Die großen Vier (Originaltitel: The Big Four) ist der siebte Kriminalroman der britischen Autorin Agatha Christie, der auf zwölf zuvor erschienenen Kurzgeschichten beruht. Der Roman erschien zuerst im Vereinigten Königreich bei William Collins & Sons am 27. Januar 1927[1] und später im selben Jahr in den USA bei Dodd, Mead and Company.[2][3] Die deutsche Erstausgabe wurde 1963 im Scherz-Verlag in der Übersetzung von Hans Mehl[4] veröffentlicht. 2015 wurde eine Neuübersetzung von Giovanni Bandini veröffentlicht bei Atlantik, Hamburg.
Es ermitteln Hercule Poirot, Arthur Hastings und Inspektor (später Chefinspektor) Japp.
Captain Arthur Hastings reist von seiner Wahlheimat Argentinien zu seinem Freund Hercule Poirot nach London, um ihm einen Überraschungsbesuch abzustatten. Dieser will jedoch gerade nach Südamerika abreisen, da er von dem amerikanischen Multimillionär Abe Ryland einen gut bezahlten Auftrag erhalten hat.
Als Poirot Hastings die Umstände seiner Abreise zu erklären versucht, bemerken die beiden einen Eindringling in Poirots Schlafzimmer. Dieser scheint sehr verwirrt zu sein: Er murmelt stets Poirots Namen und Adresse. Ein hinzugerufener Arzt erklärt dem Ermittlerduo, der Mann habe einen Schock erlitten. Als man dem Unbekannten Stift und Papier gibt, schreibt dieser dauernd Vieren auf das Papier, bis Hastings die Verbrecherorganisation „Die großen Vier“ erwähnt, von der Poirot zuvor gesprochen hatte. Daraufhin beginnt der Eindringling, den beiden nähere Auskunft über diese Organisation zu geben, und fällt dann in Ohnmacht.
Poirot und Hastings lassen den Unbekannten in Poirots Wohnung zurück, da Poirot dringend nach Brasilien reisen muss. Poirot entscheidet sich im letzten Moment, doch in England zu bleiben. Er findet den Unbekannten tot in seiner Wohnung auf und vermutet hierbei eine Blausäure-Vergiftung, da diese bis auf einen unangenehmen Geruch keine Spuren hinterlässt. Schon kurze Zeit später erscheint ein angeblicher Arbeiter einer Heilanstalt, der behauptet, der Tote sei ein ausgebrochener Insasse, der sich von chinesischen Geheimorganisationen verfolgt fühle. Es stellt sich jedoch heraus, dass dort kein Insasse ausgebrochen ist. Poirot vermutet hinter dem Mann der Heilanstalt Verbrecher „Nr. 4“, da der Sterbende als Hinweis auf seinen Mörder die Uhr noch auf 4:00 Uhr hatte stellen können. Chiefinspektor Japp kann den Toten später als Geheimagenten identifizieren.
Poirot versucht in diesem Fall anhand der Hinweise zu ermitteln, die der Verstorbene erwähnt hat:
In Die großen Vier ermittelt Poirot in mehreren Mordfällen, Anschlägen oder anderen Verbrechen, hinter denen er die Großen Vier vermutet. In jeweils einem Fall begegnet er dabei Nr. 3 und Nr. 2, die bei der Aufklärung des Falles noch einen Auftritt haben. In den sonstigen Fällen haben es Poirot/Hastings meist mit Nr. 4 zu tun, der in jedem Fall eine andere Identität annimmt. Nr. 1 wird während des gesamten Romans des Öfteren erwähnt, tritt jedoch niemals auf. Zu Poirots und Hastings Überraschung gehört die ihnen bekannte kriminelle Komtesse Vera Rossakoff ebenfalls der Organisation an und hält sich meist in der Nähe von Nr. 3 auf. Poirot gibt am Ende des Romanes zu, Li Chang Yen und Vera Rossakoff tief zu bewundern, was Hastings sichtlich missfällt.
Alle Kurzgeschichten, aus denen The Big Four zusammengestellt ist, wurden zuerst 1924 im The Sketch Magazine mit dem Untertitel The Man who was No. 4 (Der Mann, der Nr. 4 war) wie folgt (ohne Illustrationen) veröffentlicht:
In den USA erschien die Mehrheit der Geschichten im Blue Book Magazine vom März 1927 bis Januar 1928, wobei diese Veröffentlichung sich eher an die Buchform hält als an die ursprünglichen Geschichten.
Das Jahr 1926 war ein sehr schwieriges Jahr für Christie. Am Anfang des Jahres starb ihre Mutter, und während sie noch mit der Regelung des Erbes befasst war, verließ ihr Mann sie, nachdem er mit einer Golfpartnerin fremdgegangen war. Da sie dringend Geld benötigte, aber nicht in der Lage war, einen Roman zu schreiben, schlug ihr Schwager Campbell Christie vor, die bereits im Sketch Magazine erschienenen Kurzgeschichten zu einem Roman zusammenzustellen. Er half auch, sie in eine für die Buchveröffentlichung geeignetere Form zu bringen.[5] Seine Hilfe bestand vor allem darin, den Anfang und das Ende der einzelnen Geschichten so zu ändern, dass sie besser in den Fluss des Romans passten. Die Reihenfolge der Geschichten wurde nicht verändert.
1942 bat Christie ihren Agenten, Edmund Cork, ein Manuskript in Reserve zu halten (mit großer Wahrscheinlichkeit Sleeping Murder (Ruhe unsanft)) und stellte in einem Brief an ihn fest: „Ich habe einmal in einer Position, wo ich schreiben wollte, um Geld zu verdienen, gemerkt, dass ich es nicht kann - das ist ein so nervenaufreibendes Spiel. Hätte ich damals nur ein Manuskript im Ärmel gehabt, es hätte einen riesigen Unterschied gemacht. Das war die Zeit, als ich das scheußliche Buch The Big Four produzierte und mich selbst zu The Mystery of the Blue Train (Der blaue Express) zwang.“[5]
Trotzdem wurde der fertige Roman The Big Four zu ihrem bis dahin größten Erfolg, was allgemein mit der großen Diskussion über ihren zuvor veröffentlichten Roman Alibi begründet wurde.
Dies ist das zweite Buch ohne Widmung. Das erste war Poirot Investigates (Poirot rechnet ab). Wie oben beschrieben, entstand dieses Buch in großer materieller und emotionaler Not, so dass Christie, die ihre Romane immer ihr nahestehenden Personen widmete, keine Veranlassung zu solch einer Widmung fand.
Dieser Roman wurde 2013 für die englische Fernsehserie Agatha Christie’s Poirot verfilmt. Die Folge wurde am 23. Oktober 2013 gesendet.
Dieser Roman ist einer der wenigen der Autorin, von denen es keine allgemein zugängliche Umsetzung als Hörbuch in deutscher Sprache gibt.
Für blinde und sehbehinderte Menschen gibt es eine Ausgabe als DAISY-Hörbuch, die bei den einzelnen Blindenhörbüchereien ausgeliehen werden kann. Das Hörbuch wurde 2012 von der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig produziert. Der Sprecher ist Wolfgang Schilling. Die Spieldauer beträgt 7 Stunden und 35 Minuten.