Flugplatz Jever Fliegerhorst Jever RAF Jever | ||
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Eingang zum damaligen Fliegerhorst, 1986 | ||
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Kenndaten | ||
ICAO-Code | ehemals ETNJ | |
Flugplatztyp | Militärflugplatz | |
Koordinaten | 53° 32′ 1″ N, 7° 53′ 19″ O | |
Höhe über MSL | 7 m (23 ft) | |
Verkehrsanbindung | ||
Entfernung vom Stadtzentrum | 4 km südlich von Jever | |
Straße | ca. 8 km zur | |
Basisdaten | ||
Eröffnung | 1936 | |
Schließung | 2013 (Flugbetrieb) | |
Betreiber | Luftwaffe | |
Start- und Landebahn | ||
10/28 | 2480 m × 30 m Beton |
Der Flugplatz Jever (früher Fliegerhorst Jever, ICAO-Code: ETNJ) ist ein inzwischen entwidmeter deutscher Fliegerhorst der Luftwaffe auf dem Gebiet der Städte Schortens und Jever.[1] Standortbezeichnung ist Schortens. Der Flugbetrieb wurde Ende September 2013 eingestellt.[2][3] Derzeit ist der Flugplatz Standort des Objektschutzregimentes der Luftwaffe „Friesland“,[4] das dort insbesondere die Verteidigung eines Fliegerhorstes üben kann.
Etwa drei Viertel des inmitten des Upjeverschen Forstes gelegenen Militärflugplatzes Jever gehört zum Stadtteil Upjever der Stadt Schortens. Das westliche Viertel des Flugplatzes liegt auf dem Gebiet des Stadtteils Cleverns der Stadt Jever.[1] Schortens beherbergt auch die etwa zwei Kilometer westlich von ihrem Ortskern befindliche Hauptzufahrt an der Upjeverschen Straße. Längs dieser und der dazu parallelen Straße Am alten Fliegerhorst unterlag die 1936 für die Angestellten des Fliegerhorstes angelegte Wohnsiedlung mit Schule nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin militärischer Verwaltung. Erst mit dem Abzug dort wohnender britischer Streitkräfte wurde sie an die Kommunalverwaltung übergeben. Das Ensemble unterliegt heute dem Denkmalschutz.[5]
1935 begann der Bau des Flugplatzes und am 1. Mai 1936 wurde die Anlage an die Luftwaffe übergeben. Der Platz wurde vor und im Zweiten Weltkrieg von verschiedenen Verbänden der Luftwaffe genutzt. Von Dezember 1939 bis Juli 1940 führte der Jagdfliegerführer 1 die unterstellten Jagdfliegerführer Deutsche Bucht, Jagdfliegerführer Holland-Ruhrgebiet und Jagdfliegerführer Berlin von hier aus. Die folgende Tabelle zeigt die vollständige Auflistung aller fliegenden aktiven Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe der Wehrmacht, die hier zwischen 1937 und 1945 stationiert waren.[6]
Von | Bis | Einheit | Ausrüstung |
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August 1934 | Juni 1936 | Luftdienst-Schleppstaffel Nordsee | |
Oktober 1936 | Oktober 1938 | I./JG 136 (I. Gruppe des Jagdgeschwaders 136) | Arado Ar 64, Arado Ar 65, Heinkel He 51 |
November 1938 | April 1939 | I./St.G 162 (I. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 162) | Junkers Ju 87B |
September 1939 | September 1939 | 1./KG 25 (1. Staffel des Kampfgeschwaders 25) | Junkers Ju 88A |
September 1939 | September 1939 | I./KG 30 (I. Gruppe des Kampfgeschwaders 30) | Junkers Ju 88A |
September 1939 | September 1939 | 10. (Nacht)/ZG 26 (10. (Nachtjagd-)Staffel des Zerstörergeschwaders 26) | Arado Ar 68F, Messerschmitt Bf 109D |
September 1939 | November 1939 | II. (Jagd)/Trägergruppe 186 | Messerschmitt Bf 109E |
Oktober 1939 | November 1939 | III./LG 1 (III. Gruppe des Lehrgeschwaders 1) | Heinkel He 111H |
