Dieter Goltzsche

Dieter Goltzsche, 2014

Dieter Goltzsche (* 28. Dezember 1934 in Dresden) ist ein deutscher Maler, Zeichner und Grafiker und war Hochschullehrer. Er ist einer der bedeutendsten Vertreter der Berliner Schule.

Dieter Goltzsche wuchs in Dresden auf. Nach dem Besuch der Grundschule erlernte er von 1950 bis 1952 den Beruf des Textilmusterzeichners und Patroneurs. 1952 bis 1957 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei den Professoren Hans Theo Richter und Max Schwimmer. Früh schon fiel Goltzsche durch überdurchschnittliche künstlerische Begabung auf, was Max Schwimmer veranlasste, ihn 1958 zu seinem Meisterschüler an die Deutsche Akademie der Künste nach Berlin zu berufen. Goltzsche sollte Schwimmers einziger Meisterschüler bleiben. Durch Auseinandersetzungen zwischen dem ZK der SED und der Akademie, die sich auf Formalismusvorwürfe gegenüber den Akademiemitgliedern bezogen, war Goltzsches Meisterschülerschaft bereits 1959 wieder beendet. Seit dieser Zeit lebt der Künstler freischaffend in Berlin und ließ sich 1960 zunächst in Köpenick und später in Friedrichshagen nieder.[1] Ab 1978 war er Hochschullehrer und ab 1980 Dozent für Malerei und Graphik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Er hatte im In- und Ausland eine große Zahl von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u. a. von 1958 bis 1988 an sechs Deutschen Kunstausstellungen bzw. Kunstausstellungen der DDR in Dresden.

Goltzsche war bis 1990 Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR und ist seit 1990 Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Von 1992 bis 2000 hatte er eine Professur an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee inne.

Studienreisen führten Goltzsche 1956 nach Norditalien, 1968 nach Bulgarien, 1970 nach Leningrad, 1981 nach Mailand und in die Toskana, 1988 nach Südtirol, Venedig und Verona, 1990 nach Israel, 1991 nach Rom, seit 1993 folgten weitere auch mehrfache Reisen nach London, Paris und Frankreich sowie in die Schweiz.

Er war von 1961 bis 1970 mit Ingrid, geb. Schwarz, verheiratet. Künstlerfreundschaften verbanden und verbinden Dieter Goltzsche seit seiner Studienzeit in Dresden und der Meisterschülerzeit in Berlin mit Werner Wittig und Max Uhlig, mit Manfred Böttcher, Harald Metzkes und Werner Stötzer, mit Lothar Böhme, Hans Vent, Wolfgang Leber und Klaus Roenspieß. Seit 1963 war er mit Charlotte E. Pauly befreundet und 1964/65 begegnete er Herbert Tucholski.

Dieter Goltzsche ist ein leidenschaftlicher Beobachter. Bildanlässe liefert seit jeher das Naheliegende: Die menschliche Figur, der Innenraum sowie Stadt und Landschaft. Zunächst war die Zeichnung sein bevorzugtes Medium. Sein druckgraphisches Werk begann zwischen 1955 und 1957 mit Radierungen und Lithographie, einige Linol- und Holzschnitte kamen dazu. 1964 erweiterte sich das Œuvre durch die Offsetlithographie, die er als erster Künstler in die Graphik der DDR einführte. Die Druckgraphik ist thematisch der Landschaft und dem städtischen Milieu gewidmet, es gibt Porträts, viele klug beobachtete Genreblätter. In den 1960er Jahren hat Goltzsche eines der umfangreichsten druckgraphischen Werke seiner Generation aufgebaut. Im Jahr 1964 begann er mit Aquarellmalerei, die seitdem zu einem seiner wichtigen Arbeitsgebiete geworden ist.[2] Seit den 1970er Jahren kamen die Temperamalerei und das Pastell hinzu. Vielleicht angeregt durch seinen Lehrer Max Schwimmer, beschäftigte sich Goltzsche schon früh auch mit der Literatur. Neben zahlreichen freien Blättern zur Literatur entstanden literaturbezogene Zeichnungen und grafische Arbeiten, die der Künstler in mehr als 60 illustrierten Büchern publizierte. Der Zeichnung widmet sich Goltzsche mit anhaltendem Interesse. Anfangs dem Gegenstand verpflichtet, wurden zunehmend allein kompositorische Fragen, Fragen von Linie, Fläche und Raum zum Gegenstand immerwährender Auseinandersetzung, wobei die Realität oder die Erfahrung derselben immer Ausgangspunkt bleiben. Analog dazu verstärkte der Künstler auch in der Aquarell- und Temperamalerei die Tendenz zu flächenhaften Kompositionen, wobei ihm insbesondere bei letzterer Eigenschaften und Stofflichkeit der Farbe selbst entgegenkommen. Abstraktion und Gegenständliches halten sich jedoch die Waage, wie auch sinnliches Erlebnis und geistige Durchdringung.

