Scotland war der Sohn eines Bankkaufmanns, Er studierte nach seinem Schulbesuch an der Oberrealschule Dechanatstraße und einer Maurerlehre am Technikum Bremen (heute Hochschule Bremen). Bereits ein Jahr nach Abschluss des Studiums gründete er 1904 mit seinem Studienfreund Alfred Runge das Architekturbüro Runge & Scotland. Als Mitglied der Niedersachsenrunde und des von dieser 1904 initiierten Vereins für Niedersächsisches Volkstum öffnete sich ihnen bereits früh ein wohlhabender Kundenkreis, zu dem Ludwig Roselius, Gründer der Kaffee HAG, gehörte, der sie über fast 30 Jahre immer wieder beauftragte.[1]
Runge & Scotland sanierten im Bremer Umland Niedersachsenhäuser und bauten von 1906 bis 1915 in und um Bremen eine Reihe von Landhäusern und Villen. Gefördert durch Lloyd-Generaldirektor Heinrich Wiegand, für den sie einen ihrer ersten Aufträge ausführten, den Umbau von dessen Landhaus Gut Hohekamp in St. Magnus, bekamen sie auch den Auftrag für eine Luxuskabine auf dem Passagierdampfer Kronprinzessin Cäcilie.
Die Architekten waren auch als Designer und Werbegrafiker tätig. Bekannt sind Entwürfe für Möbel, Stoffe und Teppiche. Ab 1911 wirkte auf Betreiben von Ludwig Roselius das Büro als künstlerischer Beirat der Kaffee HAG. Sie entwickelten das Verpackungsdesign und gestalteten Plakate und Anzeigen sowie Gebrauchsartikel, wie Kaffeegeschirr und Kaffeemaschinen. Auf der Kölner Werkbund-Ausstellung von 1914 entwarfen sie das Restaurant der Kaffee HAG im Bremen-Oldenburger Haus.
Die bekanntesten Bauten von Runge & Scotland entstanden nach dem Ersten Weltkrieg: Nach Plänen der Architekten, die der Heimatschutzbewegung nahestanden, wurden von 1923 bis 1926 in der Böttcherstraße – einer etwa 100 m langen Straße in der Bremer Altstadt, deren Gebäude von Ludwig Roselius sämtlichst erworben worden waren – das Kaffee HAG-Haus, das Haus St. Petrus und die Privatbank Bremen-Amerika Bank, heute das Haus des Glockenspiels errichtet. Die Architektur dieser Bauten sollte als ein Loblied auf die lokale Bautradition und die Schönheit und Leistungsfähigkeit des heimischen Handwerks verstanden werden, dessen Förderung sich Roselius ausdrücklich verschrieben hatte. Der Bildhauer Bernhard Hoetger schlug dann anschließend mit dem Paula-Modersohn-Becker-Haus und dem Haus Atlantis den Weg einer stark von seiner eigenen künstlerischen Idee geprägten Architektur ein, die sich deutlich von den Arbeiten Runge & Scotlands unterscheidet – jedoch ohne dass es in der Gesamtwirkung zum Bruch kommt.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden insbesondere die schon seit ihrer Entstehung stark diskutierten Bauten Hoetgers in der Böttcherstraße von offizieller Seite schärfstens abgelehnt; sie wurden im Dritten Reich Zielscheibe eifernder nationalsozialistischer Kulturkritiker. Der schon immer konservative Scotland war ab 1933 dem Nationalsozialismus zugeneigt und wurde im selben Jahr Parteimitglied der NSDAP. Er war ab 1935 Leiter des Nordischen Bauhofs und ab 1937 ordentlicher Professor (bis 1944) an der Nordischen Kunsthochschule (heute Hochschule für Künste Bremen).[2] Scotland war Baupfleger für den Gau Weser-Ems und seit 1935 Künstlerischer Leiter des Bremer Ausschusses für Grabmalkunst. Das Büro Runge & Scotland bestand noch bis 1940, jedoch zeichnete Scotland ab 1935 allein für die Entwürfe.
