Dieser Artikel beschreibt den technischen Standard DVB-T2. Zu der in Deutschland genutzten Spezifikation siehe DVB-T2 HD.
DVB-T2 (Abkürzung für englisch„Digital Video Broadcasting – Terrestrial, 2nd generation“; deutsch etwa „Digitale Videoübertragung – erdgebundenes Antennenfernsehen, zweite Generation“) ist der Nachfolgestandard von DVB-T. Er bezeichnet die Verbreitung digitaler Radio-, Fernseh- und Datensignale mittels terrestrischer Übertragung.[1] DVB-T2 zeichnet sich gegenüber seinem Vorgänger durch eine höhere spektrale Effizienz aus. Diese ermöglicht, eine höhere Zahl von Programmen zu übertragen, die auch noch eine höhere technische Qualität haben.
DVB-T2 ist zu DVB-T nicht kompatibel.
Kostengünstigere Verbreitung durch effizientere Frequenzbandnutzung. Das heißt, bei gleichem Bandbreitenbedarf können mehr Programme mit gleichzeitig besserer Qualität, inklusive HDTV gesendet werden.
Spezifische Punkte zu der Einführung und dem Betrieb von DVB-T2 in verschiedenen Ländern sind in einer eigenen Liste zusammengefasst. Der DVB-T2-Betrieb und dessen marktpolitische Implikationen in Deutschland sind im Artikel DVB-T2 HD, dem in Deutschland eingeführten Marketingbegriff, zusammengestellt. Hingegen wurde DVB-T am 3. Juni 2019 in der Schweiz ersatzlos eingestellt, DVB-T2 kam dort nicht zum Zuge.
Nutzung von COFDM als Modulationsverfahren: Neben den von DVB-T bekannten 2K- und 8K-Modi kann auch ein 16K- oder ein 32K-Modus verwendet werden, der größere Gleichwellennetze erlaubt. Zudem ermöglicht der 16K- und 32K-FFT-Modus bei gleicher Größe des Gleichwellennetzes ein relativ gesehen kürzeres Guard Intervall, was zu einer gesteigerten Nutzdatenrate führt.
Nutzung von 256-QAM: Bei DVB-T wurden QPSK, 16-QAM und 64-QAM verwendet. Diese ermöglichen die Übertragung von 2, 4 bzw. 6 Bits je Symbol. DVB-T2 wird jedoch zusätzlich die Option für 256-QAM beinhalten, was eine Übertragung von 8 Bits je Symbol ermöglicht. Die dafür benötigte höhere Signalfeldstärke wird teilweise durch die neue Vorwärtsfehlerkorrektur kompensiert.
Neue Vorwärtsfehlerkorrektur: Durch Verwendung neuer Fehlerkorrekturmechanismen lässt sich die benötigte Signalfeldstärke für fehlerfreien Empfang ein wenig reduzieren. Die Wahl fiel auf einen Code der Gruppe der LDPC-Codes (Low-Density-Parity-Check-Code).
Nutzung der MISO-Technik: MISO (Multiple Input – Single Output) verwendet mehrere Sendeantennen. Durch Ausnutzung spezieller Kanaleigenschaften lässt sich die Robustheit des Signals erheblich steigern.
Am 3. Juni 2008 ist ein Datenblatt der DVB-Gruppe erschienen.[5] Der Standard wurde im Juni 2008 vom Lenkungsausschuss ratifiziert.[6] In folgender Tabelle sind die wesentlichen technischen Unterschiede zwischen DVB-T und DVB-T2 zusammengefasst, in Fett die zusätzlichen Optionen bei DVB-T2:
Eine Abwärtskompatibilität zu DVB-T ist für den Nachfolger DVB-T2 nicht gegeben, da die Datenübertragungsverfahren auf der Funkschnittstelle inkompatibel zueinander sind. Nur wenn zusätzlich ein DVB-T-Empfänger verbaut ist, können DVB-T2-Geräte auch DVB-T empfangen. Solche Geräte können bei der Umstellung des Verbreitungsstandards weitergenutzt werden.
Im Rahmen von DVB-T2 können verschiedene Videokompressionsverfahren eingesetzt werden wie z. B. MPEG-4 AVC (H.264) oder High Efficiency Video Coding (H.265). Das eingesetzte Videokompressionsverfahren (Videocodec) ist zwar für den konkreten Fernsehempfang und Bilddarstellung wesentlich, ist aber kein Teil des DVB-T2-Standards, da der DVB-T2-Standard nur die physische Schicht der Übertragung definiert.
Peter Dehn: Fernsehen überall ganz einfach, Der Praxis-Ratgeber zum Digitalfernsehen per Antenne. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1163-5
Manfred Braun u. a.: Netzplanung und Kosten von DVB-T. Vitas 1999, ISBN 3-89158-244-7
Eric Karstens: Fernsehen digital. Eine Einführung. VS-Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14864-8