Ein Schloß am Wörthersee

Fernsehserie
Titel Ein Schloß am Wörthersee
Produktionsland Deutschland, Österreich
Originalsprache Deutsch
Genre Komödie, Drama
Erscheinungsjahre 1990–1993
Länge 50 Minuten
Episoden 34 in 3 Staffeln
Produktions­unternehmen Lisa Film (Karl Spiehs)
Idee Erich Tomek
Produktion RTL
Musik Franco Andolfo
Erstausstrahlung 17. Okt. 1990 auf RTL plus
Besetzung

Ein Schloß am Wörthersee ist eine 34-teilige deutsch-österreichische Fernsehserie, die in den Jahren 1990 bis 1992 von Lisa Film für den deutschen Fernsehsender RTL produziert wurde. In den Staffeln 1 und 2 spielt Roy Black die Hauptrolle, in Staffel 3 Uschi Glas.

Lennie Berger erbt von seinem Onkel das „Schloßhotel Velden“ und will Schwung in dessen Verwaltung bringen, da es etwas „angestaubt“ wirkt. Jedoch weckt dies den Widerstand der Angestellten sowie der Hotels rund um den Wörthersee. Prominentester Vertreter des Widerstands wird der Hoteldirektor Reiner Janssen, einst selbst Geschäftsführer des Schlosshotels, der in Berger einen Konkurrenten sieht. Überraschend nimmt er den Posten des Direktors beim konkurrierenden Kurhotel „Karnerhof“ an. Außerdem entwickelt er sich zum direkten Gegenspieler Bergers und versucht, durch mehr oder weniger perfide Pläne Berger aus dem Geschäft zu drängen. Ein Zimmermädchen des Schlosshotels Velden, Ida Jellinek, das Berger ausnehmend gut gefällt, wechselt zum „Casino Velden“. Im Laufe der Zeit wird aus der Liebelei zwischen den beiden eine Beziehung. Jedoch zieht diese regelmäßige Intrigen durch Bergers frühere Geliebte, Krista Springer, mit sich, die versucht, sich zwischen die beiden zu stellen. Eine weitere Geliebte Bergers, die Direktrice Anja Weber, verlässt das Schlosshotel, um die Leitung des Kurhotels Karnerhof von Janssen zu übernehmen. Dieser übernimmt die Geschäftsführung des Golfclubs in Velden, um von dort aus seine Intrigen zu spannen. Am Ende der Saison beginnt der von Berger geplante Umbau des Schlosshotels. Ein Investor ist das Reisebüro Springer, dessen Erbin eben die Witwe Krista Springer ist. Sie will das Scheitern des Projektes herbeiführen, indem sie auf eine Eröffnung des Hotels bei Saisonbeginn besteht. Die Witwe Springer ist es auch, die für das Schlosshotel eine Bürgschaft bei der Bank übernimmt, dabei gerät sie selbst finanziell ins Schlingern. Da Berger viel zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt ist, vernachlässigt er Ida, mit der er inzwischen verlobt ist. Diese wendet sich in der Folge von ihm ab. Als sie den französischen Geschäftsmann André Blondeau kennenlernt, verliebt sich der charmante Mann in sie. Schließlich kommt Max, Bergers Sohn aus erster Ehe, zu Besuch, der zusätzlich für Wirbel sorgt.

Als Lennie Berger völlig überraschend stirbt – entsprechend dem tatsächlichen Ableben des Darstellers Roy Black im wirklichen Leben – erbt sein Sohn Max das Schlosshotel. Bergers Ex-Frau Elke Berger übernimmt bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes die Leitung des Hotels, dessen Umbau noch immer nicht beendet ist. Ihr lebensfremder Bruder Leo Laxeneder, inzwischen Nachlassverwalter, will ihr dabei unter die Arme greifen. Doch beinahe verliert er das Hotel an den hinterhältigen Geschäftsmann Thomas Kramer. Zwischenzeitlich ist dieser sogar fest davon überzeugt, die Hälfte des Hotels an sich gebracht zu haben. Währenddessen pachtet Elke Berger zusätzlich das Luxushotel „Park’s“, um ihr Personal beschäftigen zu können. Da Elke die Eröffnung des Hotels auf das nächste Jahr verschoben hat, beschließen die beiden Hausdiener Josip und Malec, das Hotel auf eigene Faust zu eröffnen.

