Enzesfeld-Lindabrunn ist eine Marktgemeinde mit 4327 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) in Niederösterreich im Bezirk Baden. Den Namen trägt sie seit der Gemeindezusammenlegung im Jahre 1970.[1]
Die Gemeinde liegt an der Triesting in den östlichen Ausläufern der Niederösterreichischen Kalkalpen am Rand des Wiener Beckens.
Die Seehöhe von Enzesfeld beträgt 314 m ü. A. und die von Lindabrunn 331 m. Die Gemeinde hat eine Fläche von 15,77 km². Der Anteil der Waldfläche beträgt 60,71 %.
Die Gemeinde besteht aus der wesentlich größeren Katastralgemeinde Enzesfeld mit ca. 3.400 Einwohnern und dem kleineren Lindabrunn, die vor der Gemeindereform 1970 freiwillig zusammengelegt wurden.
In der Spalte Katastralgemeinden sind sämtliche Katastralgemeinden einer Gemeinde angeführt. In der Klammer ist die jeweilige Fläche in km² angegeben.
In der Spalte Ortschaften sind sämtliche von der Statistik Austria erfassten Siedlungen, die auch eine eigene Ortschaftskennziffer aufweisen, angeführt. In der Hierarchieebene derselben Spalte, rechts eingerückt, werden nur Ansiedlungen, die mindestens aus mehreren Häusern bestehen, dargestellt.
Zu beachten ist, dass manche Orte unterschiedliche Schreibweisen haben können. So können sich Katastralgemeinden anders schreiben als gleichnamige Ortschaften bzw. Gemeinden.
Beide Orte wurden erstmals im 12. bzw. im 13. Jahrhundert erwähnt.
Bereits im 18. Jahrhundert gab es hier einen Pechereibetrieb, der bis 1965 arbeitete. Von 1833 bis 1883 (sowie 1919/20) wurde[Anm. 3] in dem an St. Veit an der Triesting sowie Kleinfeld grenzenden Waldgebiet Jauling (heute: Bereich Golfclub Enzesfeld, Club in der Jauling) Braunkohle abgebaut.[Anm. 4]
Enzesfeld und Lindabrunn waren bereits einmal, 1850[3] –1866[4], vereint.
1905 entstand in Enzesfeld die „Anton Keller Metallwerk und Munitionsfabrik“. In diesem Unternehmen ereignete sich in der Nacht vom 23. auf den 24. März 1944 eine schwere Explosion, durch welche Fensterscheiben bis in das Gebiet von Wiener Neustadt zu Bruch gingen und das Werk zerstört wurde. Beim Hantieren mit Granaten hatte sich Trinitrotoluolstaub entzündet, was zur Explosion von ca. 20 Tonnen TNT führte.[5]
Die Metallwarenfabrik Kromag betreibt seit 1863 in Enzesfeld einen Standort, auf dem fast flächendeckend Verunreinigungen durch Schwermetalle, Mineralöl- und Teerölkohlenwasserstoffe vorhanden sind. Die Verunreinigungen sind teils von hoher Intensität, aber meist nur auf geringmächtige Untergrundbereiche beschränkt. Außer im Verfüllungsbereich einer ehemaligen Schottergrube im Südwesten des Standorts, wo der Untergrund im Ausmaß von ca. 5.000-7.000 m³ mit Teerölkohlenwasserstoffen erheblich kontaminiert ist und eine erhebliche Gefahr für die Umwelt darstellt, sind sonst die Auswirkungen der Verunreinigungen auf die Grundwasserqualität sehr gering.[7]
Bei den Gemeinderatswahlen 1990 erreichte die SPÖ 57,88 %, die ÖVP 19,60 %, die FPÖ 10,74 %. Die LIF bekam 7,40 %. Die Grünen 2,47 % und die BGL 1,19 %. Die KPÖ erreichte 0,73 %. Erich Fangl wurde zum Bürgermeister gewählt.
Bei den Gemeinderatswahlen 1995 gewann die SPÖ mit 61,34 %. Die Bürgerliste Enzesfeld-Lindabrunn (BGL) wurde Zweiter mit 17,84 %. Die ÖVP erreichte 13,98 % und die FPÖ bekam 6,84 %. Erich Fangl wurde wieder zum Bürgermeister gewählt.
Bei den Gemeinderatswahlen 2000 gewann die SPÖ mit 65,64 %, die ÖVP hatte 19,33 %. Die Bürgerliste BGL bekam 7,64 % und die FPÖ 7,39 %. Erich Fangl wurde wieder zum Bürgermeister gewählt.
Bei den Gemeinderatswahlen 2005 siegte die SPÖ mit 73,23 % und bekamen 19 Sitze. Die ÖVP bekam 21,82 % und hatte 5 Sitze. Die FPÖ gewann 4,95 % und hatten 1 Mandat. Erich Fangl wurde wieder zum Bürgermeister gewählt.
Bei den Gemeinderatswahlen vom 14. März 2010 entfielen von den 25 Sitzen auf die SPÖ 11 Mandate (43,27 % der gültigen Stimmen), auf die Liste Schneider (LS) 7 Mandate (27,29 %), auf die ÖVP 5 Mandate (20,1 %) und auf die FPÖ 2 Mandate (9,34 %). Franz Schneider wurde zum Bürgermeister gewählt.
Im September 2012 wurde der Gemeinderat aufgelöst und die notwendige Neuwahl des Gemeinderates wurde am 2. Dezember 2012 durchgeführt. Dabei entfielen auf die LS 14 Mandate, auf die SPÖ 7, auf die ÖVP 3 und auf die FPÖ 1 Mandat. Franz Schneider wurde wieder zum Bürgermeister gewählt.[9]
Bei den Gemeinderatswahlen 2015 erreichte die LS 52,35 %, somit 14 Mandate. Die SPÖ erreichte 23,75 % und 6 Mandate. Die ÖVP erreichte 17,58 % der Stimmen und 4 Mandate. Die FPÖ erreichte 6,32 % und 1 Mandat. Franz Schneider wurde wieder zum Bürgermeister gewählt.
Bei den Gemeinderatswahlen am 26. Jänner 2020 erreichte die LS 44,44 % und 12 Mandate. Die SPÖ erreichte 37,59 % und 10 Mandate. Die ÖVP erreichte 14,75 % und 3 Mandate. Die FPÖ verpasste mit 3,22 % den Einzug in den Gemeinderat. Am 4. März 2020 wurde der neue Gemeinderat angelobt. Franz Schneider wurde wieder zum Bürgermeister gewählt. Aktuell ist die LS in einer Koalition mit der ÖVP.
Am 1. Juni 2023 wurde Stefan Rabl (LS) zum neuen Bürgermeister mit den Stimmen von Liste Schneider, ÖVP und SPÖ im Gemeinderat gewählt nachdem Franz Schneider sich aus der Politik mit 66 Jahren zurückgezogen hat.
Bürgermeister von Enzesfeld (bis 31. Dezember 1969)
Blasonierung: Im blauen Schild ein schräg rechter weißer Balken, belegt mit drei Lilien; beiderseits des Balkens im Schild je eine gegen den Rand gerichtete goldene Lilie.[10]
Dieses 1953 verliehene Wappen ist vom Wappen der Engelschalksvelder abgeleitet.
Verordnung der Bundesregierung über die Änderung der Grenzen zwischen den Ortsgemeinden Leobersdorf, Gerichtsbezirk Baden, einerseits und Enzesfeld, Gerichtsbezirk Pottenstein, anderseits.[11]
Werkzeitung Betriebsgemeinschaft Metallwerke. Werkzeitung (Jg. 2, Nr 9ff: der Betriebsgemeinschaft) der Enzesfelder Metallwerke Aktien Gesellschaft (Jg. 1.) – 5. Böhler, Wien 1938–1942, ÖNB.
Erich Oberdorfer: Die Ortserweiterung von Enzesfeld, Niederdonau, herangezogen als Beispiel zur Besprechung von Ortsplanungen kleinerer und mittlerer Gemeinden. Text. Pläne. Dissertation, Technische Hochschule Wien, Wien 1943, ÖNB, OBV.
