Detlef Weigel

Weigel 2016

Detlef Weigel (* 15. Dezember 1961 in Dannenberg) ist ein deutsch-amerikanischer Biologe.

Detlef Weigel wuchs in Lüchow (Wendland) auf, studierte von 1981 bis 1985 Biologie und Chemie an den Universitäten Bielefeld und Köln. Seine Diplomarbeit über die Neurogenese bei Drosophila fertigte er bei José Campos-Ortega an. Danach wechselte er an das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, wo er bei Herbert Jäckle die Musterbildung im Drosophila-Embryo untersuchte. In seiner Doktorarbeit beschrieb er das erste Mitglied einer wichtigen Klasse von Transkriptionsfaktoren, der Forkhead-Proteine.[1][2] Seine mit summa cum laude ausgezeichnete Dissertation reichte er 1988 an der Eberhard Karls Universität Tübingen ein.

Während seines Postdoc-Aufenthalts bei Elliot Meyerowitz am Caltech in Pasadena wandte er sich der pflanzlichen Molekularbiologie zu: er klonierte und charakterisierte das Blüten-Identitätsgen LEAFY aus der Arabidopsis thaliana (Ackerschmalwand).[3] Von 1993 bis 2002 war er als Assistant und Associate Professor am Salk Institute for Biological Studies in La Jolla tätig. Er nahm 2002 einen Ruf als wissenschaftliches Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie (seit 2022 Max-Planck-Institut für Biologie Tübingen) an, wo er die Abteilung für Molekularbiologie gründete. Er ist weiterhin Honorarprofessor am Salk Institute for Biological Studies und an der Universität Tübingen.

Weigel hat in den 1990ern hauptsächlich die Blütenentwicklung und die Kontrolle des Blühbeginns untersucht. Auf beiden Gebieten haben die Arbeiten seines Labors wesentliche und oft Bahn brechende Erkenntnisse geliefert. So gelang es ihm und seinem Mitarbeiter Ove Nilsson, das LEAFY-Gen aus der Arabidopsis thaliana auf Zitterpappeln zu übertragen, wodurch sich der Zeitraum bis zur Blüte dieses Baumes auf wenige Monate reduziert.[4] Des Weiteren entdeckten Weigel und seine Mitarbeiter das FT-Gen,[5] dessen Produkt ein wichtiger Bestandteil des mobilen Blühsignals ist;[6] die Fachzeitschrift Science zählte dies zu den drei wichtigsten Erkenntnissen des Jahres 2005. Von ihm entwickelte neuartige genetische Verfahren führten zur Entdeckung der ersten MicroRNA-Mutante in Pflanzen.[7]

Die Beschäftigung mit Faktoren, die den Blühbeginn steuern, erweckte bei Weigel das Interesse für die Evolution adaptiver Merkmale, für die das Blühen ein Paradebeispiel darstellt. Neben Arbeiten zur genetischen Variation beim Blühbeginn und anderen umweltabhängigen Entwicklungsvorgängen[8][9] kommt ebenfalls der Erstellung neuer genomischer Ressourcen, wie der ersten Haplotypkarte bei einem nicht-menschlichen Organismus,[10][11] eine große Bedeutung zu. Zu diesem Zweck rief Weigel das 1001 Genomes Projekt[12] für Arabidopsis thaliana ins Leben. In seiner eigenen Forschung nutzte er diese Ressourcen unter anderen, um die molekularen und evolutionären Grundlagen eines in Hybriden auftretenden Autoimmunitätssyndrom zu untersuchen.[13] Viele der ursächlichen Gene kodieren für Komponenten des pflanzlichen Immunsystems, was auf Beschränkungen bei der Kombination von optimalen Resistenzgenen hinweist.[14] Seit einigen Jahren beschäftigt sich Weigel mehr und mehr mit Fragen an der Schnittstelle von Evolution und Ökologie Wie können sich Wildpflanzen an den Klimawandel anpassen,[15] und wie schaffen sie es, ihre Krankheitserreger in Schach zu halten?[16]