November 1939 | Mai 1943 | Stab/JG 1 | Messerschmitt Bf 109E, Focke-Wulf Fw 190A |
Dezember 1939 | Februar 1940 | 11. (Nacht)/LG 2 (11. (Nachtjagd-)Staffel des Lehrgeschwaders 2) | Arado Ar 68E, Messerschmitt Bf 109D |
Dezember 1939 | Februar 1940 | 10. (Nacht)/JG 26 | Arado Ar 68E, Messerschmitt Bf 109D |
Dezember 1939 | März 1940 | II./JG 77 | Messerschmitt Bf 109E |
Dezember 1939 | April 1940 | I./ZG 76 | Messerschmitt Bf 110 |
Februar 1940 | April 1940 | 12. (Nacht)/JG 2 | Arado Ar 68F, Messerschmitt Bf 109D |
Mai 1940 | Mai 1940 | 11. (Nacht)/JG 2 | Arado Ar 68F, Messerschmitt Bf 109D |
Juni 1940 | Juni 1940 | I./JG 51 | Messerschmitt Bf 109E |
August 1940 | August 1940 | II./JG 52 | Messerschmitt Bf 109E |
September 1940 | September 1940 | II./JG 51 | Messerschmitt Bf 109E |
September 1940 | Mai 1941 | II./ZG 76 | Messerschmitt Bf 110 |
November 1940 | Januar 1941 | 3./JG 54 | Messerschmitt Bf 109E |
Juni 1941 | Juni 1941 | 6./JG 53 | Messerschmitt Bf 109F |
September 1941 | März 1943 | I./JG 1 | Messerschmitt Bf 109E |
Dezember 1941 | Februar 1942 | Einsatzstaffel/JFS 1 | |
1942 | 1943 | Sonderkommando Mausi | Junkers Ju 52/3m, Dornier Do 23, Blohm & Voss BV 138 |
April 1943 | Oktober 1943 | Stab, II./JG 11 | Messerschmitt Bf 109G-1 |
Oktober 1943 | Oktober 1943 | Jagdstaffel Helgoland | Messerschmitt Bf 109T |
Januar 1944 | Juni 1944 | I./KG 54 | Junkers Ju 88A-4 |
August 1944 | ? | Seenotgruppe 80, Seenotstaffel 80 | Dornier Do 18, Dornier Do 24, Messerschmitt Me 410 |
Oktober 1944 | März 1945 | 5./KG 53 | Heinkel He 111H-20 |
Dezember 1944 | März 1945 | IV./NJG 3 | Junkers Ju 88G-1, Junkers Ju 88G-6 |
Da es im Krieg hier kaum Zerstörungen gegeben hatte, wurden sämtliche Anlagen direkt nach Kriegsende von den Alliierten übernommen. Vorübergehend wurde der Flugplatz als Advanced Landing Ground B-117, so seine alliierte Codebezeichnung, noch durch die Second Tactical Air Force der britischen Royal Air Force genutzt. Anfang September 1945 lag hier unter anderem die mit Auster Mk. IV/V ausgerüstete No. 664 Squadron, bevor ehemalige Zwangsarbeiter und später Einheiten der dänischen Streitkräfte dort untergebracht wurden.
Im Frühjahr 1951 folgte die Übernahme durch die Royal Air Force und in diesem Zusammenhang die Errichtung einer befestigten Landebahn. Der Flugbetrieb auf der nunmehrigen Royal Air Force Station Jever, kurz RAF Jever, wurde 1952 wieder durch die Second Tactical Air Force aufgenommen. Hier lag beispielsweise die No. 112 Squadron, das ab April 1956 der erste Hawker Hunter Verband der RAF in Deutschland war, zuerst ausgestattet mit der Variante F4. Im folgenden Frühjahr bestand das Geschwader aus vier fliegenden Staffeln, 1957 wurden jedoch zwei bereits wieder aufgelöst. Die beiden verbliebenen Staffeln wurden 1959 und Ende 1960 außer Dienst gestellt. Einer der hier stationierten Hunter-Piloten war der spätere (insbesondere Harrier-) Testpilot John Farley (Artikel nur auf Englisch).
Im Jahr 1961 wurde RAF Jever an die deutsche Luftwaffe übergeben, die ab 1964 Flugbetrieb durchführte.
Der jetzt wieder als Fliegerhorst Jever bezeichnete Flugplatz in Upjever war ab 1961 Interimsstandort von Teilen des Flugabwehrraketenbataillons 26, bevor dieses 1973 nach Hohenkirchen verlegte.[7] Ab 1964 begann in Jever der Flugbetrieb der Waffenschule der Luftwaffe 10 für die Ausbildung der Piloten auf Lockheed F-104G Starfighter.
