Décollage (frz.: décoller = abheben, losmachen, trennen, abkratzen) in der Kunst ist das Gegenteil der Collage. Statt ein Bild aus Versatzstücken zusammenzufügen, werden Teile eines Originalbildes entfernt.[1] Formen der Décollage sind etwa die „Etrécissements“ des SurrealistenMarcel Mariën[2] und die literarische Cut-up-Technik.
In den 1950er und 1960er Jahren entwickelte sich der „Plakatabriss“ der Affichisten, bei dem mehrere Plakate übereinander geklebt und dann durch teilweises Abreissen neu kombiniert werden.
Eine weitere Form der Décollage ist die Dé-coll/age von Wolf Vostell, dem es nicht nur um das Zerstören, sondern um das Sichtbarmachen, im Sinne von Verwischen und weiteren Formen, wie auswischen, entfärben, doublieren, verzerren, verwackeln und übereinanderdrucken, ging. Wolf Vostell fand am 6. September 1954 in Paris auf der Titelseite des Le Figaro das Wort „décollage“, das im Zusammenhang mit einem Absturz einer Lockheed Super Constellation in den Shannon benutzt wurde. Er übertrug den Begriff auf seine Plakatabrisse und Happenings. 1958 änderte Wolf Vostell für sich die Schreibweise in Dé-coll/age. Dé-coll/age wurde für Wolf Vostell zum Gestaltungsprinzip und umfassenden Kunstbegriff.[6]
Die Dé-coll/age des Happenings zielt auf eine bewusstseinskritische Aufschlüsselung absurder Umweltbedingungen, die den Menschen bedrängen, um zum Beispiel auf die Vorgänge im Alltag, beispielsweise des Autoverkehrs, zu verweisen. So wurden in den Dé-coll/age-Happenings der frühen 1960er-Jahre in kritisch-provokativer Demontagehandlung Materialien bis zur Unbrauchbarkeit zerstört.[7][8]
TPL, Tombeau de Pierre Larousse. François Dufrêne, Alain Jouffroy, Wolf Vostell, Verlag Der Kalender, Wuppertal 1961.[9]
Dufrene, Hains, Rotella, Villegle, Vostell. Plakatabrisse aus der Sammlung Cremer,[10] Staatsgalerie Stuttgart, 1971 (ohne ISBN)
Karin Thomas: DuMont’s kleines Sachwörterbuch zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Von Anti-Kunst bis Zero. DuMont Buchverlag, Köln 1977, ISBN 3-7701-0622-9.
Klaus Gereon Beuckers, Hans-Edwin Friedrich und Sven Hanuschek: dé-coll/age als Manifest, Manifest als dé-coll/age. Manifeste, Aktionsvorträge und Essays von Wolf Vostell. neoAvantgarden, Band 3, edition text + kritik: München 2014, ISBN 978-3-86916-260-7.[11]
Poesie der Grossstadt. Die Affichisten. Bernard Blistène, Fritz Emslander, Esther Schlicht, Didier Semin, Dominique Stella. Snoeck Verlag. 2014, ISBN 978-3-9523990-8-8.