Karl Wilhelm Franz Brümmer (* 17. November 1836 in Wusterhausen (Dosse); † 30. Januar 1923 in München) war ein deutscher Pädagoge und Lexikograph.
Franz Brümmer war ein Sohn des Schuhmachermeisters Wilhelm Brümmer und dessen Ehefrau Marie, geb. Schulz. In Köpenick besuchte er ab Oktober 1854 das Lehrerseminar. Neben seinem Interesse für Pädagogik besaß er auch eine Leidenschaft für die Musik. Dies sollte ihm später dazu verhelfen, ein mit einem Kirchenamt verbundenes, besser bezahltes Lehramt zu erhalten.
1856 wurde er Lehrer an der Stadtschule in Zehdenick (damaliger Landkreis Templin). Drei Jahre später, 1859, machte er seine zweite Lehramtsprüfung. Damit Brümmer nicht nach Berlin abwanderte, wo er eine Stelle an einer Berliner Privatschule angeboten bekommen hatte, bot man ihm 1860 eine mit einem Kantorat verbundene Lehrerstelle in Trebbin an. Mit dem verbesserten Gehalt war es ihm möglich, seine Jugendliebe Auguste (geb. Gericke, verw. Winterfeldt) am 15. Oktober 1861 zu heiraten und nach Trebbin zu holen. Doch Brümmer war bald unzufrieden mit seiner Stelle und schaute sich nach einer neuen um. Zu dieser Zeit (1863) wurde in Nauen ein neuer Quartus und Organist gesucht. Brümmer bewarb sich auf die Stelle und wurde angenommen.
In Nauen wurde Brümmer schließlich sesshaft. Hier wurden seine Kinder Franz (23. April 1865), Paul (18. März 1869) und Hans (24. Juni 1872) geboren. Die Tochter Othilie (geb. 28. Februar 1860 in Wusterhausen), bei der er seine letzten Jahre verbrachte, stammte aus der ersten Ehe seiner Frau. 1879 stieg er zum Organisten und Konrektor an der Knabenschule in Nauen auf und übte sein Amt bis zu seiner freiwilligen Pensionierung im Jahre 1905 aus.
Ab 1860 veröffentlichte Brümmer erste Aufsätze in pädagogischen Zeitschriften, bald kamen eigene Unterrichtsbücher hinzu.[1] Einige Jahre später begann er sich immer mehr der Literatur zuzuwenden. So veröffentlichte er beispielsweise 1878/79 die Anthologie Hausschatz deutscher Lyrik seit 1849. Aus den Quellen. Deren Grundgedanke, Primärtexte und biographische Informationen möglichst unverfälscht aus den ursprünglichen Quellen zu schöpfen, orientierte sich an Karl Goedekes Sammlung Elf Bücher deutscher Dichtung. Von Sebastian Brant bis auf die Gegenwart. Aus den Quellen (Leipzig, 1849).
Später trat Brümmer mit Vorworten und Einleitungen zu verschiedenen Büchern sowie als Herausgeber, beispielsweise der Gedichte Eichendorffs und einer Auswahl von Gedichten August Kopischs hervor (siehe dazu Herausgeberschaft). Aufgrund seiner Arbeit am Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten wurde er zudem gebeten, an der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB) mitzuarbeiten. Dem Wunsch kam er gern nach und war bis zu deren Abschluss im Jahre 1910 ein fleißiger Helfer.[2]
Seine von der Nachwelt am wertvollsten betrachtete Arbeit war eine Sammlung biographischen Materials über verstorbene und, was damals neu und ungewöhnlich war, auch über noch lebende Schriftsteller, die er 1876 als Deutsches Dichter-Lexikon veröffentlichte. An diese Arbeit schloss Brümmer das Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten an, das ab 1884 beim Philipp-Reclam-Verlag in Leipzig erschien. Bei Reclam erschienen zwei Teile des Lexikons, einer von den ältesten Zeiten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (1884) und einer das 19. Jahrhundert (ersch. 1885) behandelnd, im praktischen Format der Reclamschen ‚Universal-Bibliothek’ – was ständige Lieferbarkeit bei relativ geringem Preis garantierte. Bis zur 6. und letzten Auflage (1913), nun den Zeitraum vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart umfassend, wurde das Werk ständig von Brümmer aktualisiert und erweitert. In seiner letzten Auflage umfasste das Lexikon in acht Bänden mehr als 9900 Schriftsteller. Ca. 6000 von ihnen hatten ihre Biographien an Brümmer gesandt.
Brümmers Lexikon war zu seiner Zeit und ist bis heute neben Kürschners Literaturkalender und Goedekes Deutschem Schriftsteller-Lexikon 1830–1880 ein unentbehrliches Nachschlagewerk zur Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Für die Auswahl der in seinem Lexikon verzeichneten Schriftsteller orientierte Brümmer sich nicht an deren Bekanntheit oder der ihnen zugeschriebenen literarischen Bedeutung. Sein Anliegen war es, jeden Schriftsteller, der im 19. Jahrhundert geboren wurde und ein Werk in Reim oder Prosa veröffentlicht hatte, in sein Lexikon aufzunehmen.
Sein Nachlass liegt heute in der Staatsbibliothek zu Berlin. Er umfasst 43 Kästen und 23 Bände.[3] Der Nachlass enthält neben anderen Materialien, die Brümmer sammelte und von denen er sich Aufschluss über den Literaturbetrieb seiner Zeit versprach, Briefe von ca. 10.000 Autoren, die ihre (zum großen Teil eigenhändigen) Biographien ab ca. 1870 bis zu dessen Tod im Januar 1923 an Brümmer gesandt hatten. Ein Teil dieser Dokumente wird gegenwärtig in einer digitalen Edition veröffentlicht.[4]
Personendaten | |
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NAME | Brümmer, Franz |
ALTERNATIVNAMEN | Brümmer, Karl Wilhelm Franz (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Pädagoge und Lexikograph |
GEBURTSDATUM | 17. November 1836 |
GEBURTSORT | Wusterhausen (Dosse) |
STERBEDATUM | 30. Januar 1923 |
STERBEORT | München |