Cobbel, ein Straßendorf mit Kirche, liegt sechs Kilometer südöstlich von Tangerhütte und etwa 25 km südlich der Kreisstadt Stendal im Südosten der Altmark. Er ist landwirtschaftlich, insbesondere durch den Spargelanbau geprägt.
Nachbarorte sind Mahlwinkel mit dem ehemaligen Militärflugplatzgelände im Westen, Birkholz im Nordwesten, Scheeren im Norden, Polte im Osten, Ringfurth und Sandfurth im Südosten und Uetz im Süden.[3]
Die erste urkundliche Erwähnung von Cobbel erfolgte 1285 in einer Schenkungsurkunde bereits unter dem heutigen Ortsnamen, als die Markgrafen Otto IV. und Konrad von Brandenburg drei Hufen in Colbitz und ein Pfund Pfennige zu Cobbel dem Kloster Wolmirstedt übereigneten.[4]
Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wurde berichtet, dass Cobbel eine Fläche von 24 Hufen umfasste[5] und dass von sieben Kossatenhöfen nur einer bewirtschaftet war. 1448 gehörte der Ort zum Schloss Angern.[6] Dem Dreißigjährigen Krieg fiel das Dorf vollständig zum Opfer, sodass es kurzzeitig zu einer Wüstung wurde. Von 1691 bis 1785 gehörte Cobbel zum Besitz des Freiherrn von der Schulenburg auf Kehnert. Zu der Zeit hatte umfasste Cobbel etwa 3700 Morgen an Ländereien. Durch einen Großbrand wurden Dorf und Kirche am 26. und 27. Mai 1824 völlig zerstört.[7] Die Magdeburgische Feuersozietät zahlte im Jahre 1826 zur Schadensbehebung 475 Reichstaler.[8] Die Gemeinde hatte am rechten Elbufer Wiesen in Erbpacht und musste, um das Futter über die Elbe bringen zu können, die herrschaftliche Fähre bei Sandfurt im Stande erhalten. Sie hieß daher auch Cobbelsche Fähre.[7]
Aus der Heimatgeschichte der umliegenden Gemeinden erfährt man, dass Spargel schon zur Zeit der napoleonischen Besetzung am Anfang des 19. Jahrhunderts von den Franzosen eingeführt und angebaut wurde. Der lockere und sandige Boden der Umgegend bot hierfür hervorragende Bedingungen. Traditionelle Feldfrüchte wie Kartoffeln, Getreide und Rüben brachten dagegen nur mäßigen Ertrag. Viele Landwirte betrieben darum den Spargelanbau sehr intensiv – so bis heute in Cobbel. Der Spargelanbau ist bis in die jüngste Zeit eine mühselige und körperlich anstrengende Arbeit geblieben. Erleichterung schaffte die Entwicklung der sogenannten Spargelspinne, mit der die Erde um die Spargelpflanzen angehäuft wurde. Dieses Gerät wurde in Cobbel entwickelt und lange eingesetzt, bis es modernere Maschinen ablösten.
Am 8. Februar 1930 wurde die Schreibweise der Landgemeinde Cobbel „von Landespolizeiwegen festgestellt“.[9] Vorher war auch die Schreibweise Kobbel üblich.
Friedrich Hermann Otto Danneil schrieb 1896, der Ort sei schon in einem Güterverzeichnis der Abtei in Corvey aus den Jahren 1053–1071 belegt.[7][10] Der Geschichtsschreiber Johann Friedrich Falcke hatte 1752 ein angebliches Register des Abtes Saracho über den Grundbesitz des Stiftes Corvey veröffentlicht, wobei im erfundenen Pagus Mosidi der Ort Cobbelici genannt wurde.[11] Im Jahre 1861 deckte Wilhelm Spancken dieses Register von Johann Friedrich Falcke als eine Fälschung auf.[12]
Aleksander Brückner deutet die Silbe „kob-“ aus den Namen Cobbel, 1522 czobel und 1568 cobbel als altslawisch „kob“ für Wahrsagung, „kobylҌ“ für „Stute“ oder „kovałҌ“ für „Schmied“.[13]
Der auf der östlichen Elbseite östlich von Sandfurth liegende Cobbelsche Werder wurde 1912 aus dem Gemeindebezirk Cobbel abgetrennt und mit dem Gemeindebezirk Parchau vereinigt.[14]
Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde Cobbel im Rahmen einer Verwaltungsreform zum Kreis Tangerhütte. Nach dessen Auflösung gehörte sie ab 1. Januar 1988 zum Kreis Stendal und schließlich ab 1. Juli 1994 zum heutigen Landkreis Stendal.[15]
In einem Gebietsänderungsvertrag zwischen der Stadt Tangerhütte und allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Tangerhütte-Land wurde deren Eingemeindung nach Tangerhütte geregelt. Dem Vertrag stimmte der Gemeinderat Cobbel am 20. Mai 2010 zu. Er wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und die Eingemeindung trat am 31. Mai 2010 in Kraft.[16]
Bei der Ortschaftsratswahl am 9. Juni 2024 stellten sich 4 Einzelbewerber zur Wahl für die 5 Sitze im Rat.[31]
Gewählt wurden drei Frauen und ein Mann. Von 170 Wahlberechtigten hatten 118 ihre Stimme abgegeben, die Wahlbeteiligung betrug damit 69,41 Prozent.[31]
Blasonierung: „Geteilt von Grün über Silber, oben eine silberne Spargelspinne (Gerät zur Bodenbearbeitung) mit schwarzer Kette, unten waagerecht untereinander vier grüne Spargelstangen mit nach links zeigenden Köpfen.“[32]
Cobbel besaß bis 2001 kein offiziell genehmigtes Wappen und hatte mehrere Selbstversuche zur Gestaltung des Ortswappens unternommen, die von der Landesregierung abgelehnt wurden.