Werke Goltzsches befinden sich in zahlreichen Museen und privaten Sammlungen im In- und Ausland.

Schülerinnen und Schüler (unvollständig)

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„Sein Werk hielt Goltzsche Zeit seines Wirkens autark changierend zwischen Gegenständlichem und Abstraktion.“[4]

Museen und öffentliche Sammlungen mit Werken Goltzsches (unvollständig)

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Einzelausstellungen (unvollständig)

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  • 1964 Kunstkabinett des Instituts für Lehrerweiterbildung, Berlin-Weißensee
  • 1967 Leonhardi-Museum, Dresden
  • 1968 Städtische Kunstsammlungen Görlitz
  • 1972 Köpenicker Pädagogenklub, Ost-Berlin
  • 1975 Klub Otto von Guericke im Kulturbund, Magdeburg
  • 1976 Galerie am Prater, Ost-Berlin
  • 1977 Galerie Arkade, Ost-Berlin
  • 1982 Kupferstichkabinett, Ost-Berlin
  • 1986 Galerie Oben, Karl-Marx-Stadt
  • 1986 Museum Burg Querfurt
  • 1986 Burg-Galerie, Halle/Saale
  • 1988 Galerie in der Deutschen Bücherstube, Ost-Berlin
  • 1989 Galerie erph, Erfurt
  • 1990 Galerie West, Dresden
  • 1990 Galerie Oevermann, Frankfurt am Main[3]
  • 1991 Galerie Mitte, Berlin
  • 1992 Käthe-Kollwitz-Museum Köln, (mit Sabine Grzimek und Joachim John)
  • 1992 Kunstmuseum Basel und Neue Pinakothek, München (mit Gerhard Altenbourg, Carlfriedrich Claus, Peter Graf, Sabine Grzimek und Claus Weidensdorfer)
  • 1993 Brecht-Haus, Berlin-Weißensee
  • 1993 Kunstausstellung Kühl, Dresden
  • 1994 Galerie Mitte, Berlin
  • 1994 Galerie der Berliner Graphikpresse, Berlin
  • 1994 Märkisches Museum (Berlin) im Ephraim-Palais
  • 1994 Galerie Beethovenstraße, Düsseldorf
  • 1995 Galerie Weise, Chemnitz
  • 1995 Stadtmuseum Dresden (mit Werner Wittig)
  • 1995 Hallescher Kunstverein
  • 1996 Galerie M, Berlin (mit Christa Sammler)
  • 1996 Galerie Beethovenstraße, Düsseldorf
  • 1997 Kunstsammlung Gera, Orangerie
  • 1997 Städtisches Museum Leverkusen, Schloss Morsbroich
  • 1997 Galerie Alvensleben, München
  • 1998 Neuer Berliner Kunstverein
  • 2000 Galerie Beethovenstraße, Düsseldorf
  • 2001 Galerie Brusberg, Berlin
  • 2002 Akademie der Künste, Berlin
  • 2004 Leonhardi-Museum, Dresden
  • 2006 Galerie Beethovenstraße, Düsseldorf
  • 2007 Kunstverein Talstraße, Halle (Saale)
  • 2009 Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
  • 2009 Guardini Galerie, Berlin
  • 2009 Kurt Tucholsky Literaturmuseum Schloss Rheinsberg
  • 2010 Galerie Beyer, Dresden
  • 2011 Literaturhaus Magdeburg
  • 2012 Galerie Pankow, Berlin
  • 2012 Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke, Kühlungsborn
  • 2014 Kunstverein Wassermühle, Lohne
  • 2014 Kunstmuseum Ahrenshoop
  • 2014 Sprengel Museum Hannover („Zeichnung Ost“)
  • 2014 Galerie Parterre Berlin, Berlin
  • 2015 Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek
  • 2015 Burg Beeskow
  • 2016 Städtische Galerie Dresden[9]
  • 2021/2022 Galerie der Berliner Graphikpresse (Teile von Etwas. Radierungen 1960–2021)
  • 2024 Galerie Amalienpark, Berlin-Pankow ("ohne Bitterstoffe"; frühe Tempera- und späte Tuschearbeiten)
  • Altes Berlin (Lithographie auf Bütten, 1959; im Bestand der Berlinischen Galerie)
  • Hommage à Max Schwimmer (Lithografie, 1964; im Bestand des Kupferstichkabinetts Dresden)[10]
  • Gleise in Treptow (Originaloffset, 1971; im Bestand der Berlinischen Galerie)
  • Berlin (Originaloffset, 1986; im Bestand der Berlinischen Galerie)
  • 1991: Elefantenträume (Mappen-Edition mit zehn Lithographien und einem Text von Karl Mickel. 9. Druck der Berliner Graphikpresse)[11]

