Eine Epaulette (veraltet das Epaulett; frz. épaulette, zu épaule „Schulter“) zählt zu dem Schulterbesatz einer Uniform. Im Deutschen bezeichnet man so üblicherweise eine spezielle Form, die sich von der einfachen Schulterklappe oder dem eleganteren Schulterstück unterscheidet.
Der Epaulette sehr ähnlich sind die Schulterschuppen, bei denen Schieber und oft auch das Feld komplett mit Metallschuppen besetzt sind. Dies war bspw. bei der sächsischen Kavallerie bis 1914 Praxis.[1] Bei der US-Kavallerie gehörten sie, unter der Bezeichnung shoulder scales, bis zu Beginn des Sezessionskrieges zur Paradeuniform der Mannschaften.
Nur sehr entfernt verwandt sind die Schulterketten aus engmaschigen Metallgeflecht. Solche shoulder chains werden in der britischen Yeomanry von Mannschaften und Offizieren, von letzteren mit Rangsternen, getragen. Schulterketten kamen zuerst in der Kavallerie der britischen Indienarmee auf.[3] Sie können als Überbleibsel der mittelalterlichen Kettenrüstung angesehen werden.
In abgewandelter Form haben sich Epauletten und Schulterketten längst auch zu Accessoires der Zivilkleidung entwickelt und sind bspw. bei der Rocker- und Punkmode, aber auch bei festlicher Damengarderobe anzutreffen.
Eine Epaulette besteht im Wesentlichen aus vier Elementen:
Als zwei ergänzende Uniformelemente kommen hinzu:
Die Epaulette wird durch Einschieben unter die Passante und das anschließende Einknöpfen befestigt. Werden, statt der Epauletten, Schulterstücke getragen, sind diese ebenfalls einzuknöpfen, doch über den Passanten zu tragen, die dann unter den Schulterstücken hervorragen.[7]
Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts galt das lose Tragen der Epauletten in einigen Staaten, wie etwa in Russland, als modisch. Die nur vom Schulterknopf gehaltene Epaulette saß dabei lose vor der Schulter. Der Epaulettenhalter, sofern existent, wurden nicht verwendet.
Mit Ausnahme Österreichs hielt die Epaulette bis Anfang des 19. Jahrhunderts in den meisten Ländern Europs Einzug. Neben Ringkragen und Sponton diente sie als einheitliches Statussymbol der Offiziere. Später waren, anhand der Trageweise (linke, rechte oder beide Schultern) und/oder des Dekors (Fransen, Kronen, Rangsterne oder -streifen usw.), der individuelle Rang oder zumindest die Dienstgradgruppe des Trägers ablesbar. Daneben wurde sie auch Teil der Gala-Uniform vieler höherer Zivilbeamte.
Generale hatten Epauletten mit dicken Raupen bzw. starren Kantillen und die Stabsoffiziere mit dünnen Fransen bzw. losen Kantillen. In Frankreich trugen zur Zeit Napoleon Bonapartes höhere Offiziere unterhalb des Oberstleutnants sowie die Kompanieoffiziere je eine Epaulette (mit dicken Kantillen bzw. dünnen Fransen) und Konterepaulette (ohne Fransen). In den meisten anderen Staaten führten Stabsoffiziere zwei befranste Epauletten, die Kompanieoffiziere jedoch zwei fransenlose (Konter-)Epauletten.
Im französischen Heer trugen, bei verschiedenen Garde- und Elite-Truppenteilen, auch die Mannschaften Epauletten (einzelne Truppenteile bis heute). Diese sind traditionell aus gefärbter Wolle gefertigt. Diese Mode setzte sich unter napoleonischem Einfluss vorübergehend auch in einigen Rheinbundstaaten und bei anderen Verbündeten Frankreichs durch. In Preußen trugen nur die Mannschaften der Ulanen den Offiziersepauletten ähnliche Epauletten, bei den übrigen deutschen Staaten wurde dies im Verlauf des 19. Jahrhunderts übernommen.
Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ersetzten bei Offizieren der deutschen und russischen Armee im Feld Schulterstücke die Epauletten.
Die Offiziere der deutschen Marine trugen bis 1939 Epauletten zur Großen Uniform.[7]
Epauletten als Teil militärischer und später auch ziviler Uniformen (Diplomaten, Beamte, Polizei) kamen Mitte des 18. Jahrhunderts auf. Hervorgegangen sind sie wahrscheinlich aus dem um 1680 aufgekommenen Dragoner, einem auf der linken Schulter getragenen, knöpfbaren Bandelierhalter, aus Tuch oder Leder.[8] Möglich erscheint auch eine Verbindung zu jenen zu Bündeln zusammengefassten bunten Stoffstreifen, die Teil der um 1660/1670 neu eingeführten Uniformen waren. Auf beiden Schultern getragen, dienten sie der Dekoration, sollten aber vermutlich auch ein Abrutschen des Bandeliers verhindern. Spätestens um das Jahr 1700 kamen sie aus der Mode.[9] Falsch ist die seit dem späten 19. Jahrhundert verbreitete Annahme, die Epauletten hätten sich aus den Schwebescheiben mittelalterlicher Plattenpanzer entwickelt. Letztere mögen jedoch das martialische Design späterer Epauletten beeinflusst haben, die fallweise mit aufgelegten Metallschuppen und wuchtigen Halbmonden auch als Schutz vor Säbelhieben dienten.
