Freedom of the City (französisch droit de cité) ist eine der ältesten noch existierenden, ursprünglich britischen Ehrenauszeichnungen, die ein Bürger einer Stadt im englischsprachigen Raum erhalten konnte und noch heute erhalten kann. Mit der Auszeichnung, die auf Lebenszeit vergeben wird, sind besondere Rechte verbunden. Eine Person, die die Freedom of the City verliehen bekommt, darf sich Freeman of the City nennen, auch wenn sie weiblich ist. Außerdem wird die Freedom of the City gelegentlich Militäreinheiten zuerkannt. Diese haben dann das Recht, durch die Stadt zu marschieren.
Entstanden im Königreich England des 13. Jahrhunderts, veränderten sich Form, Art und Weise und Bedeutung der Auszeichnung bis ins heutige 21. Jahrhundert. Die Ursprünge der Tradition liegen im Feudalsystem des englischen Mittelalters begründet, als weite Teile der Bevölkerung als Leibeigene von einem Feudalherrn abhängig waren. Wer die Freedom einer freien, d. h. sich selbst verwaltenden und keinem Adeligen untertanen Stadt erlangte, wurde dadurch zum vollwertigen Stadtbürger und aus den Bindungen der Leibeigenschaft gelöst. Der entsprechende Rechtsgedanke wurde im deutschen Sprachraum unter dem Schlagwort „Stadtluft macht frei“ formuliert.
Es wird angenommen, dass die erste Vergabe einer Freedom of the City 1237 in London vorgenommen wurde, das bereits damals die mit Abstand wichtigste englische Stadt war und deren althergebrachte Freiheiten und Privilegien in der Magna Carta gewährleistet wurden.[1] Mit der Ehrung und Gewährung von Freiheitsrechten waren aber auch Pflichten verbunden. In London beispielsweise waren damit die Rules for the Conduct of Life[2] und die Declaration of a Freeman[3] von 1738 Pflicht und mussten unterzeichnet werden, die Declaration zudem auch mündlich aufgesagt. Beide sind immer noch gültig und verpflichten unter anderem dazu, dem König oder der Königin Gehorsam zu leisten und Schaden von der Stadt abzuwenden.[4]
Die irische Hauptstadt Dublin erteilte einem Freeman das Recht, Waren ohne Verzollung durch das Stadttor in die Stadt bringen zu dürfen und, wie auch in London, an der Wahl von Stadtparlament und Bürgermeister teilzunehmen. Nach dem Gesetz von 1454 musste der Privilegierte allerdings jederzeit in der Lage sein, die Stadt zu verteidigen, und im Besitz eines Helms, eines Schwertes und von Pfeil und Bogen sein.[5]
In London war der Status des Freeman of the City bis 1835 absolut notwendig, um Handel in der Stadt treiben zu können. Gleichzeitig war die Mitgliedschaft in einer Gilde (Livery Company) unverzichtbar; erst seit besagtem Jahr ist es möglich, Freeman zu werden, ohne Mitglied einer Livery Company zu sein[6].
Mit der britischen Kolonisierung anderer Länder wurde auch die Tradition der Freedom of the City in die Welt getragen. Allerdings verschwanden mit der Demokratisierung in den letzten 150 Jahre auch nach und nach die Privilegien. Die Tradition der Ehrung und Auszeichnung aber blieb.
Freedom of the City wird in einzelnen Städten der folgenden Länder noch heute als Ehrung für außerordentliche Verdienste vergeben: Australien, Irland, Kanada, Neuseeland, Simbabwe, Südafrika, Vereinigtes Königreich und Vereinigte Staaten von Amerika.
Mit der Verleihung waren früher besondere wirtschaftliche und politische Vorrechte in der jeweiligen Stadt verbunden, die aber heute in den allgemeinen demokratischen Grundrechten, entsprechend den jeweiligen Verfassungen der betreffenden Länder, enthalten sind. Juristisch ist die Freedom of the City daher bedeutungslos. Zwar gehen laut Londoner Tradition mit der Freedom of the City of London noch einige alte Privilegien einher, so etwa das Recht, im Fall eines Todesurteils an einem seidenen Galgenstrick gehenkt zu werden oder innerhalb der Stadt offen Schwert zu tragen[7], doch sind derartige Besonderheiten mittlerweile lange obsolet und auch in ihrer formalen Existenz zweifelhaft[8]. Einzig das angebliche Recht eines Freeman, Schafe (zollfrei) über London Bridge treiben zu dürfen, wird manchmal wahrgenommen, heute jedoch in erster Linie im Rahmen medienwirksamer Spendensammelaktionen[9].
