Im Alter von achtzehn Jahren ging Erri De Luca 1968 nach Rom, um sich an der außerparlamentarischen Bewegung Lotta Continua (dt.: Ständiger Kampf) zu beteiligen. In den 1970er Jahren wurde er einer ihrer führenden Köpfe.
Danach arbeitete er in zahlreichen Berufen in und außerhalb Italiens – als Facharbeiter bei Fiat, Kraftfahrer, Lagerist und Maurer. Während des Jugoslawien-Kriegs engagierte er sich als Kraftfahrer von Hilfslieferungen für die Bevölkerung. Er brachte sich selbst verschiedene Sprachen bei, darunter auch Althebräisch, was ihm die Übersetzung einiger Bücher der Bibel ins Italienische ermöglichte.
Im Alter von 39 Jahren veröffentlichte er 1989 sein erstes Buch Non ora, non qui(Nicht hier und nicht jetzt), in dem er seine Kindheit in Neapel in Erinnerung rief. Da seine Werke regelmäßig ins Französische übersetzt werden, erhielt er zwischen 1994 und 2002 einige Auszeichnungen in Frankreich: 1994 den Prix France Culture für Aceto, arcobaleno, 2000 den Prix Laure Bataillon für Tre Cavalli und 2002 den Prix Femina Étranger für Montedidio. 2010 wurde De Luca anteilig mit dem Petrarca-Preis ausgezeichnet. Dagegen war ihm die italienische Literaturkritik nicht immer gewogen. In einer kollektiven Schmähschrift verriss z. B. Massimo Onofri auch De Lucas Werk und kritisierte den „ewigen italienischen Dannunzianesimo, hier in einem ideologisch bedingten roten Anstrich“.[2] In Bezug auf De Lucas häufige Inspiration durch Bibeltexte sprach Onofri von „theologischem Kitsch“.
In jüngster Zeit arbeitet De Luca auch oft mit anderen Autoren und Künstlern an gemeinsamen Projekten, so z. B. mit den Musikern Gianmaria Testa und Gabriele Mirabassi bei der teilweise vertonten Darbietung seines Chisciotte e gli invincibili(Don Quijote und die Unbesiegbaren).[3] Außerdem schrieb er den Text zu dem 2013 erschienenen und von Antonella Ruggiero gesungenen Lied 'Italia una parola aperta'.
2015 wurde De Luca von einem Turiner Gericht angeklagt, im Herbst 2013 in zwei Zeitungsinterviews zur „Sabotage“ des Mont-Cenis-Basistunnels, des Eisenbahntunnel-Projekts zwischen Lyon und Turin, aufgerufen zu haben; die Staatsanwaltschaft sah darin eine Anstiftung zu „konkreten und ungesetzlichen Taten.“[4] Das Gericht sprach ihn am 19. Oktober „für ihn überraschend“ frei.[5]
Mestieri all’aria aperta. Pastori e pescatori nell'antico e nel Nuovo Testamento. Feltrinelli, Mailand 2004, ISBN 88-07-49032-3 (zusammen mit Gennaro Matino)
Ferdinando Castelli: Erri de Luca e le „Penultime notizie circa Ieshu/Gesù“. In: La civiltà cattolica. Bd. 163 (2012), Heft 4, S. 594–602, ISSN0009-8167
Cristiana Lardo u. a. (Hrsg.): L'ultima letteratura italiana. Erraldo Affinati, Niccolò Ammaniti, Rocco Carbone, Erri De Luca, Marco Lodoli, Francesco Piccolo, Elisabetta Rasy, Tiziano Scarpa, Sandro Veronesi. Vecchiarelli, Rom 1999, ISBN 88-8247-330-1.
Myriam Swennen Ruthenberg (Hrsg.): Scrivere nella polvere. Saggi su Erri De Luca. Ed. ETS, Pisa 2005, ISBN 88-467-0980-2.
Attilio Scuderi: Erri De Luca (Scrittori in corso; Bd. 5). Ed. Cadmo, Fiesole 2002, ISBN 88-7923-247-9.
Film
Sylvain Bergere (Regie): Denken erlaubt! Der Schriftsteller Erri de Luca. Arte, Filmmitschnitt vom 28. Juli 2006
↑Seine amerikanische Mutter, die einen Napolitaner heiratete, gab den Kindern englische Vornamen; weil er andauernd seinen Bekannten habe erklären müssen, wie man Harry (für Enrico) ausspricht, habe er den Namen so verändert, dass die Aussprache dem Italienischen entspreche; so De Luca selbst in der arte-Dokumentation "Europa, deine Schriftsteller", gesendet am 13. November 2013.
↑Massimo Onofri: „(…) eterno dannunzianesimo italiano, aggiornato al rosso dell’ideologia.“. In: Sul banco dei cattivi. A proposito di Baricco e di altri scrittori alla moda. Donzelli, Rom 2006, ISBN 88-6036-072-2.