Die Einführung der knöpfbaren Epauletten beendete den kostspieligen Brauch, den Dienstgrad anhand aufwändiger Silber- oder Goldstickereien anzuzeigen, die in die Ärmelaufschläge, die Rocktaschen und entlang der Kopflöcher und Knopfleisten des Uniformrocks und teils auch in die Weste eingearbeitet waren. Im Unterschied zu aufgenähten Tressen oder Posamenten, die bei Bedarf problemlos von alten Textilien zu lösen waren, war dies bei Stickereien nicht möglich. Gold- oder silberbestickte Kleidung wurde meist verbrannt, um das verwendete Edelmetall auszuschmelzen. Dessen Materialwert deckte aber bei weitem nicht die Kosten neuer Gold- oder Silberstickereien, sofern dieser von der bisherigen Machart und Güte sein sollten. Die Epauletten hingegen konnten umstandsfrei wiederverwendet werden, falls der bisherige Uniformrock verschlissen und ein neuer anzuschaffen war.[10]
Als erstes Land führte Frankreich Epauletten ein, per Reglement vom 12. Januar 1759. Kriegsminister Belle-Isle verordnete sie anfangs nur den Offizieren einiger Truppengattungen (französische Infanterie, Kavallerie, Dragoner).[1] Belle-Isles Nachfolger Choiseul befahl die Epauletten zwischen 1762 und 1769 den Offizieren aller Truppengattungen, mit Ausnahme der Husaren (die zur Rangunterscheidung Ärmeltressen trugen).[11] Viele Offiziere fühlten sich in ihren alten Vorrechten beeinträchtigt und diffamierten die neuen Gradabzeichen als „Choiseul-Lumpen“ (Guenille à Choiseul).[12]
1763 wurde in Russland den meisten Truppenteilen ein auf der linken Schulter zu tragendes befranstes Achselstück befohlen, als ein Regimentsabzeichen für alle Dienstgrade. Dieses Achselstück sah den späteren Epauletten bereits sehr ähnlich und zeigte bei Offizieren, anhand von Sternen, den Rang an. Noch vorher aufgekommen waren, in der Kavallerie und in der Garde-Infanterie, rechts getragene Achselbänder. Achselstücke und -bänder verschwanden 1796, als eine schlichte Achselklappe sie ersetzte. Wirkliche Epauletten wurden erst 1807, für Offiziere, eingeführt: mit der Divisionsnummer und zunächst nur auf der linken Schulter (anstelle des Achselstücks), seit 1809 dann auf beiden Schultern.[13] Schon viel früher, seit 1742, hatte die Leib-Kompanie der Zarin Elisabeth befranste, epaulettähnliche Achselstücke getragen. Die aus den vormaligen Grenadieren des Preobraschenski Leib-Garderegiments gebildete Truppe verlor den Schulterschmuck 1762, mit der Rückeingliederung in das Stamm-Regiment.
Dreifache rote Schulterbänder (Alamares) kennzeichneten in Spanien bereits seit Beginn des 18. Jahrhunderts die Füsiliere der Artillerie. Sie wurden auf beiden Schultern getragen. Die Artillerie-Offiziere trugen, ebenfalls beidschultrig, goldfarbene Alamares, erhielten aber 1764 stattdessen goldfarbene Schulterknoten bzw. Schulterschnüre (Charretera de cordón bzw. Presilla) mit langen Quasten. Die Dienstgrade waren anhand der Alamares etc. noch nicht unterscheidbar.
1768 kam es zur Wiedereinführung der Alamares, diesmal jedoch für sämtliche Kompanieoffiziere aller Waffengattungen. Die Alamares folgten der Farbe der Knöpfe (Gold oder Silber). Hauptleute 1. wie 2. Klasse führten sie auf beiden Schultern, Leutnante nur rechts, Unterleutnante bzw. Fähnriche nur links. Nach dem gleichen Prinzip ersetzten kurz darauf „echte“ Epauletten (Charreteras) die Alamares. Später führten Offiziere auf einer epaulettenlosen Schulter eine Konter-Epaulette (Capona oder Hombrera, ein Schulterstück oder eine Schulterklappe ohne Fransen).