Buchillustrationen

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Literatur (Auswahl)

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  • Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1983; S. 374 und passim
  • Sigrid Walther (Hrsg.): Dieter Goltzsche. Werkverzeichnis der Lithografien 1997–2016. Mit einem Text von Dieter Goltzsche. Dresden 2016
  • Sigrid Walther, Gisbert Porstmann (Hrsg.): Dieter Goltzsche. Blauer Pfirsich. Ausst.-Kat. Städtische Galerie Dresden, mit Beiträgen von Eugen Blume, Katrin Arrieta, Michael Lüthy und Gisbert Porstmann. Dresden 2016, ISBN 978-3-95498-200-4
  • Sigrid Walther (Hrsg.): Dieter Goltzsche. Zeichnungen. Mit einem Beitrag von Werner Schade. Berlin 2014
  • Kathleen Krenzlin (Hrsg.): Dieter Goltzsche. Florett. Arbeitsheft 6. Mit einem Beitrag von Eugen Blume und einem Gespräch zwischen Michael Lüthy und Dieter Goltzsche, Galerie Parterre Berlin, Berlin 2014
  • Sigrid Walther: Dieter Goltzsche. Werkverzeichnis der Siebdrucke 1966–2013. Berlin 2013
  • Katrin Arrieta, Anna-Carola Krause (Hg., Beiträge): Die Kuh verstecken. Arbeiten auf Papier von Dieter Goltzsche. Ausstellungskatalog Kunstmuseum Ahrenshoop, 2014
  • Galerie Pankow, Hg.: Dieter Goltzsche. Farbe und Tusche. Ausst.-Kat., mit einem Beitrag von Katrin Arrieta, Berlin 2012
  • Goltzsche. Ausst.-Kat. Guardini Galerie, mit einem Beitrag von Matthias Flügge, Berlin 2009.
  • Mülhaupt, Freya (Hrsg.): Dieter Goltzsche. Arbeiten auf Papier 2000–2009. Ausst.-Kat. Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, mit einem Beitrag von Freya Mühlhaupt, Berlin 2009.
  • Dieter Goltzsche: Aber zuletzt wird die Form selbst zum Erlebnis. Bilder und Texte, Hg. Akademie der Künste Berlin, mit Beiträgen von Robert Kudielka und Gudrun Schmidt, Berlin 2006.
  • Flügge, Matthias und Bernd Heise (Hrsg.): Dieter Goltzsche. Malerei und Zeichnungen. Ausst.-Kat. Leonhardi-Museum Dresden, mit Beiträgen von Matthias Flügge, Wolfgang Holler und Sigrid Walther, Berlin 2004.
  • S. D. Sauerbier. Der Zeichner und Maler, der Stecher und Schneider. [Über das Werk von Dieter Goltzsche.] = Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. Ausgabe 60, Heft 27. München 2002. ISSN|0934-173
  • Gudrun Schmidt: Dieter Goltzsche. Werkverzeichnis der Radierungen, Holzschnitte, Linolschnitte 1953–1977. Berlin 1977
  • Gudrun Schmidt: Dieter Goltzsche. Werkverzeichnis der Radierungen, Holzschnitte und Linolschnitte 1977–2000. Berlin 2001
  • Gudrun Schmidt: Dieter Goltzsche. Reihe: Maler und Werk, Dresden 1988
  • Dieter Goltzsche. Hannah-Höch-Preis 1998. Ausst.-Kat. Neuer Berliner Kunstverein, mit einem Vorwort von Alexander Tolnay und einem Beitrag von Werner Schade, Berlin 1998.
  • Scharnhorst, Anke: Dieter Goltzsche. Werkverzeichnis der Lithographien 1954–1996, bearb. von Anke Scharnhorst, mit Beiträgen von Werner Schade und Karin Thomas, Berlin 1996.
  • Aus einem isolierten Land – fünf Zeichner und eine Zeichnerin aus der ehemaligen DDR. Gerhard Altenbourg, Carlfriedrich Claus, Dieter Goltzsche, Peter Graf, Sabine Grzimek, Claus Weidensdorfer. Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, Staatliche Graphische Sammlung, und Neue Pinakothek München, mit einem Beitrag von Werner Schade, Basel 1992
  • Galerie Mitte, Hg.: Dieter Goltzsche. Radierungen. Ausst.-Kat., mit einem Beitrag von Werner Schade, Berlin 1991
  • Staatliche Museen zu Berlin: Dieter Goltzsche. Arbeiten des Zeichners. Ausstellung im Kupferstichkabinett (Katalog). Beiträge von Werner Schade, Wieland Förster und Helmut Hirsch, Berlin 1982
  • Goltzsche, Dieter. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 267/268
  • Anke Scharnhorst: Goltzsche, Dieter. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Hans-Georg Sehrt: Dieter Goltzsche, Berlin – Aquarelle und Grafik. Halle (Saale) 1994, 48 S., 21 Abb., hrsg. vom Halleschen Kunstverein e. V. zur Ausstellung vom 14. Januar – 12. Februar 1995 im Opernhaus Halle
  • Sarah Alberti: Ich hatte Glück, verschiedenes Glückl. In: der Freitag. der Freitag Mediengesellschaft mbH & Co. KG, 2. Oktober 2024, ISSN 0945-2095, S. 26–27 (freitag.de [abgerufen am 26. Oktober 2024]).

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Walther 2004, S. 128–167;
    Die Magie des Buches und die Leserin als Heldin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 4. Mai 2016.
  2. Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1983, S. 188–189 (weitgehend wörtlich zitiert).
  3. a b Sarah Alberti: Ich hatte Glück, verschiedenes Glückl. In: der Freitag. der Freitag Mediengesellschaft mbH & Co. KG, 2. Oktober 2024, ISSN 0945-2095, S. 26–27 (freitag.de [abgerufen am 26. Oktober 2024]).
  4. Pirckheimer-Blog, 29.10.1924
  5. Sammlung Online | Berlinische Galerie | Ihr Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Berlin. Abgerufen am 1. November 2024.
  6. https://nat.museum-digital.de/search?q=Dieter+Goltzsche
  7. SKD | Online Collection. Abgerufen am 1. November 2024.
  8. https://nat.museum-digital.de/object/4394
  9. Städtische Galerie Dresden – Kunstsammlung Ausstellung: Dieter Goltzsche. Blauer Pfirsich. Arbeiten auf Papier. 20. Januar – 22. Mai 2016;
    Informationen zur Ausstellung Dieter Goltzsche. Blauer Pfirsich. Arbeiten auf Papier. Lebenslauf des Künstlers, Katalog (Memento des Originals vom 4. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dieter-goltzsche-galerie-dresden.de;
    Die Magie des Buches und die Leserin als Heldin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 4. Mai 2016.
  10. SKD | Online Collection. Abgerufen am 11. Dezember 2021.
  11. http://www.galerie-berliner-graphikpresse.de/berliner-graphikpresse/mappenwerke