Eva Wald: Die Anfänge der Industrie des Wiener Beckens und ihre geographischen Grundlagen. Dissertation. Universität Wien, Wien 1954, ÖNB, OBV. (Insbesondere Kapitel Flachsspinnerei in Hirtenberg).
Walter Rieck: Kulturgeographie des Triestingtales. Dissertation. Universität Wien, Wien 1960, ÖNB, OBV.
Karl Schiehsl: Die Kirchen von Enzesfeld und Lindabrunn. Römisch-katholisches Pfarramt (Hrsg.), Enzesfeld-Lindabrunn 1980, OBV.
Alois Schabes: Enzesfeld-Lindabrunn – von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart. Marktgemeinde Enzesfeld-Lindabrunn, Enzesfeld-Lindabrunn 1981, ÖNB, OBV.
Klaus-Dieter Mulley (Hrsg.): Geschoße – Skandale – Stacheldraht. Arbeiterschaft und Rüstungsindustrie in Wöllersdorf, Enzesfeld und Hirtenberg. Eigenverlag der Gewerkschaft der Eisenbahner, Ortsgruppe Ebenfurth Pottendorfer Linie, Ebenfurth 1999, ISBN 3-9500563-1-6, OBV.
Karl Schiehsl: Enzesfeld und Lindabrunn in alten Ansichten. Die Damals-Reihe. Europäische Bibliothek, Zaltbommel/Niederlande 2001, ISBN 90-288-6647-7.
Gabriele Handl, Christian Handl: Unser Triestingtal. Band 1: Altenmarkt, Berndorf, Enzesfeld-Lindabrunn, Furth, Hernstein, Hirtenberg, Kaumberg, Leobersdorf, Pottenstein, Weissenbach. Dritte Auflage. Kral, Berndorf 2008, ISBN 978-3-902447-46-3.
↑Norbert Schausberger: Rüstung in Österreich 1938–1945: eine Studie über die Wechselwirkung von Wirtschaft, Politik und Kriegsführung. In: Publikationen des österreichischen Instituts für Zeitgeschichte. Band 8. Hollinek, Wien 1970, S. 147.
↑Schloss Enzesfeld. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl; abgerufen am 1. Januar 1900, abgerufen am 22. Februar 2011.
↑oben rechts: Schloss Enzesfeld am Fuße des Pfarrkogels (470 m); links unter Mitte: Volksschule, 1900 gestiftet von Nathaniel Meyer von Rothschild, Schlosseigner 1880–1905. Zur Zeit der Darstellung war Schloss Enzesfeld Eigentum von Albert von Rothschild.
↑Sportschule Lindabrunn ist gemäß Österreichischem Amtskalender online ein „Sonstiger Gebäudename“, Julienhof ein „Einzelgebäude und Gehöft“, Blindes Kreuz ein „Sonstiger Objektname“, Schloss Enzersfeld (sic!) ein „Siedlungsname (nicht im KM50)“. Enzesfeld-Lindabrunn ist ein „Gemeindename (nicht in ÖK50)“.
↑so wie zwischen 1838 und 1959 in dem ca. 3,5 km westlich davon gelegenen Grillenberger Becken – In: Erwin Schilder: Berndorf – Vergangenheit und Gegenwart. Stadtgemeinde, Berndorf 1975, OBV, S. 164.
↑1854 wurde in den Kohle bildenden LignitstämmenfossilesHarz entdeckt, das den wissenschaftlichen Namen Jaulingit erhielt. – In: Schabes: Enzesfeld-Lindabrunn. S. 6.
↑Am 1. Oktober 1396 stiftete Ulrich IV. von Wallsee ein Versorgungshaus (Spital), dem eine Kapelle angeschlossen gewesen sein soll. – In: Schabes: Enzesfeld-Lindabrunn. S. 113.
↑Die Getränkedosen erzeugende Produktionsstätte geht auf eine Gründung der Metallwerke Ranshofen-Berndorf (VMW) aus dem Jahre 1981 zurück. – Siehe: Nun fix: Dosenwerk in Enzesfeld. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 15. Oktober 1981, S.10.