Preise und Auszeichnungen

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Einzelnachweise

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  1. D. Weigel et al.: The homeotic gene fork head encodes a nuclear protein and is expressed in the terminal regions of the Drosophila embryo. In: Cell. Band 57, 1989, S. 645–658, PMID 2566386.
  2. D. Weigel, Herbert Jäckle: The fork head domain, a novel DNA-binding motif of eucaryotic transcription factors? In: Cell. Band 63, 1990, S. 455–456, PMID 2225060.
  3. D. Weigel et al.: LEAFY controls floral meristem identity in Arabidopsis. In: Cell. Band 69, 1992, S. 843–859, PMID 1350515.
  4. D. Weigel, Ove Nilsson: A developmental switch sufficient for flower initiation in diverse plants. In: Nature. Band 377, 1995, S. 495–500.
  5. Igor Kardailsky et al.: Activation tagging of the floral inducer FT. In: Science. Band 286, 1999, S. 1962–1965, PMID 10583961.
  6. Philipp A. Wigge et al.: Integration of spatial and temporal information during floral induction in Arabidopsis. In: Science. Band 309, 2005, S. 1056–1059, PMID 16099980.
  7. Javier F. Palatnik et al.: Control of leaf morphogenesis by microRNAs. In: Nature. Band 425, 2003, S. 257–263, PMID 12931142.
  8. Julin N. Maloof et al.: Natural variation of light sensitivity in Arabidopsis. In: Nature Genetics. Band 29, 2001, S. 441–446.
  9. Sureshkumar et al.: A genetic defect caused by a triplet repeat expansion in Arabidopsis thaliana. In: Science. Band 323, 2009, S. 1060–1063, PMID 19150812.
  10. Richard M. Clark et al.: Common sequence polymorphisms shaping genetic diversity in Arabidopsis thaliana. In: Science. Band 317, 2007, PMID 17641193, S. 338–342.
  11. Sung Kim et al.: Recombination and linkage disequilibrium in Arabidopsis thaliana. In: Nature Genetics. Band 39 (2007), S. 1151–1155, PMID 17676040.
  12. 1001genomes.org
  13. Kirsten Bomblies et al.: Autoimmune response as a mechanism for a Dobzhansky-Muller-type incompatibility syndrome in plants. In: PLOS Biology. Band 5, 2007, S. e236, PMID 17803357.
  14. Eunyoung Chae et al.: Species-wide genetic incompatibility analysis identifies immune genes as hot spots of deleterious epistasis. In: Cell. Band 159, 2014, S. 1341–1351, PMID 25467443.
  15. Moises Exposito-Alonso, Hernán A. Burbano et al.: Natural selection on the Arabidopsis thaliana genome in present and future climates. In: Nature. Band 573, Nr. 7772, 5. September 2019, ISSN 0028-0836, S. 126–129, doi:10.1038/s41586-019-1520-9 (nature.com [abgerufen am 3. Februar 2022]).
  16. Talia L. Karasov, Juliana Almario, Claudia Friedemann, Wei Ding, Michael Giolai: Arabidopsis thaliana and Pseudomonas Pathogens Exhibit Stable Associations over Evolutionary Timescales. In: Cell Host & Microbe. Band 24, Nr. 1, Juli 2018, S. 168–179.e4, doi:10.1016/j.chom.2018.06.011, PMID 30001519, PMC 6054916 (freier Volltext) – (elsevier.com [abgerufen am 3. Februar 2022]).
  17. Mitgliedseintrag von Prof. Dr. Detlef Weigel (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 20. Juli 2016.
  18. Members: Detlef Weigel. Royal Society, abgerufen am 30. März 2023.
  19. Detlef Weigel will receive the Barbara McClintock Prize 2019. Max-Planck-Gesellschaft, 26. März 2018. Abgerufen am 4. Juli 2018
  20. Prize recipient: plants need special help to survive climate change. In: Novo Nordisk Fonden. Abgerufen am 3. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  21. Stephen Hales Prize. Abgerufen am 3. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).