Crawinkel Stadt Ohrdruf
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Koordinaten: | 50° 47′ N, 10° 47′ O |
Höhe: | 469 m |
Fläche: | 25,23 km² |
Einwohner: | 1460 (31. Dez. 2022)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 58 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 2019 |
Postleitzahl: | 99885 |
Vorwahl: | 03624 |
Crawinkel ist ein Ortsteil von Ohrdruf im thüringischen Landkreis Gotha.
Crawinkel befindet sich am Nordrand des Thüringer Waldes. Die Kreisstadt Gotha liegt etwa 20 Kilometer, die Landeshauptstadt Erfurt etwa 30 Kilometer nördlich. Das Wintersportzentrum Oberhof liegt ca. 10 km entfernt.
Die erste urkundliche Erwähnung Crawinkels erfolgte 1088 in den Annalen des Klosters von Goseck als Cravunkele.[2] Zuvor sollen bereits an dieser Stelle die Grafen von Kevernburg um das Jahr 1065 eine Marienkapelle zum Gebet für den gesegneten Übergang über den Rennsteig begründet haben – die Gravincella.
Der Ort gehörte zum Amt Wachsenburg, welches 1640 zum Herzogtum Sachsen-Gotha, ab 1672 zum Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg und 1826 zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha kam.
Zu Crawinkel bemerkt Galletti in seiner topographisch-historischen Beschreibung des Gothaer Herzogtums von 1780:
Das Leben des Dorfes basierte auf verschiedenen Erwerbszweigen. Wichtig war der Mühlsteinbruch nahe dem Lütsche-Dorf. Zum anderen war es das Fuhrmannswesen, das durch die Lage des Ortes an der wichtigen Handelsstraße zwischen der Bischofsstadt Erfurt und der Handelsmetropole Nürnberg gute Voraussetzungen schuf. Aufgrund der Ausdehnung des Thüringer Waldes konnten die teilweise engen und steil ansteigenden Handelsstraßen nicht umgangen werden. Eine dieser Straßen führte von Arnstadt nach Crawinkel und durch die Steiger Hohle (Taleinschnitt am Steigerberg bei Frankenhain) nach Oberhof und über den Rennsteig nach Zella St. Blasii. Die Steiger Hohle war sehr eng, und so wurde die Übereinkunft getroffen, dass Fuhrwerke vormittags nur bergauf und nachmittags bergab die Straße befahren durften. Wer also zu spät in Crawinkel ankam, um weiter bergauf zu fahren, musste den nächsten Tag abwarten und im Ort übernachten. Da die stets wechselnde Einbahnstraße zu dieser Zeit nicht vor Überfällen sicher war, benötigte man zusätzliches bewaffnetes Geleit für die Fuhrwerke. Um die Handelsstraße entwickelte sich daher weiteres Handwerk und vor allem Gaststätten und Rasthäuser.
Crawinkel war einst auch einmal ein geschichtlich bedeutendes Zentrum des Thüringer Musikinstrumentenbaus, in dem hervorragende Geigen und Zistern gebaut wurden. Vom einstigen Können der Instrumentenbauer aus Crawinkel zeugen zahlreich erhaltene Instrumente aus dem 18. und 19. Jahrhundert in verschiedenen Museen Europas, so im Bachhaus Eisenach, im Musikinstrumentenmuseum Leipzig, im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, im Gemeentemuseum Den Haag und im Heimatmuseum „Alte Mühle“ Crawinkel.
