Die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) ist ein Programm der Europäischen Union (EU), das am 12. Mai 2004 von der EU-Kommission als Strategiepapier vorgelegt wurde. Strategisches Ziel der ENP ist es, einen „Ring stabiler, befreundeter Staaten“ um die EU herum zu etablieren, wobei die Staaten der EFTA nicht dazugehören.
Im August 2002 wurde von EU-Kommission eine Mitteilung unter dem Titel Größeres Europa – Nachbarschaft: Ein neuer Rahmen für die Beziehungen der EU zu ihren östlichen und südlichen Nachbarn erarbeitet.[1] Mit dieser Mitteilung vom März 2003 wurden die Grundlagen der Europäischen Nachbarschaftspolitik gelegt, weil in ihr die Grundzüge der zukünftigen Nachbarschaftspolitik erläutert wurden.[2]
Zur Europäischen Nachbarschaftspolitik hat die Europäische Kommission im Zusammenhang mit der EU-Erweiterung am 12. Mai 2004 ein unilateral formuliertes Strategiepapier vorgelegt, das den strategischen Kern der ENP enthält.[3]
Hauptelemente der ENP sind die wirtschaftliche, politische und kulturelle Zusammenarbeit. Dabei soll Ländern ohne Beitrittsperspektive durch eine stärkere Anbindung an die EU Anreize zur Modernisierung ihrer Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gegeben werden. Ursprünglich war die ENP für die im Zuge der EU-Osterweiterung neu hinzugekommenen Nachbarn östlich der EU konzeptionalisiert. Auf Druck der südlichen EU-Mitgliedstaaten wurde sie auf die südlichen Mittelmeeranrainer der Euro-mediterranen Partnerschaft ausgeweitet.
Die Achtung der Menschenrechte, die Rechtsstaatlichkeit und die Entwicklung von Marktwirtschaften soll gestärkt werden. Die EU will Mitverantwortung bei der Vorbeugung und Beilegung von regionalen Konflikten übernehmen. Dabei geht es auch um illegale Migration aus Drittländern, Menschenhandel und Terrorismus. Das Tempo der Annäherung zwischen EU und ENP-Ländern soll davon abhängen, wie weit die einzelnen Länder an den Zielen des Programms mitwirken.
Zuständigkeit in der EU-Kommission und Finanzierung
Bis 2006 erfolgte die Unterstützung für Länder der Europäischen Nachbarschaftspolitik im Rahmen verschiedener geografischer Programme, unter anderem TACIS (für die östlichen Staaten und Russland) und MEDA (für die Länder im südlichen Mittelmeerraum), sowie im Rahmen von thematischen Programmen wie der Europäischen Initiative für Demokratie und Menschenrechte (EIDHR).[4] Am 1. Januar 2007 wurden die Programme TACIS und MEDA im Europäischen Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstrument (ENPI) zusammengefasst. Dabei sollen nicht nur gemeinsame Projekte an der Grenze finanziert werden, sondern auch Regionalprojekte in den Partnerländern. Der große Teil der Finanzmittel wird zur Unterstützung von Wirtschaftsreformen und Strukturanpassungen in den Partnerländern ausgeschüttet.
Katrin Böttger: Die Entstehung und Entwicklung der Europäischen Nachbarschaftspolitik. Akteure und Koalitionen (= Europäische Schriften. Band87). Nomos, Baden-Baden 2010, ISBN 978-3-8329-5185-6.
Peter Casny: Europäische Energie- und Sicherheitspolitik im Südkaukasus. Logos, Berlin 2013, ISBN 978-3-8325-3568-1.
Georg Vobruba: Der postnationale Raum. Die Transformation von Souveränität und Grenzen in Europa. Beltz-Juventa, Weinheim/Basel 2012, ISBN 978-3-7799-2722-8.
Wolfgang Tiede, Jakob Schirmer: Die Östliche Partnerschaft der Europäischen Union im Rahmen des Gemeinschaftsrechts. In: Osteuropa-Recht (OER). Band2, 2009, S.184–191.
Wolfgang Tiede, Jakob Schirmer: Strategische Notwendigkeit – Die Östliche Partnerschaft der Europäischen Union. In: WeltTrends. Zeitschrift für internationale Politik und vergleichende Studien. Band71, 2010, S.10–14.
Elena A. Korosteleva: The European Union and its Eastern Neighbours: Towards a more ambitious partnership? (= BASEES/Routledge Series on Russian and East European Studies. Band78). Routledge, London 2012, ISBN 978-0-415-61261-6 (englisch).
Elena A. Korosteleva (Hrsg.): Eastern Partnership. A New Opportunity for the Neighbours? Routledge, London 2011, ISBN 978-0-415-67607-6 (englisch).
Elena A. Korosteleva: The Eastern Partnership. Problems and Perspectives. Belarusian State University, Minsk 2011 (russisch).
Elena Korosteleva: Belarusian Foreign Policy in a Time of Crisis. In: Journal of Communist Studies and Transition Politics. Special Issue. Band27, Nr.3–4, 2011, S.566–586 (englisch).
Elena Korosteleva: Change or Continuity: Is the Eastern Partnership an Adequate Tool for the European Neighbourhood. In: International Relations. Band25, Nr.2, 2011, S.243–262 (englisch).
Elena Korosteleva: Eastern Partnership: a New Opportunity for the Neighbours? In: Journal of Communist Studies and Transition Politics. Special Issue. Band27, Nr.1, 2011, S.1–21 (englisch).
Elena Korosteleva: Moldova’s European Choice. Between Two Stools. In: Europe-Asia Studies. Band62, Nr.8, 2010, S.1267–1289 (englisch).
Elena Korosteleva: The Limits of EU Governance: Belarus’ Response to the European Neighbourhood Policy. In: Contemporary Politics. Band15, Nr.2, Juni 2009, S.229–245 (englisch).
Elena Korosteleva, Gisselle Bosse: Changing Belarus? The Limits of EU Governance in Eastern Europe. In: Conflict and Cooperation. Band44, Nr.2, 2009, S.143–165 (englisch).
V. Hacker: Identité institutionnelle et devenir constitutionnel. In: Christine Manigand, Élisabeth Du Réau, Traian Sandu (Hrsg.): Frontières et sécurité de l’Europe. Territoires, identités et espaces européens (= Aujourd’hui l’Europe). L’Harmattan, Paris 2008, ISBN 978-2-296-05112-6 (französisch).
M. Dumont, M. Gérardot (Hrsg.): L’Europe. Atlande, Paris 2010, S.46–53 (französisch).
↑Nurlan Hasanov: Der Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen in der Republik Aserbaidschan, gefördert durch die Europäische Nachbarschaftspolitik. Bremen 2014.