Conrad Baden (* 31. August1908 in Drammen; † 11. Juni1989 in Oslo)[1] war ein norwegischer Komponist und Organist. Er hatte eine umfangreiche Produktion von Orchesterwerken, Kammermusik, Vokalwerken und Kirchenmusik. Er gilt als einer der bedeutendsten norwegischen Komponisten des 20. Jahrhunderts.[2]
Conrad Baden erhielt seinen ersten Musikunterricht von seinem Organistenvater, der starb, als Conrad 17 Jahre alt war und kurz vor dem Abschluss der Business School stand. Er widmete sich der Musik und studierte Klavier und Orgel beim örtlichen Organisten Daniel Hanssen. Das junge Talent spielte bald vor Gottesdiensten und Oratorien. Mit 19 Jahren erhielt Baden eine Organistenposition in der Kirche Strømsgodset.
Statt am Musikkonservatorium in Oslo zu studieren, legte er 1931 direkt und mit hervorragenden Noten eine private Prüfung als Organist ab. 1931–32 studierte er Kirchenmusik am Leipziger Konservatorium und bekam starke Eindrücke von der Bach-Tradition. Kommilitonen waren der kommende Nidaros-Domorganist Ludvig Nielsen und der Komponist Geirr Tveitt.
In der Studienbericht von dem Kirchenmusikalischem Institut schreibt der Lehrer in Theorie und Komposition Günter Raphael: „Seine musikalische wie auch kompositorische Begabung ist außerordentlich groß“. Sein Klavierlehrer C. A. Martienssen nennt ihm „sehr begabt“, und sein Orgellehrer Karl Hoyer: „Herr Baden ist ein ausgezeichneter Orgelspieler“.
1936 gab er sein Debütkonzert als Organist im Osloer Dom. Er wurde schließlich als Organist und Komponist von Orgelwerken, Motetten und Hymnen bekannt. In den 1950er Jahren wurde heftig darüber diskutiert, einen spätromantischen Stil zugunsten des lutherischen und neobarocken Stils zu verlassen, und Baden war eine starke und radikale Stimme.
1943 wechselte er seine Position als Organist in die alte Kirche seines Vaters Strømsø in Drammen. 1946 trat er als professioneller Komponist in Oslo mit einem Kammermusikprogramm auf. 1961 zog er mit Frau und zwei Söhnen nach Oslo und war bis 1975 in der Ris Kirche tätig. Damit diente er 47 Jahre lang als Organist.
Badens früheste Werke aus den 1930er-Jahren sind romantisch und impressionistisch gehalten. Gleichzeitig sind seine kirchlichen Motetten von der Renaissance inspiriert und im strengen polyphonen Palestrina-Stil, den er ihm Per Steenberg unterrichtete. Die Werke der späten 1940er Jahre und nach einer Studienreise nach Paris 1950–51 wurden vom französischen und deutschen Neoklassizismus beeinflusst, insbesondere von Honegger und Hindemith.
Ein Durchbruch als Orchesterkomponist gelang ihm 1955 mit der Aufführung der 1. Symphonie. Ein besonderes neoklassizistisches Werk ist die Märchen Suite für Orchester (1960), die von traditionellen norwegischen Märchen inspiriert wurde.
In den 1960er-Jahren entwickelten jüngere Komponisten wie Egil Hovland und Knut Nystedt eine radikalere Tonsprache, die von der Zwölftontechnik inspiriert war. Baden hatte bereits 1958 kritisiert, "die Kluft zwischen Kirchenmusik und Konzertmusik ..., ein Kirchenideal, das sich im Laufe der Zeit zunehmend von der musikalischen Praxis der Gegenwart distanziert".
Baden selbst war von der zunehmenden Radikalisierung der zeitgenössischen Musik beeinflusst. Er begann, Themen aus der Zwölftontechnik und mit kühneren Dissonanzen zu verwenden. Die Notwendigkeit einer Neuorientierung führte 1965 zu einem Studium in Wien bei Hanns Jelinek, einem Schüler der Zwölftonpioniere Arnold Schönberg und Alban Berg. Obwohl er als "schrecklicher Taschenrechner" erlebt wurde, trug der Besuch zu einer dauerhaften stilistischen Befreiung bei.