Von Herbst 1979 bis Ende 1988 war der Fliegerhorst Jever die Heimat des Tactical Leadership Programme der NATO, die dort mehrmals im Jahre fliegerische Lehrgänge zur Ausbildung von Führungspersonal für große multinationale Missionen durchführte.[8]
Im Zuge der Einführung des Panavia Tornado wurde die Waffenschule aufgelöst und das Jagdbombergeschwader 38 „Friesland“ aufgestellt, das von Mitte 1983 bis Ende August 2005 Besatzungen auf dem Tornado schulte.[7]
Zudem befand sich auf dem Fliegerhorst ab 28. Februar 1967 die 1. Staffel des Luftwaffen-Versorgungsregiments 7, die für die Wartung des Starfighters zuständig war. Ab 1. April 1970 hieß die Einheit Feldwerft F-104 und später Feldwerft F-4F für die neu stationierten McDonnell F-4F Phantom. Ab Januar 1982 folgte die Umbenennung in Luftwaffenwerft 62 und am 1. Juli 2002 in Luftwaffeninstandhaltungsgruppe 21.[7]
Im letzten Jahrzehnt des Kalten Kriegs wäre Jever im Ernstfall zusätzlich eine Forward Operating Location (FOL) von A-10-Erdkampfflugzeugen der United States Air Force des auf der englischen Doppelbasis RAF Bentwaters/RAF Woodbridge beheimateten 81st Tactical Fighter Wings (81st TFW) gewesen. Bis Ende 1988 wären es A-10 der 509th Tactical Fighter Squadron (509th TFS) aus Woodbridge und ab Anfang 1989 der 511th TFS des 10th TFW aus RAF Alconbury gewesen.
Vom 1. September 1987 bis zum 31. August 1989 wurden insgesamt 24.184 Starts und Landungen durchgeführt.[9]
Am 26. September 2013 wurde der Flugbetrieb nach 77 Jahren mit dem letzten Start einer Douglas A-4 Skyhawk beendet. Die Entwidmung als Flugplatz erfolgte Ende September 2013 und ist Teil der Bundeswehrreform. Ende 2014 wurde die Flugplatzwerft geschlossen. Bis dahin wurden von der ehemaligen Luftwaffen-Instandhaltungsgruppe 21 noch die letzten Phantoms abgewrackt.[10]
Die ehemalige Unteroffizier Lehr- und Sicherungsstaffel (ULS) des Fliegerhorstes ging 1997 im Objektschutzbataillon auf und avancierte ab dem 30. Juni 2006 zum Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“. Durch eine Konzentration entsprechender Einheiten soll es zu einer Kopfstärke von über 2000 Soldaten anwachsen und so die zukünftige primäre Nutzung des Flugplatzes darstellen. Dessen Einrichtungen sollen dabei als Übungsobjekte dienen.[11][12] Neben ihm sollte zunächst der Führungsunterstützungsbereich der Luftwaffe mit den IT-Sektoren 1 und 2 in Schortens stationiert werden. Dies wurde jedoch später revidiert.[13] Wie bei allen größeren Standorten gibt es dann noch das Sanitätsversorgungszentrum Schortens.[4]
Im Mai 2016 wurde der am 22. Dezember 1976 festgesetzte Lärmschutzbereich um den militärischen Flugplatz aufgehoben.[14]
Von | Bis | Einheit[15] |
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Frühjahr 1951 | 1952 | Royal Air Force |
1952 | 1961 | RAF Germany mit No. 20 Squadron RAF (20 Sq), 112 Sq, 4 Sq, 93 Sq, 98 Sq, 118 Sq und 2 Sq |
1961 | Übergabe an die Deutsche Luftwaffe | |
1961 | 1973 | Flugabwehrraketenbataillon 26, 1964–1983 Waffenschule der Luftwaffe 10 |
1983 | 2005 | Jagdbombergeschwader 38 „Friesland“ |
26. September 2013 | Ende des Flugbetriebs | |
2015 | … | Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“, Sanitätsversorgungszentrum |
Am 26. November 1937 kollidierten zwei auf dem Fliegerhorst Jever stationierte Heinkel He 51 über der Stadt Jever. Beide Flugzeuge stürzten in ein Wohnviertel. Wie durch ein Wunder waren keine zivilen Opfer zu beklagen. Ein Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten, der andere starb.[16]:64
Von 1952 bis zur Einstellung des Flugbetriebs im September 2013 kam es am Flugplatz Jever und in seiner näheren Umgebung zu 34 Totalschäden von Flugzeugen. Dabei kamen 11 Menschen ums Leben.[17]
Seit 1964 führte die Waffenschule der Luftwaffe 10 auf dem Fliegerhorst Jever Teile der lehrgangsgebundenen fliegerischen Ausbildung auf dem Starfighter durch. Dazu war die Schule sowohl mit Exemplaren des einsitzigen Einsatzmusters F-104G als auch mit der doppelsitzigen Trainerversion ausgestattet. Zunächst war dies die Version F-104F und später die TF-104G. Neben der Ausbildung wurden die Doppelsitzer auch für Überprüfungs- und Übungsflüge als auch für Mitflüge von dazu berechtigtem Personal eingesetzt. Daher war der Pilot im vorderen Cockpit nicht in jedem Fall ein „Schüler“.
Am Flugplatz Jever bzw. in dessen Umgebung ereigneten sich unter anderem folgende Unfälle: