Drosendorf-Zissersdorf liegt an der Thaya im nördlichen Waldviertel in Niederösterreich und damit an der Grenze zu Tschechien.
3 km nördlich der Stadt befindet sich der Grenzübergang Oberthürnau-Vratenin (Fratting). Die Fläche der Stadtgemeinde umfasst 53,45 Quadratkilometer. 29,87 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Das Gemeindegebiet umfasst folgende 12 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
Autendorf (36)
Drosendorf Altstadt (78)
Drosendorf Stadt (504)
Elsern (65)
Heinrichsreith (59)
Oberthürnau (44)
Pingendorf (24)
Unterthürnau (7)
Wolfsbach (87)
Wollmersdorf (29)
Zettlitz (38)
Zissersdorf (207) samt Hagen und Johannesthal
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Autendorf, Drosendorf Altstadt, Drosendorf Stadt, Elsern, Heinrichsreith, Oberthürnau, Pingendorf, Unterthürnau, Wolfsbach, Wollmersdorf, Zettlitz und Zissersdorf.
Pfarrkirche Drosendorf: im Kern 15. Jahrhundert, Chorstrebepfeiler mit Datierung: 1492, vermutlich im Dreißigjährigen Krieg zerstört und im Barock wiederaufgebaut.
Stadtbefestigung Drosendorf: Drosendorf zählt zu den wenigen österreichischen Städte, die noch von einer vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben sind.
Stadtkirche Drosendorf: In der um 1461/1463 erbauten spätgotischen Martinskirche werden die Reliquien der Katakombenheiligen Valentina aufbewahrt. Außerdem steht im Gewölbe unter dem Turmraum ein sog. Heiliges Grab, das der damalige Ortspfarrer 1881 bei der in Böhmen ansässigen Firma Zbitek erworben hat. Es besteht aus bunten Glassteinen, die auf einem mit Löchern versehenen Karton vernäht sind und von hinten beleuchtet werden können.[2]
Franz-Kiessling-Museum: Das Museum im ehemaligen Bürgerspital enthält die Sammlungen der Heimatforscher Franz Xaver Kießling und Raimund Bauer. Zu sehen sind urgeschichtliche Funde ab dem Paläolithikum. Hauptsächlich vertreten sind Siedlungsnachweise des Neolithikums (Linearbandkeramik, Lengyel-Kultur, Typus Mödling-Zöbing/Jevišovice). Gering sind Nachweise der Bronzezeit, dagegen ist die späte Eisenzeit durch reiche Inventarien belegt. Auch frühmittelalterliche (slawische) Funde sind vorhanden. Die Funde stammen alle aus der näheren Umgebung der Stadt, zum Teil auch aus Drosendorf selbst. Das Museum besitzt auch Objekte zur Stadtgeschichte und volkskundliche Inventarien.
Schloss Drosendorf: Im Kern aus der Zeit um 1200, schlossartiger Ausbau ab 1692, heute im Besitz der Familie Hoyos, von 1987 bis 2021 Bildungszentrum der Niederösterreichischen Landarbeiterkammer, beherbergte bis dahin auch eine Frühstückspension. Ab 2022 erfolgte ein Neustart zur touristischen Nutzung unter einem neuen Pächter.[3]
Drosendorfer Circusluft: In einem Ferienprogramm werden Kinder von professionellen Artisten ausgebildet und leben inmitten der Zirkuswelt.[4]
Schüttkasten Drosendorf, das sogenannte Stockkastl, im Kern die Martinskirche aus der Zeit um 1200, nach Aufgabe als Sakralbau in den 1460er-Jahren Umbau zu einem Schüttkasten, im 19. Jahrhundert Umbau zum Gefängnis, steht unter Denkmalschutz.