Während seiner Tätigkeit als Organist, Musikkritiker und Pädagoge komponierte er 146 Werke in den meisten Formen. Zu seinen 20 Orchesterwerken zählen Solokonzerte für Klarinette, Bratsche, Klavier, Fagott und Cello. Von 1952 bis 1980 komponierte er sechs Symphonien.[3][4][5][6]
Zu den Chorwerken gehören eine Messe (1949) mit dem klassischen lateinischen Text und 11 Kantaten für besondere Anlässe in Städten und Kirchen. Viele norwegische Kirchenchöre haben einige seiner 45 Motetten für den Gottesdienst gesungen. Bearbeitungen norwegischer religiöser Volkstöne machen einen großen Teil seiner zahlreichen Lieder für Chor- und Sololieder aus.
Zu seinen 35 Kammermusik- und Klavierwerken gehören Suiten und Sonaten, auch für Kinder. Unter seinen 33 Orgelwerken gibt es 11 Variationen von Volksliedern und Chören. In freien Orgelwerken wie Sonaten (die erste im Jahr 1939) und Orgelsuiten bewegt sich die Tonsprache parallel zur Entwicklung der zeitgenössischen Musik, von der Spätromantik über den Neoklassizismus bis zum Expressionismus. Ûber sie Suite Pezzi Concertante (1966) sagt der Orgelkünstler Harald Herresthal als "ausdrucksstark und fast vulkanisch emotionaler Ausbruch ".
Die radikalere Tonsprache der 1960er Jahre zeigt sich im Orchesterwerk Variazioni (1963). Dort probiert er den Zwölftonstil aus, der am stärksten in Hymnus für Gesang und drei Instrumente (1966) zum Ausdruck kommt. Eine solche klangliche Befreiung in Kombination mit klassischen Formen kennzeichnete ihn für den Rest seines Lebens in der zweiten Hälfte seiner insgesamt sechzigjährigen Kompositionsarbeit. Er wird als stilistisch vielfältiger Komponist beschrieben.
Ab 1947 war er Lehrer für Kontrapunkt, Harmonie und Komposition am Musikkonservatorium in Oslo. Nach dem Übergang des Konservatoriums 1973 zur Musikhochschule Norwegens war er bis 1978 außerordentlicher Professor. Er war 30 Jahre lang von zentraler Bedeutung für den Theorieunterricht. Zu seinen zahlreichen Schülern zählen Harald Herresthal, Trond Kverno und Ragnar Söderlind. Auch Studenten, die anders komponieren wollten als der traditionelle klassische Stil, wie Arne Nordheim und Jazzmusiker wie Jan Garbarek, hatten Unterricht in Harmonie und Kontrapunkt (auch Conrad Punkt genannt!) bei ihm.
Auch wenn er ein ernsthafter Pädagoge war, war er für seinen Humor bekannt. Der Kompositionsprofessor Finn Mortensen drückt es so aus: „Hinter der Pfeife und den ernsten Merkmalen verbirgt sich die Fähigkeit zu einzigartigen Pointen und die Fähigkeit zum skurrilen Summen mit einem trocken-weißlichen Schnitt.“
Seit 1935 war er Musikkritiker in Zeitungen und Zeitschriften, und seine Kommentare geben wichtige Aussagen auf das norwegische Musikleben durch fünfzig Jahre.
Nicht veröffentlichte Kompositionen sind in der Nationalbibliothek
Orchester
6 Symphonien: nr. 1 1952, nr. 2 1957, nr. 3 Sinfonia piccolo 1959, nr. 4 1970, nr. 5 Sinfonia voluntatis 1976, nr. 6 Sinfonia espressiva 1980
Divertimento 1951
Ouvertura Gioia 1953
Pastorale e fuga 1958
Märchen Suite 1960
Variazioni 1963
Fantasia breve 1965
Concerto per orchestra 1968
Intrada sinfonica 1969
Pastorale og rondo 1983
Konzerte für Solo und Orchester
Concertino für Klarinet und Streicher 1954
Konzert für Viola und Orchester 1973
Konzert für Klavier und Orchester 1979
Konzert für Fagotte und Streicher 1981
Konzert für Cello und Orchester 1986
Chor – größere Werke
Messe 1949
Eine kleine Weihnachtskantate, Puer natus 1965 Norsk Musikforlag
Passion Kantate 1964 Norsk Musikforlag
Chor mit und ohne Begleitung, auch Gemeindehymnen Gemischter Chor SATB, sofern nicht anders angegeben