Im Jahr 1988 machte der RTL-Chef Helmut Thoma dem Produzenten Karl Spiehs das Angebot, von ihm eine Serie von Filmen mit 45 Minuten pro Serienfolge zu übernehmen. Spiehs, der seinerseits an einen neuen Wörthersee-Film gedacht hatte, schlug als Titel der Serie vor: Ein Schlosshotel am Wörthersee. Die Idee dazu kam ihm, weil Schloss Velden gerade von der Hypo Bank zu einer Luxusherberge umgebaut wurde. Spiehs setzte als Hotelchef auch seinen oftmaligen früheren Hauptdarsteller Roy Black durch, obwohl der einstige Schlagerstar gerade ein Karrieretief durchmachte.[1]

Als das fiktionale Schlosshotel diente das Schloss Velden, das seit den 1950er Jahren als Drehort für Film- und Fernsehaufnahmen genutzt wurde. Durch den Tod von Roy Black im Jahr 1991 übernahm ab der dritten Staffel Uschi Glas die Hauptrolle.

Regie bei den einzelnen Episoden führten Franz Josef Gottlieb, Harald Leipnitz, Otto W. Retzer, Horst Kummeth, Holm Dressler, Peter Hill und Harald Vock. Die Drehbücher schrieben Erich Tomek (29 Episoden), Harald Vock (eine Episode), Robert Havalie, (vier Episoden, eine gemeinsam mit Erich Tomek), Gaby Zerhau (eine Episode) und Otto W. Retzer (eine Episode gemeinsam mit Erich Tomek).

Viele Szenen waren als Hommage an den Schlagerfilm der 1960er und 1970er Jahre angelegt. Filme dieses Genres spielten auch am Wörthersee. Eine Reihe von, insbesondere aus dieser Zeit, bekannten Schauspielern, Musikern und Moderatoren haben Gastauftritte in der Serie. Zu nennen wären Marijke Amado, Wolfgang Ambros, Eddi Arent, Jochen Busse, David Cassidy, Dennie Christian, Hans Clarin, Drafi Deutscher, Petra Drechsler, Fritz Eckhardt, Falco, Ottfried Fischer, Herbert Fux, Linda Gray, Jürgen Hingsen, Harald Leipnitz, Hias Mayer, Nina Hagen, Larry Hagman, Jörg Haider, sowie die Wildecker Herzbuben, Udo Jürgens, Harald Juhnke, die Kessler-Zwillinge, Hildegard Knef, Dagmar Koller, Ossy Kolmann, Peter Kraus, Mike Krüger, Zachi Noy, Thommi Ohrner, Gunther Philipp, Telly Savalas, Werner Schulze-Erdel, Georg Thomalla, Klausjürgen Wussow, Nockalm Quintett und Albin Berger.[2]

Der Schauspieler Hansi Kraus spielte erneut die Rolle des Pepe Nietnagel, mit der er in der siebenteiligen Filmreihe Die Lümmel von der ersten Bank (1967–1972) bekannt geworden war. Die fiktionale Lebenslinie von Pepe hat aus dem frechen Schüler einen Kaplan werden lassen. Der Produzent Karl Spiehs und der Haupt-Drehbuchautor Erich Tomek hatten Cameo-Auftritte. Ansonsten konnte Spiehs mit der Aussicht auf eine Urlaubsidylle am Wörthersee immer wieder bekannte Stars engagieren.[3]

Produktplatzierung

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Auffällig an der ersten im Auftrag des Privatsenders RTL hergestellten Fernsehserie sind zahlreiche Fälle von nicht ausgewiesener Produktplatzierung. So finden beispielsweise VISA-Kreditkarten, Acer-EDV-Produkte, Casino Austria, Sixt-Autovermietung, Hertz-Autovermietung, Spielautomaten von adp Gauselmann, Tabakwaren im Allgemeinen, Holsten Pilsener und Getränke der Marke Eckes sowie Fahrzeuge der Marken Nissan und Toyota Erwähnung.

Laut der Zeitschrift Stern hat die Tabakindustrie Geld für Schleichwerbung in der Serie an die Münchner Lisa-Film GmbH bezahlt.[4]

1. Staffel (1990)

2. Staffel (1991)

  • 11. Saisonbeginn mit Hindernissen, Regie: Horst Kummeth
  • 12. Die weißen Pferde von Lipizza, Regie: Horst Kummeth
  • 13. Der Löwe ist los, Regie: Horst Kummeth
  • 14. Hoppla Zwillinge, Regie: Horst Kummeth
  • 15. Ein reizendes Kerlchen, Regie: Horst Kummeth
  • 16. Doppeltes Spiel, Regie: Holm Dressler
  • 17. Doppelbuchung, Regie: Holm Dressler
  • 18. Rendezvous am Wörthersee, Regie: Otto W. Retzer
  • 19. Ein Glatzkopf kommt selten allein, Regie: Otto W. Retzer
  • 20. Alte Liebe rostet nicht, Regie: Franz Josef Gottlieb
  • 21. Bilderjagd, Regie: Franz Josef Gottlieb

