Dolby Digital (auch ATSC A/52 und AC-3) ist ein mittlerweile durch Ablauf der Patente frei verfügbares Mehrkanal-Tonsystem des Unternehmens Dolby, das in der Filmtechnik (Kino), auf Laserdiscs, DVDs, HD-DVDs, Blu-ray Discs und in der Fernsehtechnik zum Einsatz kommt. Das letzte für Dolby Digital relevante Patent ist im März 2017 abgelaufen.[1] Im Bereich Kino und DVD sind die direkten Konkurrenten DTS und SDDS (SDDS nur Kino). Dolby Digital unterstützt bis zu sechs diskrete Kanäle und verwendet ein psychoakustisches verlustbehaftetes Verfahren zur Datenkompression.
Das Format wurde vom Advanced Television Systems Committee mit der Dokumentnummer A/52 international standardisiert und trägt somit offiziell den Namen ATSC A/52. Dolby Digital ist der Marketingname (oft abgekürzt zu DD). AC-3 schließlich bezeichnet das Bitstream-Format (Adaptive Transform Coder 3) und hat sich ebenfalls als Bezeichnung eingebürgert. Daher stammt auch die typische Dateiendung .ac3.
Auch leicht abgewandelte Bezeichnungen wie Dolby Stereo Digital, Dolby SR-Digital oder die Abkürzung SRD und einige andere werden verwendet.
Der erste offizielle Kinofilm in Dolby Digital war Batmans Rückkehr 1992.[2] Es gab aber schon vorher in den USA einige Testkopien in Dolby Digital (unter anderem Star Trek VI: Das unentdeckte Land).
1995 wurde Dolby Digital als eines der möglichen Audioformate für die DVD festgelegt. Außerdem erschien die erste Laserdisc mit diesem Tonformat.
Der erste in Deutschland erhältliche Receiver für den Heimbereich, der Dolby Digital unterstützte, war der im Mai 1996 auf den Markt gekommene Kenwood KR-V990D.
Name | Modus | Vorne | Hinten | Subwoofer (LFE) |
Verwendung | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Links | Mitte (Center) |
Rechts | Surround Links |
Surround Rechts | ||||
Dolby Digital 1/0 | Mono | nein | ja | nein | nein | nein | nein | Vor allem alte restaurierte Filme. |
Dolby Digital 2/0 | Stereo | ja | nein | ja | nein | nein | nein | Audiokommentar. Kann auch Dolby Surround Informationen enthalten. |
Dolby Digital 3/0 | 3-Stereo | ja | ja | ja | nein | nein | nein | |
Dolby Digital 2/1 | Stereo mit Mono-Surround | ja | nein | ja | ja | nein | ||
Dolby Digital 2/1.1 | Stereo mit Mono-Surround und LFE | ja | nein | ja | ja | ja | ||
Dolby Digital 3/1 | 3-Stereo mit Mono-Surround | ja | ja | ja | ja | nein | ||
Dolby Digital 3/1.1 | 3-Stereo mit Mono-Surround und LFE | ja | ja | ja | ja | ja | ||
Dolby Digital 2/2 | Quadrophonie | ja | nein | ja | ja | ja | nein | |
Dolby Digital 2/2.1 | Quadrophonie mit LFE | ja | nein | ja | ja | ja | ja | |
Dolby Digital 3/2 | 5-Kanal-Surround | ja | ja | ja | ja | ja | nein | |
Dolby Digital 3/2.1 | 5-Kanal-Surround mit LFE | ja | ja | ja | ja | ja | ja | Meistens als Haupttonspur bei Spielfilmen oder auch Serien eingesetzt. |
Die volle Kanalausstattung wird als 5.1-Ton bezeichnet, da nur die ersten fünf Kanäle das komplette mögliche Frequenzspektrum von 20 Hz–20 kHz wiedergeben. Der LFE-Kanal ist auf Tieftoneffekte zwischen 20 und 120 Hz beschränkt.
Dolby Digital arbeitet mit diskreten Kanälen, d. h. alle Kanäle sind vollständig und prinzipiell unabhängig. Im Gegensatz dazu steht z. B. Dolby Pro Logic, das in einem Stereosignal per Matrixcodierung vier Kanäle kodiert.
Das Audiosignal wird in seiner Dynamik nicht komprimiert. Aufgrund der großen Kanalanzahl, der hohen Abtastrate von 48 kHz und der möglichen Auflösung zwischen 16 und 24 Bit fällt in unkomprimierter Form eine enorme Menge an Audiodaten an. Für die Tonspur eines zweistündigen Films liegt der Platzbedarf bei ungefähr 4 GB (bei einer Auflösung von 16 Bit), was etwa der halben Speicherkapazität einer Double-Layer-DVD entspricht. Deshalb arbeitet Dolby Digital mit einer verlustbehafteten Datenkompression. Das verwendete Kodierungsverfahren heißt AC-3 und wird im Standard ATSC A/52 beschrieben. Die Komprimierung basiert – wie beispielsweise auch bei MP3, Vorbis und AAC – auf der Tatsache, dass das menschliche Ohr bestimmte Toninformationen nicht wahrnimmt (siehe Psychoakustik).
