Die Kameliendame (La Dame aux camélias) ist ein Roman des französischen Autors Alexandre Dumas d. J. Er erschien 1848 in Paris und wurde zu einem der größten Erfolge des sonst im Schatten seines Vaters stehenden Autors.
Wie auch andere Romane Dumas’ d. J. beschäftigt sich das Buch mit der Pariser Halbwelt, der demi-monde, in der sich Dumas bewegte. Die Handlung der Kameliendame ist teilweise autobiografisch und erzählt die Geschichte seiner Begegnung als Zwanzigjähriger mit der Modistin und KurtisaneMarie Duplessis.
Der junge Armand Duval, ein Mann aus den besten Kreisen der Pariser Gesellschaft, lernt die Kurtisane Marguerite Gautier kennen und lieben. Die einzigen Blumen, mit denen man sie beschenken darf, sind Kamelien. Nach anfänglichen Eifersüchteleien und Rückzügen seitens Armands, der sich immer heftiger in sie verliebt und dementsprechend ungehalten auf ihren Lebensstil reagiert, verliebt sich auch Marguerite in ihn und versucht, ihr früheres, liederliches Leben seinetwillen aufzugeben und mit ihm zusammen ein neues Leben zu beginnen.
Als sein Vater, ein überaus sittsamer Mensch, der sehr um seinen Sohn besorgt ist, von der Liaison erfährt, versucht er zunächst energisch, diesen umzustimmen. Als dieser höflich, aber bestimmt ablehnt, sucht der Vater heimlich Marguerite auf und macht ihr entrüstet Vorwürfe. Als sie ihn von der Echtheit ihrer Liebe zu Armand überzeugt, beschwört er sie, seinen Sohn und dessen Zukunft nicht durch die ehrlose Verbindung zu gefährden. Sie beugt sich, trennt sich von Armand und kehrt um seinetwillen in ihr altes Leben zurück.
Armand erfährt nichts von den Vorgängen und ist tief verletzt. Erst als sie schwer lungenkrank im Sterben liegt, erfährt er die Gründe ihres Handelns.
Da das Buch beim Publikum sehr erfolgreich war, arbeitete Dumas das Stück zu einem Bühnendrama um, das am 2. Februar 1852 in Paris uraufgeführt wurde, nachdem man die Premiere aus moralischen Erwägungen heraus mehrmals verschoben hatte. Ab 1880 spielte die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt die Hauptrolle in der Kameliendame und feierte damit weltweit große Erfolge. Das Stück sollte zu ihrer Lebensrolle werden.
Die Kameliendame wurde in über 20 Kinofilme adaptiert. Insbesondere in der frühen Filmgeschichte war der Stoff als ideales Material für berühmte Schauspielerinnen wie Sarah Bernhardt und Greta Garbo beliebt.
1907: erste Verfilmung des Stoffes unter der Regie von Viggo Larsen in Dänemark
1909: Camille, italienischer Stummfilm von Ugo Falena mit Vittoria Lepanto als Kameliendame
1911: La Dame aux Camélias, französischer Stummfilm mit Sarah Bernhardt als Kameliendame
1981: Die Kameliendame (La Dame aux camélias), französisch-italienischer Film von Mauro Bolognini mit Isabelle Huppert in der Titelrolle; erzählt die Lebensgeschichte von Marie Duplessis
1984: Camille, britischer Fernsehfilm mit Greta Scacchi als Kameliendame und Colin Firth als Armand
2001: Moulin Rouge, Musical-Filmdrama, mit Nicole Kidman als Satine und Ewan McGregor als Christian; die Handlung des Films leitet sich zum Teil von der Kameliendame ab.[1]
1956: Regie Walter Ohm. Mit Käthe Gold (Marguerite Gautier), Peter Lühr (Armand Duval), Hans Leibelt (Herr Duval, Armands Vater), Lina Carstens (Prudence Duvernoy), Constanze Menz (Nanine, Marguerites Zofe), Klaus Havenstein (Gaston Nieux) u. a. – Dauer 83:54 Min. Tondokument ist erhalten.
2013: Regie: Clemens Schönborn Mit Sophie Rois (Marguerite Gautier), Bernhard Schütz (Nestor), Kai-Ingo Rudolph (Armand Duval) u. a. - Dauer 49:00 Min. Ausgezeichnet mit dem Grand Prix Marulic 2014
Der Choreograf John Neumeier schuf 1978 ein Ballett, das am 4. November desselben Jahres im Großen Haus der Württembergischen Staatstheater in Stuttgart mit Marcia Haydée in der Titelrolle uraufgeführt wurde.
John Neumeier selbst verfilmte sein Ballett 1987 mit Marcia Haydée, Ivan Liška, François Klaus, Colleen Scott und Vladimir Klos in den Hauptrollen.
Alexandre Dumas d. J.: Die Kameliendame. Übersetzt von Walter Hoyer. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-7466-6100-5.
Alexandre Dumas d. J.: Die Kameliendame. Roman, aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort herausgegeben von Michaela Meßner. 7. Auflage. dtv, München 2005, ISBN 978-3-423-12479-9.
Alexandre Dumas d. J.: Die Kameliendame. Vollständige Neuübersetzung von Andrea Spingler. Insel, Berlin 2012, ISBN 978-3-458-17557-5.
Hörbuch:
Alexandre Dumas d. J.: Die Kameliendame. Roman, gelesen von Senta Vogt (6 Audio-CDs + 1 Bonus-CD im MP3-Format). TechniSat Digital, Daun 2006, ISBN 978-3-86667-306-9.
↑Wilfried Wiegand: Film der Woche: Moulin Rouge: Dem Mammon zu Willen. In: FAZ.NET. 17. Oktober 2001, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 16. März 2024]).