Four motets after Book of Psalms 1935–36. Norsk Musikforlag
Nine hymns 1940–41 (Tenk når en gang/Eg veit ei hamn Norwegian Hymnal)
Ten religious folk tunes for male choir 1947 Lyche musikkforlag
Five songs for male choir 1942–49 Norsk Notestik, Musikk-Huset og Lyche
Thirteen choral songs 1940–51 Norsk Musikforlag og Musikk-Huset
Two arrangements of folk tunes for women’s choir and organ 1962. Concordia
Eight motets 1965 (Ikke enhver som sier. Lyche)
Two songs and two motets for SAB 1964–67 (Fader jeg vil, Alle de som Faderen Lyche)
Two choral arrangementes 1963–68 (O Herre Krist, Jeg vil meg Herren) Lyche
Two Hamsun songs for male choir 1959–60 (Tonen. Lyche)
Seven motets 1961-69 Østnorsk musikkforlag and Lyche
Two motets for choir and organ (Psalm 150 and Se,Gud er min frelse) Norsk Musikforlag. Lyche
Three church song for children’s/women’s choir 1953–70 (Ave Maria og Sanctus, Lyche)
Seven Skjæraasensongs for childrens/women’s choir 1955–70 Lyche
Four introitus for choir and organ 1964–70 (Stå opp, Vi er hans verk, I samme stund. Lyche)
Two motets 1958–70 (Pange Lingua, Trøst mitt folk) Lyche
Five Setrom-songs for male choir 1942–71 Norsk Musikforlag. Lyche
To Spring songs for women’s choir 1960–71 Tekst Vinje, Sande. Norsk Musikforlag. Lyche
Four songs 1960–72 (Ja, Herre, eg høyrer. Norderval. Lunde forlag)
Six arrangements of religious folk tunes 1958–75 Lyche
Ten hymns 1979 (Som spede barnet Norwegian Hymnal)
Thirteen hymns 1979 (Vi hilser din gjenkomst Norwegian Hymnal 1985)
Herre ha takk, from Eight solo songs. Text Trygve Bjerkrheim. 1981
Seven motets 1981–87 (Jeg er oppstandelsen, I fred Norsk Musikforlag). Lyche
Thirteen hymns. Text Svein Ellingsen 1983–88 (Døden må vike Norwegian Hymnal)
Taubeana for mixed choir, baryton and piano. 1979. Potpourri on six songs by Evert Taube
Sixteen songs 1971–89 (Lykken/Happiness for children’s chorus Skjæraasen. 1971 Wilhelm Hansen/Reimers. God Nat/Good Night Wergeland for children’s chorus 1976. Lilja Aslaug Vaa, 1977, for women’s chorus. Norsk Musikforlag)
Kammermusik
4 Streichkvartette (nr. 1 1941, nr. 2 1943, nr. 3 1961, nr. 4 1983)
Sonata for violin and piano 1941
Piano Trio 1947
Alla marcia, from Little suite for piano 1947, arr. for 11 wind instruments. E. Gamm Musikverlag, Bochum
Trio for flute, obo and clarinet 1957 Lyche
Flute sonata (solo) 1957 Norsk Musikforlag
Elegie for violin and organ 1960 Lyche
Wind quintet no 1 1963, no 2 1982
Wind trio no 2 (Divertimento) for flute, obo and clarinet 1964
Hymnus (Vexilla regis) for alto, flute, oboe and viola 1966 Norsk Musikforlag
Clarinet quintet 1971
Fantasi boreale for cello and piano 1974
Partita folk tune Now the day is over, for brass sextett 1975. Norsk Musikforlag
Mini-trio for flute, clarinet and bassoon 1977
Sonata nr. 1 for obo and organ 1978
Sonata for bass clarinet and piano 1978
Two movements for violin and organ 1983 (with Elegie 1960 Sonata)
Sonata for flute and piano 1984
Pezzi sentimento per violoncello 1984
Dialogues for two clarinets 1984
Sonata nr. 2 for obo og keyboard 1985
Klavier
Kleine suite 1947 Preludium.Vals.Fughetta.Vise. Alla marcia
Scherzo 1957 Pro Piano hefte 3 Lyche
10 small pieces for children. 1963. Lyche
Three piano pieces 1964. Preludium, Aria, Scherzo
Ten small pieces for piano. For education 1967. Norsk Musikforlag
10 Bagatelles for piano 1971. Norsk Musikforlag
Choral partita nr. 5 for keyboard, folk tune I himmelen 1975 Norsk Musikforlag
Suite for piano 1976 Preludio. Tema con variazioni. Intermezzo. Toccata.
