Diapason

Diapason ist ursprünglich der griechische Name für die Oktave. Altgriechisch διαπασων diapasōn ist zusammengesetzt aus διά dia und πασῶν [χορδῶν] pasōn [chordōn], das bedeutet „durch alle [Noten]“.

Im Spanischen (als „Griffbrett“ der Gitarre) und Französischen hat diapason weitere Bedeutungen. Weil die Oktave durch die Verkürzung der Saiten- oder Rohrlängen entsteht, wandten die Franzosen das Wort diapason beim Musikinstrumentenbau und in weiterer Beziehung auch bei der Stimmung der Instrumente an, so dass französisch diapason nicht nur Mensur, sondern auch Kammerton und Stimmgabel bzw. Stimmpfeife bedeuten kann.

Das englische Fremdwort Diapason bezeichnet weiterhin ein Orgelregister. Im altenglischen Orgelbau wurden zunächst nur die Basspfeifen des Prinzipal Diapason genannt,[1] später das ganze Prinzipalregister. Die Begriffsausweitung erfolgte analog zum Bordun. Während sich im Niederländischen für die gedeckten Labialregister die Bezeichnung „Holpijp“ herausbildete, unterschied der englische Orgelbau von Anfang an zwischen dem Open Diapason, dem offenen Prinzipalregister, und dem gedeckten Stopped Diapason, der aus Holz gefertigt wurde. Seit dem frühen 19. Jahrhundert fanden beide Namen auch im US-amerikanischen Orgelbau Eingang. Aristide Cavaillé-Coll verwendete die Bezeichnung für ein Prinzipalregister ab 1870 relativ häufig. Durch seine Nachfolger erfuhr sie ab den 1880er Jahren auch im französisch-belgischen und vereinzelt auch im deutschsprachigen Raum Verbreitung. Die Mensur des Open Diapason entspricht dem der Prinzipale. Hingegen blieb der Name Stopped Diapason auf England (und die USA) und einige von dort exportierte Orgeln beschränkt. Im Gegensatz zum kontinentalen Gedackt erfolgt die Windführung nicht über den Kern, sondern über das Unterlabium der Pfeife. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert konnten die Stöpsel durchbohrt werden, wodurch hölzerne Rohrflöten entstanden.[2]

Der Leipziger Historiker Karl Lamprecht verwendete den Begriff Diapason in seinem 1891/1909 erschienenen Monumentalwerk Deutsche Geschichte, um damit die „sozialpsychische Gesamtdisposition“ einer Epoche zu bezeichnen.[3]

  • Der große Brockhaus. 16. Ausgabe 1953. Bd. 3, S. 248.
  • Roland Eberlein: Orgelregister. Ihre Namen und ihre Geschichte. 3. Auflage. Siebenquart, Köln 2016, ISBN 978-3-941224-00-1, S. 149–152.

Einzelnachweise

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  1. Eberlein: Orgelregister. 2016, S. 149.
  2. Eberlein: Orgelregister. 2016, S. 151.
  3. Hasso Spode: Was ist Mentalitätsgeschichte? In: Heinz Hahn (Hrsg.): Kulturunterschiede. IKO-Verlag, Frankfurt 1999, ISBN 3-88939-477-9, S. 25.