Die wechselständig am Halm angeordneten Laubblätter sind in Blattscheide und Blattspreite gegliedert. Die Blattscheiden sind bis zum Grund hin offen und liegen dem Stängel eng an. Das Blatthäutchen ist ein häutiger Saum. Die Blattspreiten sind flach, an ihrem Grund besitzen sie manchmal stängelumfassende Öhrchen. In der Knospenlage sind die Laubblätter meistens gerollt.
Die rispigenGesamtblütenstände sind aus zwei bis zehn traubigen Teilblütenständen zusammengesetzt, welche fingerförmig am Stängelende angeordnet sind. Die Teilblütenstände (Scheinähren) sind bei einer Breite von nur 2 bis 4 Millimetern schmal-linealisch. Die Rispenhauptachse ist kürzer als die einzelnen Scheinähren. Die Ährchen sind zweiblütig, wobei das untere Blütchen steril und das obere zwittrig ist. Die Ährchen sind vom Rücken her zusammengedrückt, besitzen keine Granne und stehen einzeln oder zu zweit nebeneinander an zwei Kanten der meist dreikantigen Traubenachse. Die Ährchen sind unterschiedlich lang gestielt und fallen zur Reife als Ganzes ab. Die untere Hüllspelze ist reduziert und von der Traubenachse abgewandt, sie kann auch ganz fehlen. Die obere Hüllspelze ist drei- bis siebennervig, häutig und zwischen den Nerven behaart. Die Deckspelze ist beim sterilen Blütchen drei- bis elfnervig und gleich lang wie das Ährchen, beim zwittrigen Blütchen fast so lang wie das Ährchen, glatt, kahl und breit hautrandig. Die Vorspelze ist beim sterilen Blütchen klein und schuppenförmig bis fehlend, beim zwittrigen Blütchen zweinervig und gleich lang wie die Deckspelze. Es gibt drei Staubblätter, die seitlich aus der Blüte heraustreten. Der Fruchtknoten ist kahl und trägt zwei endständige Griffel mit dicht fedrigen Narben.
Die Karyopsen sind annähernd so lang wie die Deckspelze. Der Nabel ist punktförmig und grundständig.
Die Gattung Digitaria wurde 1768 durch Albrecht von Haller in Historia Stirpium Indigenarum Helvetiae Inchoata, Tomus secundus aufgestellt.[1][2] Der Gattungsname Digitaria leitet sich vom Lateinischen Wort digitus für Finger ab und bezieht sich wie der deutschsprachige Trivialname auf die fingerförmig angeordneten Teilblütenstände. Synonyme für DigitariaHaller nom. cons. sind: DigitariaHeist. ex Fabr. nom. rej., ValotaAdans. nom. rej., SanguinellaGleichen nom. inval., Elytroblepharum(Steud.) Schltdl., EriachnePhil. nom. illeg., SanguinariaBubani nom. superfl., SyntherismaWalter, AcicarpaRaddi, TrichachneNees, GrameriumDesv., Elytroblepharum(Steud.) Schltdl., LeptolomaChase, MegaloprotachneC.E.Hubb., DigitariopsisC.E.Hubb., DigitariellaDe Winter.[1]
Die Gattung Digitaria gehört zur Tribus Paniceae in der Unterfamilie Panicoideae innerhalb der Familie Poaceae. Die Gattung Digitaria wird in vier Untergattungen und etwa 23 Sektionen gegliedert.[3]
Von den etwa 260 Arten sind nur drei in Europa heimisch. Einige weitere Arten in Europa Neophyten.[4]
In Mitteleuropa kommen die Art die Blutrote Fingerhirse (Digitaria sanguinalis) und Faden-Fingerhirse (Digitaria ischaemum(Schreb.) Muhl.) vor.[5] Die Glattspelzen-Fingerhirse (Digitaria ciliaris) ist in Südeuropa ein Neophyt, die Vorkommen in Kärnten, Steiermark und Südtirol sind unbeständig.[4]
Digitaria abludens(Roem. & Schult.) Veldkamp: Sie kommt in Pakistan, Indien, Nepal, Bhutan, Indonesien, Malaysia, Thailand, Myanmar, auf den Philippinen und in China vor.[6]
Digitaria abyssinica(A.Rich.) Stapf (Syn.: Digitaria effusaVeldkamp, Digitaria hentyiVeldkamp): Sie kommt in Afrika und auf Sri Lanka vor.[6]
