De Vlaamse Leeuw (ndl.) anhörenⓘ/?, zu deutsch „Der flämische Löwe“, ist der Name der NationalhymneFlanderns. Am 6. Juli 1973 wurde sie per Dekret zur Hymne erhoben. Hippoliet Van Peene (1811–1864) verfasste den Text, Karel Miry (1823–1899) komponierte die Melodie.
Nachdem Belgien im Jahr 1830 seine Unabhängigkeit erlangt hatte, strebte die Regierung unter Charles Rogier einen französischsprachigen Einheitsstaat an, der mit einer radikalen Frankonisierung durchgesetzt werden sollte. 1838 schrieb der flämische Schriftsteller Hendrik Conscience (1812–1883) den Roman De Leeuw van Vlaanderen (Der Löwe von Flandern), indem er Graf Robert III. von Béthune als Helden der Sporenschlacht und den Befreier Flanderns verherrlichte. Seither war der flämische Löwe das Symbol des flämischen Kampfes für politische und kulturelle Eigenständigkeit.
Drei Tage nachdem Flandern am 3. Juli 1973 per Gesetz kulturelle Autonomie erhalten hatte, bestimmte der Kulturrat für die niederländische Kulturgemeinschaft das Lied von van Peene und Miry zur Nationalhymne, das schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der Bevölkerung etabliert und beliebt war. Bei offiziellen Anlässen sollten allerdings nur die ersten zwei Strophen gesungen werden.
Am 11. Juli 1985 legte Karel Poma, der Kulturminister der niederländischsprachigen Gemeinschaft, die offizielle Fassung von Liedtext und musikalischer Notation fest. Die Tonart wurde um zwei Töne erniedrigt, der Text minimal geändert. Ein Dekret vom 7. November 1990 übertrug die bis dahin gültigen Regelungen von der niederländischen Kulturgemeinschaft auf die neugeschaffene Flämische Gemeinschaft.
Von den insgesamt fünf Strophen werden bei offiziellen Anlässen nur die ersten beiden gesungen. Der blutrünstige Text entspricht dem Charakter eines Kampfliedes und ist unter anderem aufgrund häufiger Perspektivwechsel und der schlechten Kohärenz von geringem literarischem Wert.
Textdichter und Komponist kannten sich als Mitglieder einer Genter Laienschaulspielgruppe namens Broedermin en Taalyver (Bruderliebe und Spracheifer). Als dort einmal über Volks- und Nationallieder diskutiert wurde – vermutlich im Juli 1847 –, verfasste Hippoliet van Peene den Text.
Unverkennbar ist der Einfluss des deutschen Vaterlandsliedes Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein, zu dem Nikolaus Becker angesichts französischer Gebietsansprüche 1840 den Text verfasst hatte. Dieses Lied – über 120-mal vertont, in seiner bekanntesten Fassung von Robert Schumann – war seinerzeit ungemein populär und lag ab 1845 auch in einer niederländischen Übersetzung von Theodor van Rijswijck vor.
Die Melodie stellt sich als einfacher (nach dem Muster A1–A2–B1–B2–C1-C2-D1–D2), aber auch eingängiger Marsch dar, für den der Rhythmus doppelt punktierter Viertel kennzeichnend ist. Die am häufigsten zu hörende Fassung basiert auf einer Bearbeitung von Jef van Hoof (1886–1959), die Hans Swinnen an die Vorgaben des Dekrets anpasste.