Am 1. Dezember 1910 lebten in Crawinkel 1740 Einwohner.[4]
Das Dorf Crawinkel wurde durch seine Nähe zum Jonastal während der Endphase des Zweiten Weltkrieges der wichtigste Materialumschlagplatz für eines der geheimsten Bauvorhaben im Dritten Reich unter der Bezeichnung S III. Im Jonastal und unter dem Truppenübungsplatz Ohrdruf wurde mutmaßlich eines der Ausweich-Führerhauptquartiere gebaut. Von Crawinkel aus führte eine Feldbahnverbindung bis direkt vor das Stollensystem. Das Dorf wurde im April durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss zu zwei Dritteln zerstört. Kurz vorher wurde der geschichtsträchtige Waffenstillstandswaggon von Compiègne in unmittelbarer Nähe zum Crawinkler Bahnhof abgestellt. Etwas davon entfernt fiel er um den 12. April 1945 einem Brand zum Opfer, dessen Ursache nicht zweifelsfrei fest steht. Als Zeichen der deutsch-französischen Versöhnung wurde 1994 im Wald von Compiègne eine Eiche aus Crawinkel gepflanzt.
Mehr als hundert Zwangsarbeiter verschiedener Länder arbeiteten in der nahe dem Ort gelegenen Luftmunitionsanstalt 1/IV, die seit 1934 gebaut und am 10. Mai 1935 eingeweiht worden war.[5] Ab Januar 1945 wurden die erdüberdeckten Munitionsbunker auch immer mehr zur Unterbringung von bis zu 3000 KZ-Häftlingen aus Buchenwald umfunktioniert. Das so genannte Lager C war ein Außenlager des Außenkommandos S III von Buchenwald in das Zwangsarbeitslager Ohrdruf. Viele der Häftlinge kamen bei einem Todesmarsch im April 1945 ums Leben.[6]
Ab dem 1. Juli 1945 wurde das Dorf Teil der Sowjetischen Besatzungszone, ab 7. Oktober 1949 der DDR. Mit der Gebietsreform 1952 kam es zum Kreis Arnstadt, seit 1994 ist es wieder Teil des Landkreises Gotha. Diese von den Crawinkler Bürgern gewollte Eingliederung in den Landkreis Gotha führte kurz danach zu massiven Protesten der Bürger, bis hin zur Blockierung der durch den Ort führenden Bundesstraße 88. Grund der letztlich ergebnislosen Proteste waren die deutlich höheren kommunalen Abgaben des Landkreises Gotha.
Am 1. Januar 2019 wurde die selbständige Gemeinde Crawinkel in die Stadt Ohrdruf eingegliedert. Zuvor war Ohrdruf bereits erfüllende Gemeinde für Crawinkel.
Der Ort liegt an der B88. Zu DDR-Zeiten herrschte auf ihr reger Verkehr, auch zweigte in Crawinkel die wichtige Passstraße nach Oberhof von ihr ab. Mit der Eröffnung der Thüringer-Wald-Autobahn A71 ging der Verkehr auf der B88 jedoch stark zurück. Fernverkehr gibt es auf ihr nur noch in sehr geringem Umfang.
Crawinkel liegt an der Bahnstrecke Gotha–Gräfenroda, welche den Ort 1892 erreichte. Der ursprüngliche Plan der Gothaer Herzöge, diese Bahn zur Hauptstrecke zum herzoglichen Erholungsort Elgersburg auszubauen und über Ilmenau den Thüringer Wald zu überwinden erwies sich aber als viel zu teuer, so dass man die Strecke als Nebenbahn mit engen Radien baute. Seit 2011 findet kein planmäßiger Verkehr auf dieser erst bis 2005 komplett sanierten Strecke mehr statt. Die Strecke von Gotha über Ohrdruf, Crawinkel und Frankenhain zur Hauptbahn Erfurt–Würzburg in Gräfenroda ist noch vorhanden, wird aber nicht mehr planmäßig befahren.
Durch Crawinkel führen der Radwanderweg Bach-Rad-Erlebnis-Route und der Radfernweg Waldrandroute.
