Die erste Walpurgisnacht op. 60 (MWV D 3) ist eine im Mai 1799 verfasste Ballade von Johann Wolfgang von Goethe, in Musik gesetzt von Felix Mendelssohn Bartholdy in Form einer weltlichen Kantate für Soli, Chor und Orchester (1833).
Es war von Anfang an Goethes Absicht, dass seine Ballade als Chorkantate vertont werden sollte. Als Komponisten hatte er seinen Freund Carl Friedrich Zelter ausersehen. Als der jedoch den Text zum ersten Mal las, soll er ausgerufen haben: „Wer das vertonen will, muss erst die alte abgetragene Kantatenuniform ablegen!“ Er selbst fühlte sich dazu nicht in der Lage, sondern gab die Vorlage an seinen Schüler Felix Mendelssohn Bartholdy weiter.
1830/31 reiste Mendelssohn durch die Schweiz und Italien. Aus Rom schrieb er an Goethe: „Was mich seit einigen Wochen fast ausschließlich beschäftigt, ist die Musik zu dem Gedicht von Eur. Exzellenz, welches die erste Walpurgisnacht heißt. Ich will es mit Orchesterbegleitung als eine Art großer Kantate komponieren. … ich weiß nicht, ob mirs gelingen wird, aber ich fühle, wie groß die Aufgabe ist und mit welcher Sammlung und Ehrfurcht ich sie angreifen muß.“ – Erst nach Goethes Tod am 22. März 1832 erklang das Werk zum ersten Mal im Herbst 1832, und zwar in Mendelssohns Elternhaus. Die öffentliche Uraufführung folgte am 10. Januar 1833 in der Sing-Akademie zu Berlin. Am Pult stand der Komponist selbst.
Zehn Jahre später, 1842/43, arbeitete Mendelssohn sein Werk grundlegend um. Diese zweite Fassung fand ihre Uraufführung, wie die vorige einstudiert und geleitet vom Komponisten, am 2. Februar 1843 im Leipziger Gewandhaus. Unter den Zuhörern waren Robert Schumann und Hector Berlioz, der sich besonders begeistert über das Werk äußerte. In dieser zweiten Fassung wird das Werk heutzutage üblicherweise aufgeführt.
Gesang: vierstimmiger gemischter Chor, 4 Soli (Alt, Tenor, Bariton, Bass)
Orchester: 3 Flöten (3. Piccolo), 2 Oboen, 2 Klarinetten in A, B und C, 2 Fagotte, 2 Hörner in C, F, E und D, 2 Trompeten in D, E und C, 3 Posaunen, Pauken, große Trommel, Becken und Streicher
Goethe selbst verfasste in seinem Brief an Zelter vom 3. Dezember 1812 eine Art Inhaltsangabe seiner Ballade so:
„So hat nun auch einer der deutschen Altertumsforscher die Hexen- und Teufelsfahrt des Brockengebirges, mit der man sich in Deutschland seit undenklichen Zeiten trägt, durch einen historischen Ursprung retten und begründen wollen. Dass nämlich die deutschen Heidenpriester und Altväter, nachdem man sie aus ihren heiligen Hainen vertrieben und das Christentum dem Volke aufgedrungen, sich mit ihren treuen Anhängern auf die wüsten unzugänglichen Gebirge des Harzes im Frühlingsanfang begeben, um dort, nach alter Weise, Gebet und Flamme zu dem gestaltlosen Gott des Himmels und der Erde zu richten. Um nun gegen die aufspürenden bewaffneten Bekehrer sicher zu sein, hätten sie für gut befunden, eine Anzahl der ihrigen zu vermummen, und hierdurch ihre abergläubischen Widersacher entfernt zu halten und, beschützt von Teufelsfratzen, den reinsten Gottesdienst zu vollenden.“
Ouverture
Sie besteht aus zwei Teilen:
1. Ein Druide (Tenor) und Chor der Druiden und des Volkes (Allegro vivace non troppo)
2. Eine alte Frau aus dem Volk (Alt) und Chor der Weiber aus dem Volk (Allegro non troppo)
3. Der Priester (Bariton) und Chor der Druiden (Andante maestoso)
4. Chor der Wächter der Druiden (Allegro leggiero)
5. Ein Wächter der Druiden (Bass) und Chor der Wächter der Druiden (Rezitativ)
6. Chor der Wächter der Druiden und des Heidenvolkes (Allegro molto)
7. Der Priester (Bariton) und Chor der Druiden und des Heidenvolkes (Andante maestoso)
8. Ein christlicher Wächter (Tenor) und Chor der christlichen Wächter (Allegro molto)
9. Der Priester (Bariton) und allgemeiner Chor der Druiden und des Heidenvolkes (Andante maestoso)