1904: Umbau des Landhauses Kirchbachstraße 213 für die Witwe A. Scotland, seither auch Sitz des Baugeschäfts Runge & Scotland[3] (Abbruch 2014)
1905: Stallgebäude für Gartenarchitekt Christian H. Roselius, Georg-Gröning-Straße 104/106 in Bremen-Schwachhausen, 1925 nach Entwurf von Runge & Scotland durch Wohngeschoss ergänzt[1]
1906(um): Umbau des Wohnhauses Richard-Wagner-Straße 20 für Heinrich Wiegand, Bremen-Schwachhausen[4] (zerstört)
1906: Wohnhaus-Umbau Landgut Hohekamp, Burger Heerstraße 20, Bremen-Burglesum für Heinrich Wiegand, Generaldirektor des Norddeutschen Lloyd[1][5]
1906: Entwurf für eine Halle mit Treppe und eine Studie für ein Toilettenzimmer im Landhaus Rickmers, Gut Hodenberg, Bremen Oberneuland[5]
1906–1907: Heizungsschornstein für Haus Martinistraße 45, Bremen[6]
1907: Wohnhaus für den Tischlermeister B. D. Meyer in Bremen-Burg, Burger Heerstraße 23 (stark verändert erhalten)[7]
1907: Landhaus Johs. Vassmer in Bremen, Horner Heerstraße 19 (ehemals Vahr 81c); Johs. Vassmer war Teilhaber der Fa. H. W. D. Vassmer (Tabaksmakler)[3][5][11][12][13][14]
1907: Warteraum im Künstler-Vereinshaus (neben dem großen Konzertsaal) in Bremen, Domsheide, im Auftrag des Kaufmanns J. C. Pflüger (zerstört)[5]
1907: Salon und Herrenzimmer für Lloyddirektor Phil. Heineken in Bremen, Contrescarpe 137[5][12][13]
1907–1908: Landhaus Christoph Friese (Prokurist der Firma J. F. Kulenkamp, Getreidehandlung) in Bremen-Schwachhausen, Schwachhauser Heerstraße 317[15][11][16][17]
1907–1908: Doppelwohnhaus Scharnhorststraße 183/185 für Richter Hans Brandis (183) bzw. Professor Gerhard Hellmers (185)[16]
1916: Umbau des Wohnhauses Osterdeich 3 / Bleicherstraße 25 für Ludwig Roselius[40]
1922: Haus für den Kaufmann Nicolaus Lüning (Teilhaber der Im- und Exportfirma J. N. Lüning & Co.) in Bremen-Schwachhausen, Schwachhauser Heerstraße 165
1922–1924: Umbau zweier Packhäuser zum Haus des Glockenspiels für die Bremen-Amerika-Bank der Kaffee HAG in Bremen, Böttcherstraße 4/5 (Innenausstattung durch Kriegsschaden verloren)[41]
1923–24: Umbau des barocken Wohn- und Kontorhauses Wachtstraße 32 in Bremen zum Haupteingang der Bremen-Amerika-Bank[41]
1923: Wohnhäuser Orleansstraße 44/46/48/50/52 in Bremen-Schwachhausen
1923–1924: Kontorhaus Martinistraße 8 in Bremen (später in das Haus Atlantis integriert)[6]
1924: Doppelgarage mit Chaffeurwohnungen für den Kaufmann Otto Bohlmann in Bremen-Schwachhausen, Carl-Schurz-Straße 30a (ehem. Bürgermeister-Smidt-Straße; 2015 abgebrochen)
1924: Wohnhaus Orleansstraße 42a
1924–1926: Wohnhaus Orleansstraße 42 (1936 um Garage im Souterrain ergänzt)
1924–1927: HAG-Haus, Böttcherstraße 7, und Haus St. Petrus, Böttcherstraße 3/5, in Bremen (1931–1932 Umgestaltung des Nebeneingangs des Hauses St. Petrus unter Verwendung von Renaissancefiguren; nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg vereinfacht wiederaufgebaut)[42]