Der Ort Friedrichsanfang wurde 1859 nach Crawinkel eingemeindet. Friedrichsanfang entstand als eine Kolonistensiedlung und wurde auf Betreiben der herzoglichen Forstverwaltung im 17. Jahrhundert angelegt, sie bestand im Jahre 1780 aus einem Wirtshaus und drei Waldbauernhäusern. Die Lebensbedingungen waren viel härter als in der Crawinkler Gemeinde. Den Kolonisten mangelte es an Geld und Arbeitsgelegenheiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Im Jahr 1858 wurde der zuständige Landrat in Ohrdruf von der herzoglichen Verwaltung beauftragt, die Kleinsiedlung Friedrichsanfang, nun bestehend aus 10 Häusern und etwa 50 Einwohnern, nach Crawinkel einzugemeinden. Der Plan stieß sofort auf erbitterten Widerstand bei der Crawinkler Bevölkerung. Man sah sich als Opfer einer staatlichen Willkürmaßnahme und protestierte beim Herzoglichen Staatsministerium. Grund für die Querelen war der Umstand, dass einige in Friedrichsanfang lebende Familien durch die widrigen Lebensumstände seit längerer Zeit auf materielle Unterstützung angewiesen waren. Die Crawinkler forderten eine staatliche Beteiligung von 1.000 Talern, um diesen Familien zu helfen, doch zu dieser Zeit gab es keine Sozialversicherung und der Landrat verweigerte im Auftrag der Regierung diese hohe Summe. Nach einer Dringlichkeitssitzung erhielt der Gemeindevorsteher eine Bewilligung über maximal 200 Reichstaler und gab dem Druck der Behörde nach. Am 30. Januar 1859 wurde Friedrichsanfang nach Crawinkel eingemeindet.[7]
Tatsächlich scheint Crawinkel im Mittelalter das Stadtrecht erhalten zu haben. Es gibt dafür keine Urkunde, aber schon in einem Dokument von 1340 wird Crawinkel als Stadt bezeichnet. Auch in einem Diplom des Landgrafen Friedrich von Thüringen wird Crawinkel 1360 als Stadt bezeichnet. Unwahrscheinlich wäre das nicht, denn Crawinkel war im Mittelalter ein verhältnismäßig großer Ort am Beginn der wichtigen Passstraße über den Thüringer Wald bei Oberhof auf dem Handelsweg Erfurt–Nürnberg/Würzburg. Neben dem damals auf der Strecke bedeutenden Herbergswesen und dem Vorspann ab Crawinkel auf der Passstraße hatte Crawinkel auch ein bedeutendes Handwerk mit den Steinbrüchen und den Flößern auf dem Leinakanal. Für das Stadtrecht spricht auch der dreieckige Platz vor der Gemeindeschenke, welcher noch heute als „Markt“ bezeichnet wird. Im Mittelalter hingen das Marktrecht und das Stadtrecht in der Regel zusammen. Ein weiteres Indiz für das Stadtrecht ist, dass die Gemeindeschenke lange Zeit den Namen „Der alte Ratskeller“ führte. Aus der Mitte des 20. Jahrhunderts stammen noch Angaben von Einwohnern, wonach in eben jenem Ratskeller, dessen Gebäude wohl das Rathaus war, die Ratsherren ihre Sitzungen abhielten. Sie saßen erhöht auf einem Podest an ihrem „Herrentisch“. Dieser Tisch stand noch lange im später angebauten Saal. Die laufenden Akten der Ratsherren hatten ihren Platz in einem abschließbaren Wandschränkchen in der Gaststube. Ältere Schriftstücke und Urkunden lagen in einer großen Holztruhe auf dem Dachboden des Hauses. Die Truhe ist bis in die 1950er Jahre auf dem Dachboden noch nachgewiesen.
Entsprechend alten Überlieferungen hat Crawinkel sein Stadtrecht an Ohrdruf verkauft oder verloren. Eine Version der Geschichte besagt, dass Crawinkel nach dem großen Brand von 1624 sehr verarmte und das Stadtrecht für 100 Taler an Ohrdruf verkauft hat, um mit dem Geld die Kirche wiederaufzubauen.[8]
Der Gemeinderat bestand bis zur Eingemeindung nach Ohrdruf aus 12 Ratsfrauen und -herren.
