Dieter Goltzsche wuchs in Dresden auf. Nach dem Besuch der Grundschule erlernte er von 1950 bis 1952 den Beruf des Textilmusterzeichners und Patroneurs. 1952 bis 1957 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei den Professoren Hans Theo Richter und Max Schwimmer. Früh schon fiel Goltzsche durch überdurchschnittliche künstlerische Begabung auf, was Max Schwimmer veranlasste, ihn 1958 zu seinem Meisterschüler an die Deutsche Akademie der Künste nach Berlin zu berufen. Goltzsche sollte Schwimmers einziger Meisterschüler bleiben. Durch Auseinandersetzungen zwischen dem ZK der SED und der Akademie, die sich auf Formalismusvorwürfe gegenüber den Akademiemitgliedern bezogen, war Goltzsches Meisterschülerschaft bereits 1959 wieder beendet. Seit dieser Zeit lebt der Künstler freischaffend in Berlin und ließ sich 1960 zunächst in Köpenick und später in Friedrichshagen nieder.[1] Ab 1978 war er Hochschullehrer und ab 1980 Dozent für Malerei und Graphik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Er hatte im In- und Ausland eine große Zahl von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u. a. von 1958 bis 1988 an sechs Deutschen Kunstausstellungen bzw. Kunstausstellungen der DDR in Dresden.
Goltzsche war bis 1990 Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR und ist seit 1990 Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Von 1992 bis 2000 hatte er eine Professur an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee inne.
Studienreisen führten Goltzsche 1956 nach Norditalien, 1968 nach Bulgarien, 1970 nach Leningrad, 1981 nach Mailand und in die Toskana, 1988 nach Südtirol, Venedig und Verona, 1990 nach Israel, 1991 nach Rom, seit 1993 folgten weitere auch mehrfache Reisen nach London, Paris und Frankreich sowie in die Schweiz.
Dieter Goltzsche ist ein leidenschaftlicher Beobachter. Bildanlässe liefert seit jeher das Naheliegende: Die menschliche Figur, der Innenraum sowie Stadt und Landschaft. Zunächst war die Zeichnung sein bevorzugtes Medium. Sein druckgraphisches Werk begann zwischen 1955 und 1957 mit Radierungen und Lithographie, einige Linol- und Holzschnitte kamen dazu. 1964 erweiterte sich das Œuvre durch die Offsetlithographie, die er als erster Künstler in die Graphik der DDR einführte. Die Druckgraphik ist thematisch der Landschaft und dem städtischen Milieu gewidmet, es gibt Porträts, viele klug beobachtete Genreblätter. In den 1960er Jahren hat Goltzsche eines der umfangreichsten druckgraphischen Werke seiner Generation aufgebaut. Im Jahr 1964 begann er mit Aquarellmalerei, die seitdem zu einem seiner wichtigen Arbeitsgebiete geworden ist.[2] Seit den 1970er Jahren kamen die Temperamalerei und das Pastell hinzu. Vielleicht angeregt durch seinen Lehrer Max Schwimmer, beschäftigte sich Goltzsche schon früh auch mit der Literatur. Neben zahlreichen freien Blättern zur Literatur entstanden literaturbezogene Zeichnungen und grafische Arbeiten, die der Künstler in mehr als 60 illustrierten Büchern publizierte. Der Zeichnung widmet sich Goltzsche mit anhaltendem Interesse. Anfangs dem Gegenstand verpflichtet, wurden zunehmend allein kompositorische Fragen, Fragen von Linie, Fläche und Raum zum Gegenstand immerwährender Auseinandersetzung, wobei die Realität oder die Erfahrung derselben immer Ausgangspunkt bleiben. Analog dazu verstärkte der Künstler auch in der Aquarell- und Temperamalerei die Tendenz zu flächenhaften Kompositionen, wobei ihm insbesondere bei letzterer Eigenschaften und Stofflichkeit der Farbe selbst entgegenkommen. Abstraktion und Gegenständliches halten sich jedoch die Waage, wie auch sinnliches Erlebnis und geistige Durchdringung.
Werke Goltzsches befinden sich in zahlreichen Museen und privaten Sammlungen im In- und Ausland.