Variazioni libere 1979
Orgel
Passacaglia 1930
Choral partita no 1 Christ lag in Todesbanden 1936 Norsk Notestik
Sonata b-minor 1939. Cantando
Phantay and fugue St. Olav-song Ljoset yver landet dagna 1939
Three choral preludes 1946 In collection 28 koralforspill av norske organister. Norsk Musikforlag
Toccata, choral and fugue St. Olav-song Lux illuxit 1946 Lyche
Four chorale preludes Våkn op. Kom hit. Gud skal allting lage. Sørg, o kjære Fader 1949 Lyche
Prelude, pastorale and chaconne 1951 Nordiska Musikförlaget, in Musica Organi III
Five organ chorales. Melodies by L.M.Lindeman 1955 Lyche
Sonatina 1956
Toccata, choral and fugue religious folk tune Korset vil jeg aldri svike 1957 Lyche
Choral partita nr. 2 Macht hoch die Tür 1960. Cantando
Organ book from Strømsø church 56 organ chorales and chorale preludes 1943–60
Twelve organ chorales on Norwegian folk tunes 1958–61 Lyche
Two organ works for advent 1958–63 (ToccataKonge er du visst Cantando)
Pezzi concertante, suite. Preludio. Pastorale. Tema con variationi. Fuga. 1966. Norsk Musikforlag
Nuptial intrada nr. 1 Kjærlighet er lysets kilde 1969 Vest-Norsk, in Norwegian Processional Music
Choral partita nr. 3 O Lamm Gottes 1972 Cantando
Choral partita nr. 4 religious folk tuneJeg ser deg O Guds lam 1972. Norsk Musikforlag
Sonata sacra 1974. For Maria Church, Bergen.
Choral partita nr. 5 for keyboard, folk tune I himmelen 1975 Norsk Musikforlag
Organ book from Ris church 1961–75 Ca. 750 organ chorales and choral preludes. Selections in
Musikkhuset (50 Organ chorales) and Cantando-Permen
Suite boreale.Introduksjon. Toccata. Interludium. Passacaglia. 1976
Chorale partitanr. 6 Jeg løfter opp til Gud min sang 1976. Noton-Cantando
Sonata nr.1 for obo and organ 1978
Sonata rigorosa (Organ sonata nr. 3) 1978
Choral phantasy Grosser Gott, wir loben dich 1980 Cantando
Sonata al festo (Organ sonata nr. 4) 1984
Sonata nr. 2 for obo and keyboard 1985
Nuptial intrada nr. 2 1984. Cantando in Jubilate nr. 2
Lieder (Auswahl)
To Norwegian songs and Lilja. 1942 Text Aslaug Vaa. Lyche
Four songs 1942.Text Henrik Rytter. Lyche
Four Skjæraasen songs (Sinn, Norsk salme, Sang på elva, Gjenskinn)1972 Norsk Musikforlag (In 6 Songs)
Two biblical songs for soprano, oboe and organ (Til deg Herre, Jeg vil glede meg) 1975
Fourteen religious folk tunes 1963–75 (I dag er nådens tid og Gå varlig. Concordia)
Four solo motets. Gospel of John 1966–76
God nat (Good night) 1976. Text Wergeland. Barnesalmeboka Verbum-IKO
Three songs (Di makt, Bruheim. Fødd i går, H. M. Vesaas. August, Skjæraasen) 1979 Norsk Musikforlag (In 6 Lieder)
Three solo motets for deep voice (Søk Herren, Drag inn, Fariseeren og tolderen) 1980
AlteMaria Weise, arrangement 1982. Norsk Musikforlag (In 6 Lieder)
Four biblical songs for deep voice, Book of Psalms 1983–85
3 Melodien im Norwegischen Psalmbuch 2013
868 Eg veit ei hamn (Original Tenk når engang) 1941 Text Bjarne Rabben
↑Bull, Edvard Sonstige: Norsk biografisk leksikon. Aschehoug, 1966, OCLC1067916426.
↑Elef Nesheim (1985) Musikgeschichte: „Die Symphonien repräsentieren die stilistische Entwicklung Badens. Er hat immer an einer tonalen Basis festgehalten und baut auf den klassischen Formen. Das Klangelement hat in einer sehr erweiterten Tonalität einen immer größeren Stellenwert erlangt.“
↑Nils Grinde (1981) Geschichte der norwegischen Musik: «Während des größten Teils seiner Produktion gibt es einen starken Sinn für musikalisch ausgewogene Form und eine solide Strukturtechnik mit Schwerpunkt auf Polyphonie. Obwohl er hauptsächlich in neoklassischer Tradition komponiert, experimentiert er gelegentlich. Solidität ist im Großen und Ganzen ein Merkmal, das man gerne mit ihm in Verbindung bringen würde.»
↑Harald Herresthal in Aftenposten. «Hier ist eine Zusammenfassung eines Lebens voller handwerklicher und musikalischer Erfahrungen in einem kunstvollen und solide geformten Werk»
↑Jarle Søraa in Verdens Gang: «eine der besten Symphonien der norwegischen zeitgenössischen Musik»