Fernando de Alva Ixtlilxóchitl, oft nur kurz Ixtlilxochitl genannt (* ca. 1568 oder ca. 1578 in Texcoco; † 26. Oktober 1650 in Mexiko-Stadt), war ein mestizischer Historiker im frühkolonialen Mexiko.
Über sein Leben ist nur sehr wenig bekannt. Das Geburtsjahr ist nur ungefähr einzugrenzen, seine Eltern waren der Spanier Juan de Peraleda und Ana Cortés, ihrerseits Tochter des Spaniers Juan Grande und der Cristina Francisca Verdugo, deren Ahnenreihe sich bis zu den Herrschern von Tenochtitlan und Tetzcoco zurückverfolgen lässt. Damit hatte er guten Zugang zu den Traditionen beider Herrscherhäuser, wobei jenes von Tetzcoco in äußerster Armut lebte. Wegen des (geringen) indianischen Anteils seiner Herkunft konnte der junge Ixtlilxochitl das Colegio de Santa Cruz in Tlatelolco besuchen, ursprünglich eine exzellente Ausbildungsstätte für die Kinder des indianischen Adels. Als Ixtlilxochitl ungefähr 20 Jahre alt war, konnte seine Familie das Erbe der kinderlosen Cacica von Teotihuacán antreten, was allerdings zu ungezählten Streitigkeiten führte, in denen der junge Ixtlilxochitl schließlich ein juicio de amparo, einen richterlichen Schutzbrief erlangen konnte. Ixtlilxochitl wurde 1612 juez gobernador, ein vom Vizekönig bestellter oberster Verwaltungsbeamter in seiner Heimatstadt, ein Amt, das er in den folgenden Jahren auch in anderen Orten wie Tlalmanalco und Chalco ausübte. Seit 1640 war er Dolmetscher im Juzgado de Indios, dem zentralen Gerichtshof für die indianische Bevölkerung. Ixtlilxochitl starb am 26. Oktober 1650. Ixtlilxochitl war mit Antonia Gutiérrez Rodríguez verheiratet und hatte drei Kinder.
Ixtlilxochitl verfasst eine Anzahl von historischen Werken, die einander teilweise inhaltlich und in zeitlicher Ordnung überlappen und ergänzen.
Die erste Gruppe von Schriften unter dem Titel Historische Berichte besteht aus mehreren unabhängigen Teilen.
Hier handelt es sich um die umfangreichste und am besten durchgeführte Darstellung, die in 95 Kapiteln von der Schöpfung der Welt bis zu einer sehr ausführlichen Beschreibung der Ankunft der Spanier und des Unterwerfungskrieges reicht. Der Bericht bricht mitten im Satz in den letzten Phasen des Kampfes um Tenochtitlan ab.
Zu nennen sind noch mehrere in spanischer Sprache abgefasste Versdichtungen.
Es ist bekannt, dass sie nach Ixtlilxochitls Tod in den Besitz des mexikanischen Universalgelehrten Carlos Sigüenza y Góngora gelangten, von wo die Sammlung in das Jesuitenkolleg San Pedro y San Pablo kam. Hier wurden mehrere Kopien angefertigt, von denen die zahlreichen heute bekannten Kopien angefertigt wurden, die sich in den U.S.A. und in Paris befinden. Die originalen Manuskripte wurden 1983 als Band 1 und 2 einer dreibändigen Sammlung von Manuskripten entdeckt (Band 3 enthält Texte des indianischen Historikers Domingo Francisco de San Antón Munón Chimalpahin Quauhtlehuanitzin) in der British and Foreign Bible Society in London, jetzt in der Cambridge University Library. Die bemerkenswert verschlungene Geschichte des Manuskriptes ist kurz von Susan Schroeder zusammengefasst worden.[1] Dieses Werk ist seit 2014 im Besitz des INAH.[2]
Ixtlilxóchitl hatte durch seine verwandtschaftlichen Verbindungen und politischen Posten Zugang zu Informanten und Manuskripten. Einige der Informanten sind namentlich bekannt: Lucas Cortés Calanta (aus einem Dorf bei Tototepec), Jacobo de Mondoza Tlaltecatzin (aus Tepepulco), Gabriel de Segovia Acapipiotzin, ein weiterer aus Tlatelolco, Francisco Ximénez (señor von Huexotla), Alfonso Azhuezcatocatzin und weitere. Er benutzte auch schriftliche Dokumente wie die Relación de Tezcoco von Juan Bautista Pomar. Ixtlilxochitl stützte sich ferner auf bilderschriftliche Dokumente, vor allem auf den aus einem Dutzend kartographisch-historischer Darstellungen bestehenden Codex Xolotl. Da ihm zumeist keine ausreichenden ergänzenden Informationen zur Interpretation zur Verfügung standen, schmückte er die Erzählung verbal aus. Wie unterschiedliche Darstellungen (und Namen) in verschiedenen seiner Werke zeigen, sind ihm dabei immer wieder Fehler unterlaufen. Zu den weiteren bilderschriftlichen Quellen (mit Glossen in Náhuatl) zählen Mapa Quinatzin und Mapa Tlotzin.[3]
Ziel der historischen Werke Ixtlilxóchitls war es, die Gleichwertigkeit der indianischen Geschichte mit der europäischen zu belegen. Innerhalb dieses Vorhabens war er bestrebt, den Ruhm und das politische Gewicht der vorspanischen Herrscher von Tetzcoco zu bekräftigen. Bei seiner Arbeit war Ixtlilxóchitl zweifellos beeinflusst durch zeitgenössische Geschichtswerke der europäischen Tradition, deren Topoi immer wieder durchschlagen. Dennoch handelt es sich bei seinen Werken um eine der wichtigsten Quellen für die toltekische und chichimekische Geschichte, aber auch – wenn man die Glorifizierung abzieht – des Herrscherhauses von Tetzcoco.[4]
Personendaten | |
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NAME | Alva Ixtlilxóchitl, Fernando de |
ALTERNATIVNAMEN | Ixtlilxóchitl |
KURZBESCHREIBUNG | mestizischer Historiker im frühkolonialen Mexiko |
GEBURTSDATUM | um 1570 |
GEBURTSORT | Texcoco |
STERBEDATUM | 26. Oktober 1650 |
STERBEORT | Mexiko-Stadt |