3. Staffel (1992)

  • 22. Der Nachlaßverwalter, Regie: Peter Hill
  • 23. Leo in Nöten, Regie: Otto W. Retzer
  • 24. Heimkehr zum Wörthersee, Regie: Otto W. Retzer
  • 25. Wirbel im Park’s, Regie: Peter Hill
  • 26. Frank & Eddy, Regie: Peter Hill
  • 27. Verzwickte Verhältnisse, Regie: Peter Hill
  • 28. Abenteuer in den Bergen, Regie: Otto W. Retzer
  • 29. Zwei Männer um Elke, Regie: Peter Hill
  • 30. Falsches Spiel mit Patrick, Regie: Otto W. Retzer
  • 31. Eine goldene Nase, Regie: Harald Vock
  • 32. Anjas Baby, Regie: Otto W. Retzer
  • 33. Teddy räumt auf, Regie: Otto W. Retzer

Serienspecial (90 Minuten) (1993)

  • 34. Sommerkapriolen, Regie: Otto W. Retzer

Zur ersten Folge im Oktober 1990 erschien in der Bild am Sonntag eine ganzseitige vernichtende Vorankündigung, die sich letztlich als tolle Werbung erwies. Die erste Episode wurde in Österreich von rund 2 Millionen, in Deutschland von rund 7 Millionen Zuschauern gesehen. Das war die höchste Quote, die der deutsche Privatsender bis dahin erzielen konnte. International wurde die Serie unter dem Titel Lakeside Hotel in über 40 Länder verkauft. Sogar der ORF, der unter Generalintendant Gerd Bacher die Filme von Karl Spiehs stets boykottiert hatte, kaufte durch Ernst Wolfram Marboe die Serie. Jede einzelne Folge fand hier 1,5 Millionen Zuseher. Für Roy Black brachte die Serie den erhofften Höhenflug, der durch seinen Tod 1991 jäh beendet wurde.[5] Dieses Ereignis führte vorübergehend zu einer gesteigerten Beachtung der Serie, aber dann gingen die Einschaltquoten stark zurück. Zur letzten abendfüllenden Abschlussfolge äußerte Karl Spiehs: „Die war so schlecht. Also, wenn der Film irgendwo läuft, dann schalte ich ganz schnell weg auf einen anderen Sender.“[6]

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Serie gestaltete 2020 der damalige Standfotograf Harald Lamprecht in Zusammenarbeit mit Lisa Film ein Fotobuch mit bisher unveröffentlichten Bildern sowie Fotos in überarbeiteter Qualität.[7]

  • Florian Wagner: Erben, Sterben, Arbeit, Fleiß. Soziale Mobilität in Ein Schloß am Wörthersee. In: Wagner/Vogt/Liemberger/Ehardt (Hg.): Serielle Zustände. Annäherungen an die österreichische Fernsehlandschaft. Sonderzahl Verlag, Wien 2022. S. 173–188. ISBN 978-3-85449-576-5.
  • Roman Schliesser: Die Supernase. Karl Spiehs und seine Filme, Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2006, ISBN 978-3-8000-7228-6

Einzelnachweise

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  1. Roman Schliesser: Die Supernase. Karl Spiehs und seine Filme, Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2006, S. 56
  2. ORF zeigt wieder „Ein Schloss am Wörthersee“ In: Kleine Zeitung, vom 13. Mai 2015, abgerufen am 6. Oktober 2016
  3. Roman Schliesser: Die Supernase. Karl Spiehs und seine Filme, Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2006, S. 58
  4. Kämpfer für den Qualm (Memento vom 25. Januar 2008 im Internet Archive) In: Stern, vom 30. Oktober 2002, abgerufen am 6. Oktober 2016
  5. Roman Schliesser: Die Supernase. Karl Spiehs und seine Filme, Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2006, S. 57
  6. Roman Schliesser: Die Supernase. Karl Spiehs und seine Filme, Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2006, S. 183
  7. Harald Lamprecht: Ein Schloss am Wörthersee: Die neuen Bilder zu Serie. Hrsg.: Michael Kraiger. Lisa Film GmbH, Velden am Wörthersee 2020.