Damit eine Störung gemäß dem DSM-5 als psychische Störung eingestuft wird, muss diese andauernd oder wiederkehrend sein. Die Symptome dürfen außerdem nicht auf eine Droge oder ein Medikament zurückzuführen sein und müssen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen verursachen. Normale Trauer und sozial abweichendes Verhalten (im politischen, sexuellen oder religiösen Sinne) sind nicht als psychische Störung zu werten (siehe auch Grundsätzliches zum DSM).[2]
2022 wurde die überarbeitete Fassung DSM-5-TR (Text Revision) veröffentlicht.[3]
Die Arbeit am DSM-5 begann 1999. Ab 2000 war Darrel Regier als Forschungsdirektor der APA verantwortlich für die Koordination der Vorbereitungsarbeiten. Seit 2004 gibt es eine eigene Website. Seit 2006 steht die DSM-5-Arbeitsgruppe unter Leitung von David Kupfer, Stellvertreter ist Darrel Regier. Seit 2007 trafen sich regelmäßig Arbeitsgruppen (sog. Task Forces) zu den verschiedenen diagnostischen Kategorien. Außerdem wurden die Forschungsergebnisse zahlreicher Konferenzen und Kongresse eingearbeitet.[1]
Von Beginn der Entwicklung an war auch eine enge Abstimmung mit der ICD-11 geplant. Im Mai 2013 wurde die endgültige DSM-5-Fassung schließlich veröffentlicht und löste damit das DSM-IV von 1994 ab.[4][5]
Umgestaltung der Einteilung von depressiven und bipolaren Störungen
Überarbeitung des Suchtkapitels (Integration von Süchten unter die Abhängigkeitserkrankungen) und eine Einstufung der Diagnosen in „mild“, „mittel“ oder „schwer“
Die Anzahl der im DSM aufgeführten Krankheiten und Störungen ist stetig von 106 (DSM-I) auf 374 (DSM-5) angestiegen.[8]
Dies könnte u. a. daran liegen, dass viele der ins DSM-5 neu aufgenommenen Diagnosen möglicherweise wissenschaftlich nicht genug überprüft und die Schwellwerte für ältere Diagnosen gesenkt wurden.[9] Eine Studie der University of Massachusetts Boston fand heraus, dass 69 % der DSM-5-Mitarbeiter Verbindungen zur Pharmaindustrie hatten; bei der Arbeitsgruppe zu affektiven Störungen waren es 83 % und bei den für Schlafstörungen zuständigen Autoren waren es 100 %.[10]
Durch die Möglichkeit, jede Verhaltensauffälligkeit als „milde“ Störung zu diagnostizieren, befürchten Kritiker eine Inflation von Diagnosen, die den Betroffenen dann lebenslang anhängen können.[11][12] Prominentester Kritiker ist der US-amerikanische Psychiater Allen Frances, der ehemalige Vorsitzende der DSM-IV-Kommission.[13] Auch das National Institute of Mental Health (NIMH) mit ihrem Leiter Thomas Insel kritisiert das DSM-5 für einen Mangel an Validität, obwohl er dessen hohe Reliabilität als Stärke anerkennt.[14]
↑Peter Falkai, Hans-Ulrich Wittchen (Hrsg.): Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen DSM-5. Hogrefe, 2015, ISBN 978-3-8017-2599-0, S.26–27.
↑Michael B. First, Lamyaa H. Yousif, Diana E. Clarke, Philip S. Wang, Nitin Gogtay, Paul S. Appelbaum: DSM‐5‐TR: overview of what’s new and what’s changed. In: World Psychiatry. Band21, Nr.2, Juni 2022, S.218–219, doi:10.1002/wps.20989, PMID 35524596, PMC 9077590 (freier Volltext).
↑Anna M. Ehret (2013): DSM-IV und DSM-5: Was hat sich tatsächlich verändert? (Review). In: Verhaltenstherapie. Band23, Nr.4, S.258–266, doi:10.1159/000356537 (karger.com [PDF]).
↑Lisa Cosgrove, Sheldon Krimsky: A Comparison of DSM-IV and DSM-5 Panel Members' Financial Associations with Industry: A Pernicious Problem Persists. In: PLoS Medicine. Band9, Nr.3, 13. März 2012, ISSN1549-1676, S.e1001190, doi:10.1371/journal.pmed.1001190, PMID 22427747, PMC 3302834 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 16. Dezember 2023]).
↑Frank Jacobi, Wolfgang Maier, Andreas Heinz: Diagnostic and Statistical Manual Of Mental Disorders: Hilfestellung zur Indikation. In: Ärzteblatt. Jg. 110, Nr.49, 2013 (online [PDF; abgerufen am 20. Januar 2015]).
↑Thomas Insel: Director’s Blog: Transforming Diagnosis. National Institute of Mental Health, 29. April 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2013; abgerufen am 11. Juni 2017 (englisch): „The goal of this new manual, as with all previous editions, is to provide a common language for describing psychopathology. While DSM has been described as a “Bible” for the field, it is, at best, a dictionary, creating a set of labels and defining each. The strength of each of the editions of DSM has been “reliability” – each edition has ensured that clinicians use the same terms in the same ways. The weakness is its lack of validity.“