Erika Pluhar ist die Tochter von Anna Götzer (1909–2000) und Josef Pluhar (1901–1995), die 1931 in Rio de Janeiro heirateten und in den 1930er Jahren nach Österreich remigrierten. Götzer hatte im Alter von 17 Jahren ein Studium bei Franz Čižek an der Wiener Kunstgewerbeschule begonnen, das sie nicht abschloss. Josef Pluhar stammte aus Böhmen und hatte sich im Alter von 18 Jahren in Wien niedergelassen.[1] Im Zweiten Weltkrieg war er als Verwaltungsbeamter (u. a. Adjutant des SS-GruppenführersOtto Wächter[2]) im Generalgouvernement, einem Teil des besetzten Polens, tätig. Erika Pluhar ist die mittlere von drei Töchtern; ihre jüngere Schwester ist die Malerin und Bildhauerin Ingeborg G. Pluhar.
Erika Pluhar erlebte das Ende des Weltkriegs als Flüchtlingskind in Pfaffstätt. Von klein auf künstlerisch begabt, tanzte sie erstmals der mit ihrer Mutter befreundeten „Gräfin“ in diesem Ort vor. In oder bei Wien konnte sie zunächst nur bei einer Tante unterkommen. Nach Besuch eines Gymnasiums und der Matura im Jahr 1957 studierte sie am Max-Reinhardt-Seminar und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Abschluss 1959 mit Auszeichnung) und wurde Schauspielerin am Wiener Burgtheater, wo sie von 1960 bis 1999 Ensemblemitglied war.
Ihrer ersten von 1962 bis 1967 währenden Ehe mit Udo Proksch (1934–2001) entstammte eine 1961 geborene Tochter, die 1999 an einem Asthmaanfall starb. Pluhars Enkel, der 1984 in Wien geborene Schauspieler sahrauischer Herkunft Ignaz Pluhar, der mit Pluhar in ihrem Grinzinger Haus wohnt, ist ein Adoptivsohn ihrer Tochter. Pluhar adoptierte ihn selbst, um ihm, wie sie sagt, die Turbulenzen um den Namen „Proksch“ zu ersparen.[3] (Udo Proksch, dessen Schuld Erika Pluhar bezweifelt,[4] wurde wegen sechsfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.) Ignaz Pluhars ersten Besuch in seinem Herkunftsland Westsahara dokumentierte sie in dem Film Sahara in mir (2012).
Eine zweite Ehe ging Erika Pluhar 1970 mit dem Autor, Chansonnier und Aktionskünstler André Heller ein. Nach der Trennung von Heller 1973 (die Scheidung erfolgte 1984) war sie einige Jahre mit dem Schauspieler Peter Vogel verbunden, bis zu dessen Suizid im Jahr 1978.
Anfang der 1970er Jahre begann Pluhars gesangliche Karriere. Sie interpretierte zunächst Schlager der 1920er und 1930er Jahre sowie Lieder von André Heller, Stephan Sulke und Wolf Biermann. Seit Anfang der 1980er Jahre singt sie fast ausschließlich von ihr selbst verfasste Texte. Begleitet wurde und wird sie von António Victorino de Almeida, Peter Marinoff und Klaus Trabitsch.
Pluhar, die seit Kindertagen eigene Texte schreibt, veröffentlichte ihr erstes Buch 1981. In Gitti (2023) erzählte sie die Kriegskindheit und Nachkriegsjugend ihrer älteren Schwester Brigitte King nach.[5]
Der Papalagi. Die Reden des Südseehäuptlings Tuiavii gesprochen von Erika Pluhar. Ein Klangbild mit Musik von Klaus Trabitsch. Extraplatte, Wien 1993, EX 189 CD
Marisa. Rückblenden auf eine Freundschaft. 2 Tonkassetten. Hoffmann und Campe, Hamburg 1996, ISBN 3-455-30105-3
Pluhar liest Pluhar. Kleine Prosa. Lyrik. Lieder. Extraplatte, Wien 1998, ISBN 3-221-13282-4
Erika Pluhar liest Marlen Haushofer. 1 CD. ORF, Wien 1998
Der Herbst steht auf der Leiter und malt seine Blätter an – Herbst in Musik und Poesie. 1 CD. Kreuz Verlag, Stuttgart 2000[7]
Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation? Mit Erika Pluhar und Peter Simonischek. 4 MC. Hoffmann und Campe, Hamburg 2001, ISBN 3-455-30234-3
Es gibt keinen Tod – Erika Pluhar mit Gedanken von Pater Diego. 1 CD. Kreuz Verlag, Stuttgart 2001
Rita Kohlmaier: Erika Pluhar. In: Frauen 70+ Cool. Rebellisch. Weise. Elisabeth Sandmann Verlag, München 2020, ISBN 978-3-945543-76-4, S. 46–51.
Alice Schwarzer: Erika Pluhar, Schauspielerin. In: Alice Schwarzer: Warum gerade sie? Weibliche Rebellen. Fischer, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-596-10838-1, S. 191–204.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 544.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 267.
Stefanie Bräuml: Artikel „Erika Pluhar“. In: Beatrix Borchard, Nina Noeske (Hrsg.): MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen. Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003 ff. (Stand vom 15. Mai 2018).
↑Der Titel ist einem Gedicht von Peter Hacks entnommen, das schon Mitte der 1970er Jahre auf mehreren Schallplatten - als Rezitativ von Monika Lennartz und als Lied von Hauff und Henkler - veröffentlicht wurde