Parteien und Wählergemeinschaften | 2014[9] | 2009[10] | 2004[11] | 1999[12] | 1994[13] | ||||||||||
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Anteil a | Sitze | Anteil a | Sitze | Anteil a | Sitze | Anteil a | Sitze | Anteil a | Sitze | ||||||
Christlich Demokratische Union Deutschlands | CDU | 46,8 | 6 | 22,8 | 3 | 36,3 | 4 | 37,0 | 5 | 15,3 | 2 | ||||
Sozialdemokratische Partei Deutschlands | SPD | 40,7 | 5 | 65,1 | 8 | 55,2 | 7 | 36,7 | 4 | 29,7 | 4 | ||||
Alternativen für Crawinkel | AfC | 12,5 | 1 | 12,1 | 1 | — | — | — | — | — | — | ||||
Unabhängige Wählergemeinschaft Crawinkel | UWG C | — | — | — | — | 8,5 | 1 | 26,3 | 3 | — | — | ||||
Deutsche Soziale Union | DSU | — | — | — | — | — | — | — | — | 46,4 | 6 | ||||
Freie Demokratische Partei | FDP | — | — | — | — | — | — | — | — | 5,0 | — | ||||
Unabhängige Wählergemeinschaft | UW | — | — | — | — | — | — | — | — | 3,6 | — | ||||
prozentualer Anteil ungültiger Stimmabgaben | 5,6 | 4,5 | 5,9 | 4,0 | 3,8 | ||||||||||
Sitze gesamt | 12 | 12 | 12 | 12 | 12 | ||||||||||
Wahlbeteiligung | 66,7 % | 59,4 % | 63,5 % | 72,4 % | 83,3 % |
Der Ortsteilbürgermeister von Crawinkel ist Heinrich Josef Bley (parteilos, früher CDU). Bley wurde am 6. Oktober 2013 zum ehrenamtlichen Bürgermeister der damals noch selbständigen Gemeinde gewählt, nach der Eingemeindung nach Ohrdruf übt er das Amt des Ortsteilbürgermeisters aus. Am 27. Oktober 2019 wurde er in diesem Amt bestätigt. Zuvor waren von 1994 bis 1999 Wolfgang Klimt (DSU), von 1999 bis 2010 Stefan Schambach (SPD) und von 2010 bis 2013 Onno Eckert (SPD) die ehrenamtlichen Bürgermeister von Crawinkel.[14][15]
Blasonierung: „In Rot eine goldene mit einem nach rechts gewendeten aufgerichteten schwarzen Ross belegte, bis zum Schildhaupt aufsteigende Spitze, vorn ein silbernes sechsspeichiges Rad und hinten ein silberner Mühlstein.“
Seit Juli 1992 existiert eine Partnerschaft mit der Gemeinde Juniville in Frankreich. Außerdem besteht eine Partnerschaft mit der baden-württembergischen Gemeinde Kusterdingen.
In der Nähe der Gemeinde befindet sich das Ultraleichtfluggelände Crawinkel mit dem Luftsportzentrum Crawinkel und dem Segelflugclub Crawinkel. Das Gebiet der Gemeinde gilt aufgrund der besonderen thermischen Bedingungen als günstig für das Hängegleiter- und Gleitschirmfliegen sowie für den Segelflug. Der Platz bietet den direkten Thermik- und Leewellen-Einstieg zum Gebirge durch optimale Lage am Rennsteig des Thüringer Waldes. Bei Wellenfluglage (Wind aus SW) steht die Haupt-Welle des Thüringer Mittelgebirges in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes Crawinkel.
Einer der vielen Vereine in Crawinkel ist der Sportverein SG Jugendkraft Crawinkel e. V. Er besteht aus sieben Abteilungen (Fußball, Gewichtheben, Gymnastik, Kegeln, Ski, Tischtennis und Volleyball).
Nördlich von Crawinkel befindet sich der Modellflugplatz des Motorflugclubs MFC Crawinkel. Der Modellflugplatz ist vom Luftfahrt-Bundesamt zugelassen. Der ModellFliegerClub Crawinkel besteht seit 1962.