Es war Beschluss des Gemeinderates Cobbel, die Spargelspinne sowie vier Spargelstangen als Wappensymbolik in das Gemeindewappen aufzunehmen. Die heraldische Umsetzung und Einbringung ins Genehmigungsverfahren erfolgte durch den Magdeburger Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch.
Die Flagge der ehemaligen Gemeinde Cobbel war weiß - grün gestreift (Hissflagge: Streifen senkrecht, Querflagge: Streifen waagerecht verlaufend) mit dem aufgelegten Wappen der Gemeinde.
Die heutige, 1829 erbaute, evangelische Dorfkirche Kobbel ist durch Lisenen und Gesimse gegliedert.[33] 1901 wurde ein verschieferter Dachreiter aufgesetzt. 1966 ist das Kircheninnere restauriert worden. Es ist schlicht und einfach gehalten.[34]
Das Kriegerdenkmal Cobbel für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges besteht aus einer aufgerichtete Granitplatte auf einem Feldsteinpodest mit Namenstafel gekrönt von einem Adler.[35]
Die Interessengemeinschaft Freizeit mit Pferden und Pferdeschutz e. V. betreibt in Cobbel einen Pferdehof.[36][37] Der Hof nimmt Pferde auf, welche in Not geraten, misshandelt, im Sport überfordert oder auf dem Weg zum Schlachter waren. Der Offenstall besitzt vier Tore, von denen immer zwei je nach Wetterlage bzw. Windeinfall geöffnet sind. Zurzeit leben dort 15 Pferde unterschiedlichster Rassen. Durch artgerechte Pferdehaltung und pferdegerechten Umgangverhaltens werden gestörte, traumatisierte Pferde umgänglich gemacht. Alte Pferde können dort ihren Lebensabend verbringen.
↑ abc
Birgit Schulze: So wenig Babys wie noch nie. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker (E-Paper). 13. Januar 2024, DNB1002381223, S.18.
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Stadt Tangerhütte: Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte. 15. Dezember 2020, §17 Ortschaftsverfassung (Online [PDF; 399kB; abgerufen am 17. Januar 2021]).
↑George Adalbert von Mülverstedt (Hrsg.): Regesta archiepiscopatus Magdeburgensis: Sammlung von Auszügen aus Urkunden und Annalisten zur Geschichte des Erzstifts und Herzogthums Magdeburg. Band3. Magdeburg 1886, S.192, Nr. 499 (Digitalisat).
↑Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S.361–362.
↑ abcdefgFriedrich Hermann Otto Danneil: Beitrag zur Geschichte des Magdeburgischen Bauernstandes. Erster Teil. Der Kreis Wolmirstedt. Geschichtliche Nachrichten über die 57 jetzigen und die etwa 100 früheren Orte des Kreises. 1896, S.124–130 (Digitalisat).
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Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Stadt Tangerhütte aus allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft „Tangerhütte-Land“. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 20. Jahrgang, Nr.13, 30. Mai 2010, ZDB-ID 2665593-7, S.183–194, §1, §7 (Online [PDF; 2,0MB; abgerufen am 6. Januar 2021]).
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J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.98, 27. Kobbel (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung der Gemeinden nach Kreisen 1964 – 2007 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Statistische Berichte / A / I / 103). Halle (Saale) Februar 2009 (statistischebibliothek.de [PDF]).
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Bevölkerung der Gemeinden (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Statistische Berichte / A / I / A / II / A / III / 102). Halle (Saale) – (statistischebibliothek.de). (Jahr anklicken)
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Birgit Schulze: Abwärtstrend wird gebremst. In: Stendaler Volksstimme. 14. Januar 2015, S.20.
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Birgit Schulze: Tangerhütte schrumpft wieder. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2020, S.20.
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Birgit Schulze: Tangerhütte verliert weiter Einwohner. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 13. Januar 2022, DNB1002381223, S.17.
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Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.127 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
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Folkhard Cremer, Tillman von Stockhausen in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 151.
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Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.87.