Sigrid Walther (Hrsg.): Dieter Goltzsche. Zeichnungen. Mit einem Beitrag von Werner Schade. Berlin 2014
Kathleen Krenzlin (Hrsg.): Dieter Goltzsche. Florett. Arbeitsheft 6. Mit einem Beitrag von Eugen Blume und einem Gespräch zwischen Michael Lüthy und Dieter Goltzsche, Galerie Parterre Berlin, Berlin 2014
Sigrid Walther: Dieter Goltzsche. Werkverzeichnis der Siebdrucke 1966–2013. Berlin 2013
Katrin Arrieta, Anna-Carola Krause (Hg., Beiträge): Die Kuh verstecken. Arbeiten auf Papier von Dieter Goltzsche. Ausstellungskatalog Kunstmuseum Ahrenshoop, 2014
Galerie Pankow, Hg.: Dieter Goltzsche. Farbe und Tusche. Ausst.-Kat., mit einem Beitrag von Katrin Arrieta, Berlin 2012
Goltzsche. Ausst.-Kat. Guardini Galerie, mit einem Beitrag von Matthias Flügge, Berlin 2009.
Mülhaupt, Freya (Hrsg.): Dieter Goltzsche. Arbeiten auf Papier 2000–2009. Ausst.-Kat. Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, mit einem Beitrag von Freya Mühlhaupt, Berlin 2009.
Dieter Goltzsche: Aber zuletzt wird die Form selbst zum Erlebnis. Bilder und Texte, Hg. Akademie der Künste Berlin, mit Beiträgen von Robert Kudielka und Gudrun Schmidt, Berlin 2006.
Flügge, Matthias und Bernd Heise (Hrsg.): Dieter Goltzsche. Malerei und Zeichnungen. Ausst.-Kat. Leonhardi-Museum Dresden, mit Beiträgen von Matthias Flügge, Wolfgang Holler und Sigrid Walther, Berlin 2004.
S. D. Sauerbier. Der Zeichner und Maler, der Stecher und Schneider. [Über das Werk von Dieter Goltzsche.] = Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. Ausgabe 60, Heft 27. München 2002. ISSN|0934-173
Gudrun Schmidt: Dieter Goltzsche. Werkverzeichnis der Radierungen, Holzschnitte, Linolschnitte 1953–1977. Berlin 1977
Gudrun Schmidt: Dieter Goltzsche. Werkverzeichnis der Radierungen, Holzschnitte und Linolschnitte 1977–2000. Berlin 2001
Gudrun Schmidt: Dieter Goltzsche. Reihe: Maler und Werk, Dresden 1988
Dieter Goltzsche. Hannah-Höch-Preis 1998. Ausst.-Kat. Neuer Berliner Kunstverein, mit einem Vorwort von Alexander Tolnay und einem Beitrag von Werner Schade, Berlin 1998.
Scharnhorst, Anke: Dieter Goltzsche. Werkverzeichnis der Lithographien 1954–1996, bearb. von Anke Scharnhorst, mit Beiträgen von Werner Schade und Karin Thomas, Berlin 1996.
Galerie Mitte, Hg.: Dieter Goltzsche. Radierungen. Ausst.-Kat., mit einem Beitrag von Werner Schade, Berlin 1991
Staatliche Museen zu Berlin: Dieter Goltzsche. Arbeiten des Zeichners. Ausstellung im Kupferstichkabinett (Katalog). Beiträge von Werner Schade, Wieland Förster und Helmut Hirsch, Berlin 1982
Hans-Georg Sehrt: Dieter Goltzsche, Berlin – Aquarelle und Grafik. Halle (Saale) 1994, 48 S., 21 Abb., hrsg. vom Halleschen Kunstverein e. V. zur Ausstellung vom 14. Januar – 12. Februar 1995 im Opernhaus Halle
Sarah Alberti: Ich hatte Glück, verschiedenes Glückl. In: der Freitag. der Freitag Mediengesellschaft mbH & Co. KG, 2. Oktober 2024, ISSN0945-2095, S.26–27 (freitag.de [abgerufen am 26. Oktober 2024]).
↑Vgl. Walther 2004, S. 128–167; Die Magie des Buches und die Leserin als Heldin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 4. Mai 2016.
↑Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1983, S. 188–189 (weitgehend wörtlich zitiert).
↑ abSarah Alberti: Ich hatte Glück, verschiedenes Glückl. In: der Freitag. der Freitag Mediengesellschaft mbH & Co. KG, 2. Oktober 2024, ISSN0945-2095, S.26–27 (freitag.de [abgerufen am 26. Oktober 2024]).