Dudek (Maschine)

In der DDR wurde das polnische Chiffriergerät unter der Bezeichnung T‑353 genutzt.

Dudek (Eigenschreibweise: DUDEK), genauer TgS‑1 Dudek, TgS‑1M Dudek und TgS‑3 Dudek, war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Familie von polnischen Chiffriermaschinen, die auf dem kryptographisch sicheren Einmalschlüssel-Verfahren (englisch One Time Pad, kurz: OTP) basierte.

Vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR (Stasi) wurden die Geräte als T‑352 (TgS‑1) beziehungsweise T‑353 (TgS‑1M) bezeichnet.

Dudek ist ein Akronym von polnisch Dalekopisowe Urzadzenie Do Elektronicznego Kodowania (deutsch „Fernschreibgerät zur elektronischen Codierung“). Zugleich ist Dudek ein gebräuchlicher Familienname slawischen Ursprungs sowie der polnische Name für eine Vogelart, nämlich den Wiedehopf.

Die Familie der Dudek-Verschlüsselungsgeräte wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im „Büro A“ (polnisch Biuro A) des polnischen Innen­ministeriums entwickelt. Hergestellt wurden sie ab der 1960er-Jahre von der Firma Teletra (Wielkopolskie Zakłady Teletechniczne Teletra), einem staatlichen Unternehmen mit Sitz in Posen. Es gab zunächst zwei Varianten von Dudek, das TgS‑1 für den stationären Einsatz und das TgS‑1M als transportable Version mit geringerem Strombedarf. Beide Modelle dienten in Polen bis gegen Ende der 1990er-Jahre, also bereits der Zeit der Dritten Polnischen Republik, als zuverlässige Schlüssel­mittel.[1]

Die polnischen Kryptologen hatten offenbar den „Stand der Technik“ der 1950er-Jahre für Fernschreiber und Fernschreib­verschlüsselung sorgfältig analysiert und dabei vermutlich diverse Geräte betrachtet, womöglich auch das Mischgerät (Mi‑544) der Firma C. Lorenz. Sicher hielten auch sie das OTP-Verfahren für eine exzellente Lösung in puncto krypto­graphische Sicherheit.[2]

Dudek wurde nicht nur von polnischen Stellen verwendet, sondern auch von verbündeten Staaten des Warschauer Pakts, unter anderem von der Tschecho­slowakei, der Volksrepublik Ungarn und der DDR.

In den frühen 1980er-Jahren wurde die Familie durch das Modell TgS‑3 ergänzt. Dieses nutzte die damals relativ neue TTL-Schaltungs­technik.

Wie bei Fernschreibern üblich, wurden die zu übermittelnden Zeichen des Klartextes zuerst in den Baudot-Code gewandelt. Als Ergebnis dieser Wandlung lagen die Daten als Folge von 5‑Bit-Datenworten vor. Im Dudek wurde nun jedes 5‑Bit-Wort des Klartextes vor dem Versenden bitweise mit einem weiteren 5‑Bit-Wort über die XOR-Operation mithilfe des eingebauten Mischers kombiniert. Der zweite Bitstrom lag auf einem vorher hergestellten Lochstreifen vor, der entsprechend dem OTP‑Prinzip mit zufälligen Bitmustern versehen war. Dudek verfügte über zwei integrierte Lochstreifen­leser, einen für den Klartext und den anderen für den Schlüsseltext.

Der befugte Empfänger war im Besitz eines identisch gestanzten Schlüssel­streifens. Damit führte er auf seiner Seite nach dem Empfang der Zeichenfolge mithilfe seiner Dudek-Maschine die gleiche XOR-Operation durch und erhielt dadurch wieder jedes ursprüngliche 5‑Bit-Klartext­zeichen zurück.

Ein Exemplar des Dudek-Chiffriergerätes, ein originales TgS‑1M, ist im Chiffrenzentrum Enigma in Posen ausgestellt.[3]

Handbücher
Wiktionary: dudek – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Jan Bury: From the Archives – Inside a Cold War Crypto Cell. Polish Cipher Bureau in the 1980s. In: Cryptologia. Band 32, Nr. 4, 2008, S. 358–359, doi:10.1080/01611190802319036.
  2. Jan Bury: From the Archives – Inside a Cold War Crypto Cell. Polish Cipher Bureau in the 1980s. In: Cryptologia. Band 32, Nr. 4, 2008, S. 359, doi:10.1080/01611190802319036.
  3. Tg S‑1 M DUDEK im Centrum Szyfrów Enigma, abgerufen am 24. Mai 2024.