Digitaria albescens(C.E.Hubb.) Lo Medico & A.S.Vega (Syn.: Megaloprotachne albescensC.E.Hubb., Megaloprotachne glabrescensRoiv.): Sie kommt vom südlichen tropischen Afrika bis ins südliche Afrika vor. Diese Neukombination erfolgte 2017.[1][3]
Digitaria argillacea(Hitchc. & Chase) Fernald: Sie kommt in Mexiko, in Mittelamerika, in der Karibik und in Kolumbien, Ecuador, Venezuela und Peru vor.[6]
Digitaria bicornis(Lam.) Roem. & Schult.: Sie kommt ursprünglich im tropischen Asien, in China und Australien vor und ist in Nord-, Mittel- und Südamerika ein Neophyt.[6]
Glattspelzen-Fingerhirse (Digitaria ciliaris(Retz.) Koeler, Syn.: Digitaria henryiRendle): Sie gedeiht in den Subtropen und Tropen von Afrika, Asien, Nord-, Mittel- und Südamerika.[6] In Europa kommt sie ursprünglich nur in Russland vor.[6] Sie ist in Südeuropa ein Neophyt. Die Vorkommen in Deutschland, Kärnten, Steiermark und Südtirol sind unbeständig.[4][7]
Digitaria clarkiaeSánchez-Ken: Sie wurde 2017 aus dem südlichen bis südwestlichen Mexiko erstbeschrieben.[1]
Digitaria nodosaParl.: Sie kommt auf den Kapverden, in Ägypten, Somalia, Äthiopien, Eritrea, Kenia, Tansania, auf der Arabischen Halbinsel, in Pakistan und in Afghanistan vor.[6]
Digitaria nudaSchumach.: Sie kommt im tropischen Afrika, auf den Philippinen, in Mexiko, in der Karibik und in Südamerika vor.[6]
Digitaria pittieri(Hack.) Henrard (Syn.: Digitaria aequatoriensis(Hitchc.) Henrard): Sie kommt in Nicaragua, Costa Rica, Venezuela, Brasilien, Peru und Ecuador vor.[6]
Digitaria setigeraRoth: Sie kommt in Asien, Australien, in Tansania, auf Mauritius und auf den Seychellen, auf Hawaii und auf den Fidschi-Inseln vor.[6]
Einige Arten, wie die Foniohirse (Digitaria exilis(Kippist) Stapf) und Iburu (Digitaria iburuaStapf) werden in Afrika regional als Getreide angebaut.[8]
Andrea S. Vega, Gabriel H. Rua, Liliana T. Fabbri, Zulma E. Rúgolo de Agrasar: A morphology-based cladistic analysis of Digitaria (Poaceae, Panicoideae, Paniceae). In: Systematic Botany, Volume 34, Issue 2, 2009, S. 312–323. doi:10.1600/036364409788606325
Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6.
↑Digitaria bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 10. März 2020.
↑ abc
Julia Mariela Lo Medico, Daniela Sandra Tosto, Gabriel Hugo Rua, Zulma Esther Rúgolo de Agrasar, Maria Amalia Scataglini, Andrea Susana Vega: Phylogeny of Digitaria Sections Trichachne and Trichophorae (Poaceae, Panicoideae, Paniceae): A Morphological and Molecular Analysis. New Circumscription and Synopsis. In: Systematic Botany, Volume 42, Issue 1, März 2017, S. 37–53. doi:10.1600/036364417X694908
↑ abcManfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
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Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6.
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Michael Koltzenburg: Digitaria. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 282.
J. Gabriel Sánchez-Ken: A synopsis of Digitaria (Paniceae, Panicoideae, Poaceae) in Mexico, including the new species. Digitaria michoacanensis - Sinopsis de Digitaria (Paniceae, Panicoideae, Poaceae) en México, incluyendo la especie Digitaria michoacanensis. In: Acta Botánica Mexicana, Band 101, 2012. online.
J. F. Veldkamp: A revision of Digitaria Haller (Gramineae) in Malesia. In: Blumea, Volume 21, Issue 1, 1973, S. 1–80. Volltext-PDF.
Boonchuang Boonsuk, Pranom Chantaranothai, Trevor R. Hodkinson: A taxonomic revision of the genus Digitaria (Panicoideae: Poaceae) in mainland Southeast Asia. In: Phytotaxa, Volume 246, Issue 4, 2016, S. 248–280. doi:10.11646/phytotaxa.246.4.2