Mit dem Apostolischen Schreiben Porta fidei vom 11. Oktober 2011 kündigte PapstBenedikt XVI. (2005–2012) für das Jahr 2012 ein Jahr des Glaubens an. In dieser Zeit „sollte intensiver über den Glauben nachgedacht werden, um allen, die an Christus glauben, zu helfen, ihre Zustimmung zum Evangelium bewußter und stärker werden zu lassen, vor allem in einem Moment tiefgreifender Veränderungen, wie ihn die Menschheit gerade erlebt.“[1]. Die Bischofssynode hatte sich im Oktober 2012 zu ihrer 13. ordentlichen Vollversammlung in Rom versammelt und stand unter dem Motto „Neuevangelisierung für die Weitergabe des Glaubens“ (vgl. Nr. 14), wie es bereits in Porta fidei angekündigt worden war.
Das Jahr des Glaubens endete am 24. November 2013 mit einer Abschlussveranstaltung in Rom, gleichzeitig veröffentlichte Papst Franziskus das Apostolische Schreiben Evangelii gaudium und legte damit eine Exhortatio über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute vor.
Papst Franziskus schließt mit seinen Überlegungen zur Verkündigung des Evangeliums in der heutigen Welt an die von ihm in der Vergangenheit geäußerten Hinweise und Kritiken an und beabsichtigt, den Klerikern, den Personen des geweihten Lebens und den Laien Denkanstöße über den Zustand der Welt, der katholischen Kirche und zur Verkündigung des Evangeliums zu geben.
Er führt aus, das Apostolische Schreiben entspreche dem Wunsch der Teilnehmer an der Bischofssynode (EG [Evangelii Gaudium, Kapitel] Nr. 16). Es kann infolgedessen auch als ein „Nachsynodales Apostolisches Schreiben“ betrachtet werden. Die folgende Fragen sollten ausführlich behandelt werden (EG Nr. 17):
Die Reform der Kirche im missionarischen Aufbruch
Die Versuchungen der in der Seelsorge Tätigen
Die Kirche, verstanden als die Gesamtheit des evangelisierenden Gottesvolkes
Die Predigt und ihre Vorbereitung
Die soziale Eingliederung der Armen
Der Friede und der soziale Dialog
Die geistlichen Beweggründe für den missionarischen Einsatz
Diese Fragen gäben im Wesentlichen wichtige Impulse. Der Papst vermeidet direkte Anweisungen oder Anordnungen. Er schneidet die Themenbereiche an, erklärt deren Bedeutung und gibt die Lösungsmöglichkeiten an die Adressaten weiter. Im Teilabschnitt „Anliegen und Grenzen dieses Schreibens“ erklärt er, es sei nicht angebracht, dass der Papst die örtlichen Bischöfe in der Bewertung aller Problemkreise ersetze, die in ihren Gebieten auftauchten. In diesem Sinn spüre er „die Notwendigkeit, in einer heilsamen ‚Dezentralisierung‘ voranzuschreiten“. (EG Nr. 16)
„Mit einer beeindruckenden Analyse der derzeitigen Situation legt uns Papst Franziskus in klarer und erfrischender Sprache eine geistliche Entfaltung davon vor, was es heißt, als Kirchen einen neuen Aufbruch zu wagen.“
Martin Obermeyer: Der Geist ist aus der Flasche: Stellungnahme zur Exhortatio ‚Evangelii Gaudium‘ von Papst Franziskus. In: VKRG-inform: Mitgliederzeitschrift des Verbandes Katholischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer und Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten im Kirchendienst (VKRG). Bd. 24 (2014) Heft 2, S. 24.