Fraenkel wurde als Sohn des Weingroßhändlers Julius Fraenkel und dessen Ehefrau Edith, geb. Heimann, in Berlin geboren. Die Eltern entstammten bekannten Berliner Familien jüdischen Glaubens. Zu seinen Verwandten gehörten unter anderen der Internist Albert Fraenkel (1848 bis 1919), der Sprachwissenschaftler Ernst Fraenkel (1881 bis 1957), der Pathologe Ludwig Traube (1818 bis 1876), der Philologe Ludwig Traube (1861 bis 1907) und der Verleger und sozialdemokratische Politiker Hugo Heimann (1859 bis 1951).[1][2]
Eduard Fraenkel besuchte von 1897 bis 1906 das Askanische Gymnasium in Berlin-Tempelhof. Zu seinen Lehrern gehörte Otto Gruppe, wie Fraenkel in seiner Dissertation erwähnte.[2] Nach dem Schulabschluss studierte er zunächst Jura in Berlin, wechselte aber 1907 zur Klassischen Philologie – beeinflusst durch den Gräzisten Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf. Ab 1909 führte er sein Studium in Göttingen bei Friedrich Leo und Jacob Wackernagel fort. 1912 wurde er mit der Arbeit De media et nova comoedia quaestiones selectae zum Dr. phil. promoviert.[3]
Nach dem Studium nahm Fraenkel zunächst eine Tätigkeit bei dem lexikographischen ProjektThesaurus Linguae Latinae in München an. Nach kurzer Tätigkeit als Gymnasiallehrer habilitierte Fraenkel sich 1917 in Berlin mit Untersuchungen zur Originalität der plautinischen Partien im Plautus.[3] 1920 wurde er dort zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Drei Jahre später folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor für Klassische Philologie an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 1928 wechselte er (als Nachfolger von Richard Reitzenstein) nach Göttingen auf den früheren Lehrstuhl seines Lehrers Friedrich Leo, drei Jahre später nach Freiburg im Breisgau; zusätzlich übernahm er stellvertretend Vorlesungen an der Universität Basel.
Nach seiner Emeritierung nahm er Gastprofessuren an verschiedenen Universitäten in Italien und Deutschland an. Die Philosophische Fakultät der Freien Universität Berlin verlieh ihm 1963 die Ehrendoktorwürde.
Fraenkel heiratete 1918 in Berlin Ruth von Velsen (1892–1970), jüngere Schwester der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Dorothee von Velsen (1883–1970). Einer seiner Söhne ist der britische Mathematiker Ludwig Edward Fraenkel. Nach dem Tod seiner Frau wählte er, über 80 Jahre alt, den Freitod. Über seine Schwester Lilli war Eduard Fraenkel mit seinem Namensvetter, dem Altphilologen Hermann Fränkel, verschwägert.
Hans-Ulrich Berner, Mayya Pait: Fraenkel, Ernst. In: Peter Kuhlmann, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Altertumswissenschaften. Biographisches Lexikon (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 6). Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02033-8, Sp. 415–417.
Peter J. Conradi: Iris Murdoch. A Life. New York / London 2001, S. 114–122, 495–496, 614–616.
Marcus Deufert: Eduard Fraenkel. In: Robert B. Todd (Hrsg.): The Dictionary of British Classicists. Band 1. Thoemmes Continuum, Bristol 2004, ISBN 1-85506-997-0, S. 334–337.
Nicholas Horsfall: Eduard Fraenkel. In: Ward W. Briggs Jr., William M. Calder III (Hrsg.): Classical Scholarship. A Biographical Encyclopedia. New York / London 1990, S. 61–67.
Heinrich Krämer: Neun Gelehrtenleben am Abgrund der Macht. Der Verlagskatalog B. G. Teubner, Leipzig-Berlin 1933: Eduard Norden, Paul Maas, Eduard Fraenkel, Eugen Täubler, Alfred Einstein, Albert Einstein, Max Born, Hermann Weyl, Franz Ollendorff. 2., bearbeitete und erweiterte Auflage. Leipzig 2011.
Sesto Prete: Lettere di Edoardo Fraenkel a Günther Jachmann. 2 Bände (1910–1916, 1917–1920). Fano 1996–1997.
Stephanie West: Eduard Fraenkel in Oxford. In: Włodzimierz Appel (Hrsg.): Magistri et discipuli. Kapitel zur Geschichte der Altertumswissenschaften im 20. Jahrhundert (= Xenia Toruniensia. Band 7). Toruń 2002, ISBN 83-231-1521-4, S. 51–70.
↑ abGordon Williams: Eduard Fraenkel, 1888 - 1970. In: Proceedings of the British Academy. Oxford University Press, 1972 (thebritishacademy.ac.uk [PDF]).
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse, Folge 3, Band 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse, Folge 3, Band 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 83.
↑Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die im Dritten Reich entrechteten und vertriebenen Mitglieder der Heidelberger Akademie der Wissenschaften: biographische Porträts. Universitätsverlag, 2009, S. 21.