Die im selben Jahr für die Sargentos eingeführten Epauletten bestanden aus Seide. Sie wurden Ginetas genannt und folgten der Abzeichenfarbe. Der Sargento primero trug sie beidseitig, der Sargento (secundo) nur rechts. Die Sergeanten-Epauletten wurden 1844 durch metallfarbene Ärmelstreifen nach französischem Muster abgelöst. Grenadiere und Füsiliere hatten auf der rechten Schulter ebenfalls eine Epaulette, doch war diese war aus Wolle gefertigt.
Höhere Regimentsoffiziere (Jefes) und Generale hatten zunächst keine Epauletten, ihr Rang war an bis zu drei Metalltressen (bei Generalen goldfarben) abzulesen, die auf den Ärmelaufschlägen horizontal angeordnet waren. Generale trugen dazu, nach französischem Vorbild, eine goldbetresste dunkelblaue Uniform, mit roten Ärmelaufschlägen und roter, betresster Weste.[14][15][16]
Gleichfalls im Jahr 1768 erging in Großbritannien ein Erlass (Warrant), der den Kompanieoffizieren bis einschließlich Hauptmann, die Foot Guards ausgenommen, Epauletten vorschrieb: bei Grenadieren, Füsilieren und Highlandern waren dies zwei Epauletten mit Metallfransen. Alle übrigen Kompanieoffiziere der Fußregimenter eine Epaulette rechts. Sergeanten zwei, Corporale eine befranste Seidenepaulette rechts (statt der vorherigen Achselschnur bzw. Schulterknotens des Corporals). Bei der Kavallerie ebenso, wobei niedere Offiziere der Dragoons Guards und Dragoons je eine Epaulette links trugen, während Light Dragoons und Horse-Regimenter (Schwere Kavallerie) zwei Epauletten trugen. Die einfachen Mannschaften trugen Schulterklappen.[17] 1791 erhielten auch Generale, zur Dienstuniform (frock), und Stabsoffiziere je zwei Epauletten, mit Kantillen statt Fransen. Bei Grenadieren, Füsilieren, Rifles, Leichter Infanterie und Highlandern hatten die Stabsoffiziere ihre Epauletten auf den beidseitig getragenen Schwalbennestern bzw. „Schulterflügeln“ (Wings) zu tragen.[18]
1778 führte Bayerns Kurfürst Karl Theodor, wohl als erster, Epauletten in Deutschland ein: Er verordnete sie den Offizieren der Bayerischen Armee als Rangabzeichen: Stabsoffiziere hatten zwei silberne oder goldene Epauletten mit Bouillons, Kompanieoffiziere nur eine Epaulette mit Fransen, auf der linken Schulter. Als Gradauszeichnung bei den Stabsoffizieren ein bis drei Rosen, die Kompanieoffiziere ein bis drei quer Börtchen quer darüber. Die Epauletten wurden 1785 als Gradabzeichen abgeschafft.[19] 1789 kehrten sie, in stark veränderter Form, wieder: Bayerns Kriegsminister Graf Rumford führte sie alle Dienstgrade ein, aber nicht mehr als Rangabzeichen, sondern als Bestandteil der von ihm konzipierten neuen Einheitsuniform, inklusive „Rumford-Kaskett“.
Ab 1806 übernahmen auch die meisten Rheinbundstaaten die Epauletten als Offiziersabzeichen (Ausnahme: Bayern führte Kragenlitzen - und borten) und Auszeichnung von Elitetruppen, wie den Grenadieren.
In Preußen kennzeichneten Epauletten seit 1808 die Ulanenoffiziere, seit 1813 die Stabsoffiziere, seit 1814 dann nahezu alle Offiziere[1] Alleine die Husaren führten Schulterschnüre bzw. -litzen. Ulanenoffziere trugen bereits seit 1808 Epauletten, mit unterschiedlichen Dekors für Leutnante, Rittmeister und Stabsoffiziere. In Preußen war lange befürchtet worden, den inneren Zusammenhalt des Offizierskorps durch die Einführung hierarchisierender Symbole zu gefährden. Bis dahin war ein Oberst von einem Leutnant äußerlich kaum zu unterscheiden gewesen.
In den Streitkräften Frankreichs tragen einige Einheiten Stoffepauletten. Heute werden Epauletten ebenfalls in der Mode zur Betonung der Schulter verwendet.
Im Schach gibt es das Epaulettenmatt. Hier stehen an beiden „Schulterseiten“ des Königs eigene Figuren und versperren Fluchtfelder.
Die Flughundart Epomophorus pusillus trägt aufgrund der epaulettenähnlichen Haarbüschel an den Schultern der Männchen den Namen Peters’ Kleiner Epaulettenflughund (engl. Peters's dwarf epauletted fruit bat).[20]