1924–1927: Wohnhäuser für D. W. Herbst in Bremen-Schwachhausen, Schwachhauser Ring 18/20[43]
1924–1927: Dreihäusergruppe in Rickmers Park, Marcusallee 49/53
1925: Bebauung Dijonstraße 4/6/8/10 in Bremen-Schwachhausen
1925–1927: Doppelvilla Schwachhauser Ring 2/4 in Bremen-Schwachhausen[45]
1926–1928: Haus Runge in Bremen-Schwachhausen, Kirchbachstraße 213A
1927: Waldhaus Birkenheide bei Ganderkesee (errichtet als Schule für Körperbildung und Atemgymnastik, ab 1932 Jugendherberge Birkenheide; 1992 durch Feuer zerstört)[46][47]
1928: Wohnhäuser Orleansstraße 7/9/11/13 in Bremen-Schwachhausen
1928: Wohnhaus für Landgerichtspräsident Dr. Adolf Meyer in Bremen-Schwachhausen, Unter den Eichen 4
1929: Anbau von Terrasse und Veranda an das Wohnhaus Großgörschenstraße 14 in Bremen-Schwachhausen (1934 Einbau eines Zimmers im Dachgeschoss und Erkerausbau; zerstört)
1933: Umbau des Instituts für Gesundheit und Leistung in Bremen, Martinistraße 46/47 (in Kooperation mit Bauabteilung Böttcherstraße unter Leitung von Karl von Weihe; zerstört)[6]
1933–1934: Haus für Ihno Fimmen in Bremen-Schwachhausen, Unter den Eichen 6
1934–1935: Wohnhaus für Anna Beck in Bremen-Schwachhausen, Unter den Eichen 8[48]
Eduard Scotland (1885–1945). Architekt + Gestalter. Beispiele aus seinem Schaffen für Kaffee HAG und die Böttcherstraße. Crusoe-Halle, Böttcherstraße Bremen, vom 4. Juli bis 31. August 1985
Arthur Bothe: Eduard Scotland. In: Historische Gesellschaft Bremen, Staatsarchiv Bremen (Hrsg.): Bremische Biographie 1912–1962. Hauschild, Bremen 1969, S. 482.
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Arthur Bothe: Eduard Scotland 1885–1945. In: Wilhelm Wortmann (Hrsg.): Bremer Baumeister des 19. und 20. Jahrhunderts. Bremen 1988, S. 74 f.
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Kirsten Leuenroth: Die Architekten Alfred Runge und Eduard Scotland. In: Hans Tallasch (Hrsg.): Projekt Böttcherstraße. Delmenhorst 2002, S. 65–80.
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Kirsten Leuenroth: Die Architekten Alfred Runge und Eduard Scotland. In: Hans Tallasch (Hrsg.): Projekt Böttcherstraße. Aschenbeck & Holstein, Delmenhorst 2002, ISBN 3-932292-29-4, S.64–80.
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↑Architekten Runge & Scotland-Bremen. Veranda- und Gartenbänke, -sessel und -tische in weisslackiertem Holz. In: Innendekoration, 26. Jahrgang 1915, S. 46 f. ([4])
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Leuenroth, Kirsten: Das Haus des Glockenspiels. In: Hans Tallasch (Hrsg.): Projekt Böttcherstraße. Aschenbeck & Holstein, Delmenhorst 2002, ISBN 3-932292-29-4, S.102–116.
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Fries, Heinrich de: Arbeiten des Architekten Professor Eduard Scotland. In: Deutsche Bauzeitung 70. 1936, S.725–736, Abb. S. 742, 744–745.
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