AC-3 unterstützt Bitraten zwischen 32 und 640 kbit/s (Kilobit pro Sekunde). Auf einer DVD werden für 5.1-Ton gewöhnlich 384 oder 448 kbit/s verwendet, für Stereoton 192 oder 224 kbit/s. Im Kino lag die Datenrate (bei Einsatz von Dolby Digital) bei 320 kbit/s (mittlerweile wird unkomprimiertes PCM verwendet). Auf einer Blu-ray werden für 5.1 Ton gewöhnlich 640 kbit/s verwendet und dadurch wird die größtmögliche Bitrate voll ausgeschöpft.
Für Tonfilme im Kino ist Dolby Digital (in der Branche als SRD bezeichnet) der Nachfolger des analogen Lichttons Dolby Stereo SR. Die Daten werden zusätzlich zur Dolby-Stereo-SR-Lichttonspur zwischen den Löchern der Film-Perforation gespeichert und mittels einer speziellen CCD-Kamera ausgelesen. Der dort zur Verfügung stehende Platz ist so klein, dass das Dolby-Logo in der Mitte des Datenblocks nur mit der Lupe zu erkennen ist. Fällt Dolby Digital aus, schaltet die Soundanlage automatisch ohne Unterbrechung auf den Dolby-Stereo-SR-Lichtton zurück.
Dolby Digital lässt sich auf allen gängigen 35-mm-Projektoren nachrüsten.
Digitales Kino nach dem Standard der Digital Cinema Initiatives sieht für den Ton nur noch unkomprimiertes PCM vor, so dass klassische Kino-Tonsysteme wie Dolby Digital oder DTS dort nicht mehr nötig sind.
Im Heimbereich ist Dolby Digital der digitale Nachfolger von Dolby Surround bzw. Dolby Pro Logic. Hervorzuheben sind die in der Tonspur enthaltenen Metadaten (bezeichnet als BSI für Bit Stream Information), die unter anderem zwei wichtige Funktionen bieten.
Dolby Digital Live (DDL) ist eine Encodierungs-Technik in Echtzeit für interaktive Medien wie Video- und Computerspiele. DDL konvertiert jedes Audiosignal im Computer oder in der Spielkonsole in ein 5.1-Kanal-Dolby-Digital-Format und kann dieses Signal über den S/PDIF-Ausgang ausgeben lassen.[3] Der SoundStorm-Chip, der bei der Xbox und einigen nForce2-Computer-Hauptplatinen verwendet wurde, nutzte eine frühe Form dieser Technik. DDL wird zurzeit von Soundkarten der Hersteller Creative, Turtle Beach,[4] HT OMEGA SYSTEM[5] und Auzentech[6] durch den C-Media-Chipsatz verwendet, und auf einigen Hauptplatinen wird Realteks ALC882D,[7] ALC888DD und ALC888H verwendet. Eine ähnliche Technik ist unter DTS Connect von Mitbewerber DTS vorhanden. Das Open-Source-Projekt AC3Filter wandelt ebenfalls in Echtzeit Audiosignale im Computer in Dolby Digital, so dass diese über S/PDIF ausgegeben werden können.
Ein wichtiger Vorteil dieser Technik ist, dass es die Benutzung von digitalem Mehrkanalton mit Soundkarten ermöglicht, die sonst auf PCM-Stereo oder analogen Mehrkanalton beschränkt wären.
DDL ist unter den Komponenten für das neuere Label „Dolby Home Theater“ zu finden. Geräte mit diesem Label beherrschen folgende Technologien: Dolby Pro Logic IIx, Dolby Headphone, Sound Space Expander, Natural Bass und eben Dolby Digital Live.
Dolby Digital wird primär im Konsumbereich verwendet. In Fernsehstudios wird im Rahmen der Produktionsabwicklung das Dolby-Digital-Signal erst unmittelbar vor der Ausstrahlung mittels Transkodierung aus dem studiointern verwendeten Dolby E gewonnen. Im Gegensatz zu Dolby E besitzt Dolby Digital keine exakte zeitliche Ausrichtung zum Videosignal, welche bei Videokreuzschienen wesentlich ist.
Statt der bisherigen zwei rückwärtigen Kanäle unterstützt Dolby Digital EX drei (hinten rechts, hinten Mitte, hinten links). Dieses Verfahren ist abwärtskompatibel, da die drei Rückkanäle nicht separat gespeichert werden, sondern der mittige Kanal aus dem linken und rechten gebildet wird. Es hat dadurch Ähnlichkeit mit dem analogen Dolby Surround Pro Logic II.
Dolby Digital Plus wurde speziell für den Einsatz bei HDTV und HD DVDs bzw. Blu-ray Discs entwickelt. Der Codec E-AC-3 soll Datenraten bis zu 6 MBit/s (DVD: 448 kBit/s) für maximal 14 Kanäle bei 24 Bit Auflösung und einer Abtastfrequenz von 96 kHz unterstützen.