Der Strand von Falesa (engl. The Beach of Falesá) ist eine Erzählung des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson, die 1892[1] in den Illustrated London News und im Jahr darauf in der Sammlung Island Nights' Entertainments[2] erschien. Der Autor schrieb die Geschichte, die um 1868[3] auf einer Südseeinsel handelt, in seinen letzten Lebensjahren auf Samoa nieder.
Der Ich-Erzähler – das ist der Brite John Wiltshire – hat bereits vier Jahre am Äquator gelebt, als er für seinen Arbeitgeber den Koprahandel auf der Südsee[A 1]-Insel Falesa[A 2] übernimmt. Wiltshire nennt die Einheimischen entweder Eingeborene oder Kanaken.
Am Strand wird Wiltshire, der sich dem Leser als „armer Händler“ vorstellt, von dem Englisch sprechenden Chinesen Case empfangen. Case meint, Wiltshire brauche eine Frau. Gesagt, getan. Der Chinese arrangiert die Hochzeit mit der hübschen Uma, einer jungen bettelarmen Tongaerin mit langem Gesicht und hoher Stirn. Die „Hochzeit“ ist eine Farce. Der „Kaplan“, das ist der Neger John Blackamoar, stellt der Braut ein Dokument aus. Nur gut, dass sie es nicht lesen kann. Denn der „Ehemann“ kann nach den Buchstaben des Schriftstücks die „Ehefrau“ jederzeit zum Teufel jagen. Uma ist ihrem Manne ergeben: „Ich dir gehören wie Schwein!“[4] ruft sie aus.
Nachdem Wiltshire von sämtlichen Inselbewohnern ignoriert wurde, fordert der selbstbewusste Engländer Aufklärung bei den Häuptlingen. Case, der selber ein Händler ist, dolmetscht. Sein Fazit, die Einheimischen mögen den Ankömmling nicht. Er solle besser heute als morgen gehen.
Uma hatte vor Wiltshire bereits zwei Verehrer gehabt. Case war von ihr abgewiesen worden. Nachdem der zweite Verehrer, ein kleiner Häuptling, Uma verlassen hatte, war sie von der Dorfbevölkerung einhellig gemieden worden.
Mr. Tarleton, gleichsam der gute Geist in der Geschichte, sucht ab und zu Falesa auf. Der Geistliche greift ordnend-informierend ein. Uma übergibt dem Missionar ihren „Trauschein“ und wird auf dringlichen Wunsch Wiltshires mit ihrem Manne ordentlich getraut. Überdies wird Wiltshire von Tarleton ins Bild gesetzt: Case sei sein Todfeind, denn er habe bereits Wiltshires Vorgänger vertrieben beziehungsweise wahrscheinlich umgebracht. Case habe die Häuptlinge hinter sich und sei mittels faulen Zaubers der Herr im Dorf. Tarleton fürchtet, der Koprahändler Case werde Wiltshire als nächsten Händler beseitigen.
In der Tat – Case will Wiltshire umbringen. Der Engländer nimmt den Kampf gegen Case auf. Er macht Cases Kultstätte im Inselinnern ausfindig.
Darauf zerstört Wiltshire die „Schreckgespenster“. Nachdem ihn Case mit seiner Winchester angeschossen hat, ersticht er den Todfeind. Fortan floriert Wiltshires Kopra-Geschäft auf Falesa. Zwar fühlt sich der Engländer mit seiner Uma auf der Insel wohl, doch ist er froh, als ihn seine Firma ganz woandershin versetzt.
Der Autor nennt den Text ein extremes Stück Realismus, in dem nichts abgeschwächt und gefärbt ist und die erste realistische Südsee-Erzählung... mit wirklichem Südseekolorit und Details des dortigen Lebens.[5]
Ein „britischer Untertan“ blickt erzählend etliche Jahre zurück. Des Erwähnens beziehungsweise Nachdenkens wert, was Stevenson Anfang der 1890er Jahre über auch heute noch – aus europäischer Sicht – abgelegene Weltgegenden berichtet:
Manche Gedankensplitter des Ich-Erzählers tragen aus der Sicht des 21. Jahrhunderts das Stigma des Rassismus beziehungsweise tangieren diese Abstempelung: