Lage der Gemeinde Dobbin-Linstow im Landkreis Rostock
Dobbin-Linstow ist die südlichste Gemeinde im Landkreis Rostock in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Die Gemeinde wird vom Amt Krakow am See mit Sitz in der Stadt Krakow am See verwaltet. Die Gemeinde Dobbin-Linstow entstand am 1. Januar 2000 durch den Zusammenschluss der vormals selbständigen Gemeinden Dobbin und Linstow.[2]
Linstow war ein kleines Gutsdorf, jahrhundertelang bis 1735 Stammsitz der Familie von Linstow. Das Gut wurde dann bis 1945 als Domäne betrieben und später entschädigungslos enteignet. Letzter Pächter war Christian Benckendorff.
Zwischen 1946 und 1949 kamen 73 wolhyniendeutsche Familien nach Linstow. Sie errichteten ihre traditionellen, strohgedeckten Holzhäuser. Nach der Kollektivierung verließen viele Neusiedler den Ort in Richtung Westdeutschland. Ein restauriertes Haus beherbergt seit 1993 das Wolhynier Umsiedler-Museum Linstow. Inzwischen ist eine Scheune hinzugekommen. Die meisten Häuser sind später in nicht mehr charakteristischer Form umgebaut worden. Jährlich finden Treffen der Wolhyniendeutschen in Linstow statt.[4]
Das Gut Dobbin war im Mittelalter bis 1746 ein Lehen der wendischen Barold. Durch den Dreißigjährigen Krieg war der Ort ab 1637 verödet. Nach 1746 war das Gut bis 1829 im Besitz der Lepel. Danach wechselte der Besitzer häufig. Die Ortshistorie wurde aber lange geprägt, insbesondere durch die Gutsherrschaft. Einige Generationen saß dann die briefadelige Familie von Brocken auf Gut Debbin.[5] Das Gut wurde ab 1936 aufgesiedelt. Das zweigeschossige Schloss Dobbin existiert nicht mehr.
Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Glave eingegliedert.
Als bauliche Reste der früheren Gutsanlage in Dobbin finden sich noch das Kavaliershaus für Gäste des niederländischen Königshauses (in Nachbarschaft des nach 1945 beseitigten Schlosses Dobbin), der Marstall und das Inspektorenhaus.
Dorfkirche Dobbin langgestreckter Backsteinbau mit 1872 vorgesetzten schlanken Westturm aus Feld- und Backsteinen.
Julianenstein von 1909 in Dobbin zur Erinnerung an die Geburt der Königstochter Juliana. Denn Herzog Heinrich zu Mecklenburg, der Prinzgemahl der niederländischen Königin Wilhelmina und Vater von Juliana, war der Besitzer des Gutes Dobbin. Die Königin und der Prinzgemahl besuchten mehrmals Dobbin, einmal kam Wilhelmina inkognito.[6]
Kirche Linstow von Linstow-Kieth mit historischen Grabstätten auf dem Kirchhof. Die Kirche der Backsteingotik stammt aus dem 13. Jahrhundert und stand 1648 nach dem Dreißigjährigen Krieg „wüst und leer“; 1871 neugotischer Umbau und Westturm, 2000/01 umfangreich saniert.
Alte Schule als Fachwerkbau vor dem Kirchengelände
Wolhynier-Museum in Linstow im Stil eines landestypischen Bauernhauses für die hierher umgesiedelten Wolhyniendeutschen.[7]
Gutshaus Linstow: Eingeschossiger, 11-achsiger, sanierter Klinkerbau als Umbau von um 1880, von 2006/09 saniert als Café und Hotel. Im Park des Gutshauses stehen zwei etwa 135 Jahre alte Weymouth-Kiefern. Eine Tafel weist darauf hin, dass es sich hier um die stärksten Exemplare Mecklenburgs handelt. Ein kleiner Wanderweg am Nordufer des Linstower Sees führt zum Eichwerder. Dies ist ein mit 400 Jahre alten Eichen bewachsener Hudewald.
Wassermühlen in Dobbin und Linstow
Gutshaus Glave, ein Fachwerkbau aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, 1994 restaurierte, und Reste des ehemaligen Gutsparks mit seltenen Bäumen. An seinem Rand finden sich einige Mauerteile des vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammenden, dreigeschossigen Schlosses aus weißem Kalkstein, das 1945 nach der sowjetischen Besetzung durch Brandstiftung vernichtet wurde. Letzter Besitzer von Gut und Schloss war Ernst August von Blücher.
Auf dem Kirchhof von Linstow findet sich das gemeinsame Grab der Pastorenfrau Edith von Dobbeler mit ihren drei Söhnen Dieter, Klaus und Hartmut. Sie hatte sich am 3. Mai 1945 nach „Gewalterfahrungen“ durch sowjetische Soldaten mit ihren drei Kindern das Leben genommen.[8] Nach Zeitzeugenbericht war die junge Frau in der Kirche vergewaltigt worden, in die sie sich mit ihren kleinen Söhnen geflüchtet hatte. Der Findling als Grabstein an der bis dahin namenlosen Grabstelle ist erst nach der Wende (DDR) aufgestellt worden.
Auf dem Friedhof von Linstow gibt es zwei Gräber mit einem Holzkreuz, das an einen sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stammlager XD erinnert, der Opfer von Zwangsarbeit wurde, sowie einen unbekannten sowjetischen Soldaten.
Von dem nach 1945 abgerissenen Schloss Dobbin findet man noch unbedeutende Ruinenreste, davor eine versteckte Schautafel, sowie den früheren Schlosspark.
Auf dem kleinen Friedhof in Glave befindet sich ein seit 65 Jahren gepflegtes Grab eines unbekannten deutschen Soldaten von 1945.
Im Ortsteil Neu Dobbin steht die wohl älteste und größte Buche Mecklenburg-Vorpommerns. Sie wurde 1987 als Naturdenkmal eingestuft. Die Schäferbuche wird in den nächsten Jahren absterben, soll aber nicht gefällt werden.[9]
↑Frank Pergande: Die fremde Hälfte. In Mecklenburg-Vorpommern hatten Vertriebene die Bevölkerungsstruktur völlig verändert. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Oktober 2012
↑Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1911. In: "Der Gotha", publiziert bis 1942, Nachfolge in GHdA, seit 2015 in GGH. Fünfter Jahrgang Auflage. Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. B, Brocken. Justus Perthes, Gotha 11. November 1910, S.108–109 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
↑Wilhelmina: Einsam und doch nicht allein. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1961, S. 113 und 196.