Filmclub Drosendorf. Nachdem ein 1920 in einem Wirtshaussaal eröffnetes Kino schloss, führt der Club ab Juni 1990 dort und sommers mitunter im Garten monatlich analoge Filme vor. Für Kinovorführmaschinen aus 1937 wurden Lichtbogen-Kohlen aus den Oststaaten und nunmehr aus Indien besorgt.[5][6]
Strandbad/Thayabad Drosendorf: Der langgestreckte Holzpavillon aus dem Jahr 1929 ist ein sehenswertes Gebäude direkt an der Thaya. Nach der Blütezeit in den 1930er-Jahren und einem Aufschwung in den 1950er-Jahren, verfiel das Badehaus. 1993 wurde der Holzpavillon des Thayabades renoviert und das Strandbad wieder zu einem Treffpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadtgemeinde. [7]
Katholische Pfarrkirche Zissersdorf hll. Märtyrer Johannes und Paulus; die Saalkirche mit rundem Chorschluss wurde im josephinischen Stil errichtet. Der 37 m hohe Zwiebelturm ist zwischen niedrigen Anbauten eingestellt. Von 1906 bis 1908 wurde die Kirche umgebaut und erweitert. Dabei erhielt die Kirche einen Sakristeitrakt und eine Marienkapelle, die querhausartig angebaut wurden.
Im Jahr 1977 gab es 77 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten, und laut Erhebung von 1999 119 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Laut Volkszählung von 2001 betrug die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort 529. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 41,25 Prozent.
Bahn: Von Retz führt eine der streckenweise steilsten Normalspurstrecken Österreichs nach Drosendorf-Zissersdorf (errichtet 1910, Lokalbahn Retz–Drosendorf), auf der jedoch der Passagierverkehr am 9. Juni 2001 eingestellt wurde. Die Strecke wird nun von der NÖVOG betrieben und während der Sommermonate (etwa Mai bis Oktober) bringt an den Wochenenden ein recht erfolgreicher Nostalgiezug, der „Reblaus-Express“, Radfahrer und Wanderer nach Drosendorf.[8]
Bus: Mit öffentlichen Autobuslinien ist Drosendorf von Horn und Retz aus zu erreichen.
Straße: Von Retz aus führt die Thayatal-Bundesstraße nach Drosendorf und weiter über Raabs bis nach Schrems. Eine weitere Bundesstraße verbindet Drosendorf mit der Bezirkshauptstadt Horn.
Florian Johann Deller (1729–1773), zu seiner Zeit im In- und Ausland sehr bekannter Komponist des Barockzeitalters. In jüngerer Zeit werden seine Musikstücke wiederentdeckt und immer häufiger auch aufgeführt.
Ferdinand Neunteufl (1854–1939), Landwirt und Politiker, Mitglied des Abgeordnetenhauses 1897–1900[17]
Karl Bitter (20. September 1870 – 7. April 1954), Fleischhauer, Betonwerksunternehmer, Bürgermeister, Mitglied des N.Ö. Landesgewerberates, Obmann des Bezirks-Strassenausschusses, großer Förderer der Wallfahrtskirche Maria Schnee
Otto Köhler (3. Juni 1904 – 1. September 1981), akademischer Maler, Professor am Piaristengymnasium Krems, beliebter Fresco-Maler, Schöpfer zahlreicher Fresco-Malereien in Kirchen und an Häusern (z. B. Hauptschule Drosendorf) im Waldviertel und in der Wachau
Wilhelm Ranetzky (1916–2008), Oberschulrat, Hauptschuldirektor, Dramatiker, Autor mehrerer Theaterstücke, Preisträger für Dramatik beim Österreichischen Staatspreis 1955, Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Literatur des NÖ Bildungs- und Heimatwerkes, Inhaber des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste des Landes Niederösterreich und der Ehrenplakette der Stadt Horn
Edwin Schreiber (1894–1947), Hauptschuldirektor, Bürgermeister bis März 1938 und dann wieder 1945 bis 1947, Musiker, Komponist und Leiter des Gesangvereines
Mella Waldstein (* 1964 in Paris), Journalistin und Publizistin
Alexander Weiger: Altstadtkirche St. Peter und Paul, Marktkirche St. Martin in Drosendorf an der Thaya. Christliche Kunststätten Österreichs, Nr. 307. St. Peter, Salzburg 1997.
Burgen, Stifte und Schlösser. Regionen Waldviertel, Donauraum, Südböhmen, Vysočina, Südmähren.ISBN 978-3-9502262-2-5, S. 128 f.
Jiří Kacetl, Petr Lazárek, David Molík: Hrady a zámky moravsko-rakouského Podyjí slovem / Burgen und Schlösser des österreichisch-mährischen Thayatals in Wort. Südmährisches Museum in Znaim in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Retz, Znaim 2013, ISBN 978-80-86974-12-5, S. 26–30 (PDF auf znojmuz.cz; deutsch und tschechisch).