansiedler bauten eine Fluchtburg südlich der jetzigen Gemeinde. Innerhalb des heutigen Dorfes wurde die Kirchenburg noch im 12. Jahrhundert auf einer Anhöhe errichtet, um die sich die Höfe anreihten. Die Kirche wurde von zwei Ringmauern umgeben und sieben Türme und Basteien wurden erbaut. Die Großschenker Kirche ist das Wahrzeichen des Ortes und gilt als eine der mächtigsten romanischen Pfarrkirchen Siebenbürgens.
Schenk war seit dem 12. Jahrhundert einer der Siebenbürgischen Stühle und Sitz des Königsrichters und des Stuhlrichters, der vom Volk gewählt wurde. Die Königsrichter kamen nicht nur aus Schenk, sondern auch aus den dazugehörigen Ortschaften. Im 19. Jahrhundert – unter der zentralistischen Verwaltung des habsburgischen Reiches – verloren die Stühle an Bedeutung.
Um sich gegenseitig zu unterstützen, wurde der Ort in Nachbarschaften organisiert. Jede Straße hatte ihre Nachbarschaft, dem der Nachbarschaftsvater vorstand. In der Nachbarschaft unterstützen sich die Nachbarn gegenseitig u. a. beim Holzholen, Brunnenausheben, Dachdecken und bei der Organisation von Beerdigungen.
Zum Schenker Stuhl gehörten im 14. Jahrhundert folgende Orte:
Die Schenker Siedler waren Bauern und Handwerker vermutlich aus dem Rheinland, aus Flandern und aus Luxemburg. In der neuen Heimat verschmolzen sie zu einer neuen Volksgruppe, wobei sich die rheinisch-luxemburgische Mundart durchsetzte. Eine Besonderheit der Großschenker Mundart ist, dass Männer, Frauen und „Herren“ (Beamte, Kaufleute und Lehrer) verschieden sprechen bzw. betonen.
Beispiele:
Deutsch | Männer | Frauen | „Herren“ |
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Haar | Hiur | Hur | Hohr |
Abend | Iuwend | Uwend | Owend |
Milch | Mealsch | Maltsch | Mältsch |
gehen | giun | gun | gohn |
Bereits im 19. Jahrhundert lebte in Groß-Schenk eine starke rumänische Minderheit. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges waren die meisten Bewohner jedoch Deutsche. Seit der Volkszählung 1930 sind die Rumänen in der Mehrheit. Insbesondere nach der Revolution von 1989 wanderten die meisten Deutschen aus. Vor allem deshalb ist seit dem Zweiten Weltkrieg die Einwohnerzahl sowohl der Gesamtgemeinde als auch des Dorfes Cincu stark – d. h. um etwa ein Drittel – zurückgegangen.
In der Gesamtgemeinde Cincu bezeichneten sich im Jahr 2002 von damals 1836 Einwohnern 1399 als Rumänen, 280 als Roma, 78 als Deutsche, 71 als Ungarn, 5 als Russen bzw. Lipowaner, einer als Jude und einer als Italiener. Ein weiterer Bewohner gab eine andere, nicht näher bezeichnete Nationalität an. Im Dorf Cincu selbst lebten 2002 insgesamt 1494 Menschen, davon 1110 Rumänen, 255 Roma, 58 Deutsche, 69 Ungarn, 1 Jude und 1 Angehöriger einer anderen Nationalität.[4] 2011 wurden auf dem Gebiet der Gemeinde 1587 Menschen registriert, von denen waren 1256 Rumänen, 172 Roma, 54 Magyaren, 53 Rumäniendeutsche und restliche machten keine Angaben zu deren Ethnie.
Die ersten Siedler, die hauptsächlich Bauern und Handwerker waren, brachten die Dreifelderwirtschaft von Rhein und Mosel mit. Jeder Bauer bewirtschaftete in jedem der drei Felder mehrere Parzellen. Diese blieben Gemeindeeigentum. Nur der Hof und der Garten waren persönliches Eigentum. Zu den wichtigsten Kulturpflanzen zählten Weizen, Roggen, Gerste, Hirse, Erbsen, Flachs und Hanf. Mais, auch Kukuruz oder „Türkisches Korn“ genannt, wurde erst 1611 aus der Türkei nach Siebenbürgen eingeführt. Kartoffeln erschienen erst im 19. Jahrhundert. Aufgrund der Zersplitterung des Grundbesitzes wurde im 19. Jahrhundert eine Kommasation durchgeführt. In den 1950er Jahren fand eine Zwangskollektivierung statt, bei der die große Mehrheit der Bauern enteignet wurde. Wichtige Gewerbetreibende in Großschenk waren anfangs die Zimmermänner und Kürschner, später auch die Sattler, Kessler, Tischler, Schneider, Maurer und Wagner. Alle diese Gewerbetreibenden waren in Zünften organisiert, die in starker Konkurrenz zu den Zünften in Agnetheln standen. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten sich die Tischler von Großschenk zu einer Genossenschaft zusammenschließen. Heute stellt das Nachfolgeunternehmen immer noch das größte Unternehmen des Ortes dar.
Cincu ist neben Iacobeni (Jakobsdorf) einer der Standorte des umstrittenen Kinderhilfsvereins „Casa Don Bosco“ von Pater Don Demidoff.[6]
Seit 2006 ist der nördlich des Dorfes gelegene Truppenübungsplatz einer von vier Stützpunkten der US-Armee in Rumänien.