Die bekannteste und traditionsreichste Freedom of the City Großbritanniens, die der City of London, ist nicht nur wegen ihrer weit zurückreichenden Geschichte ein Sonderfall. Sie stellt nicht zwangsläufig eine hohe Ehrung dar, sondern ist auch für Nichtprominente erreichbar: Zwar werden gelegentlich als besonders verdient angesehene Persönlichkeiten als Freemen geehrt (Beispiele sind Nelson Mandela, Helmut Kohl oder Sir Ian McKellen), dennoch gibt es auch für „Normalsterbliche“ mehrere verschiedene Wege zu diesem Status. Der klassische Weg führt über den Eintritt in eine Livery Company, aber auch beispielsweise auf dem Weg einer Nominierung durch Ratsmitglieder (common councillors oder aldermen) oder einfach durch Abstammung von mindestens einem Elternteil, der selbst Freeman war, kann die Freedom erworben werden. Dennoch findet auch bei solchen Kandidaten eine Überprüfung auf öffentliche Äußerungen oder wirtschaftliche Verhältnisse statt, um die Reputation der City nicht zu gefährden[10]. So werden jährlich zwischen 1000 und 2000 Freedoms verliehen[11]. Die Verwaltungsbehörde der City, die City of London Corporation, legt dabei Wert auf die Differenzierung zwischen der „Honorary Freedom“ für einen besonders Geehrten und der „gewöhnlichen“ Freedom; mittlerweile wird Inhabern der letzteren zusammen mit der Urkunde über die Freedom auch eine schriftliche Ermahnung überreicht, dass sie nicht den Anschein erwecken sollen, die Freedom als eine besondere Ehrung erhalten zu haben.[12] Ein rechtlicher Unterschied zwischen beiden besteht freilich nicht.
Verliehen wird die Freedom of the City of London in einer besonderen Zeremonie, die in der Guildhall, dem Rathaus der City, stattfindet und von einem zeremoniellen Verwaltungsbeamten, dem Clerk of the Chamberlain's Court unter Assistenz eines Bediensteten (Beadle) durchgeführt wird. Dabei wird dem Kandidaten ein Eid (declaration of a Freeman) abgenommen und eine Kopie eines Buches aus dem 18. Jahrhundert, das die Pflichten der Freemen erläutert und Ratschläge für ein aufrichtiges Leben gibt („Rules for the Conduct of Life“[13]), überreicht. Höhepunkt der Zeremonie ist der Handschlag, durch den der Clerk of the Chamberlain's Court den Kandidaten als neuen Freeman – den jüngsten der City, bis zur Aufnahme des nächsten Kandidaten – begrüßt.
Für das aktive Wahlrecht bei Londoner Kommunalwahlen ist die Freedom of the City of London bedeutungslos. Für das passive Wahlrecht zu den Kommunalgremien der City (Court of Common Council und Court of Aldermen) ist sie erforderlich. Daher wird Kandidaten, die für eines dieser Ämter kandidieren wollen, die Freedom verliehen (falls sie sie nicht bereits besitzen), um nicht in undemokratischer Weise eine Kandidatur unmöglich zu machen. Eine tatsächliche Hürde stellt das Erfordernis der Freedom daher nicht dar.
Es sind in London bis ins Mittelalter zurückreichende Register früherer Freemen vorhanden, die u. a. für die genealogische Forschung von Interesse sind[14].
Einen ähnlichen historischen Hintergrund wie die Freedom of the City hat die besonders in Nordamerika verbreitete Tradition, einen symbolischen Schlüssel zur Stadt, d. h. den Stadttoren (Key to the City, französisch Clés de la ville), zu verleihen[15].