Friedrich Rochlitz besuchte die Thomasschule und studierte von 1789 bis 1791 in Leipzig Theologie und Philosophie und war anschließend als Hauslehrer tätig. 1798 begründete er die Allgemeine Musikalische Zeitung, deren Redakteur er bis 1818 war. Kurz darauf, vom 17. Juni bis 12. Juli 1799, hielt er sich mit einem Freund August Apel in Karlsbad auf,[1] wo er wichtige zukünftige Mitstreiter kennenlernte. Im Hinblick auf eine geplanten Heirat mit der Harfenistin Therese aus dem Winckel wurde ihm am 14. September 1800 durch Herzog Carl August von Sachsen-Weimar der Titel eines „Herzoglich Sächsischen Weimarischen Hofrats“ verliehen. Die Ehe kam jedoch nicht zustande. Rochlitz heiratete am 23. Februar 1810 seine Jugendliebe, die verwitwete Henriette Winkler geb. Hansen (1770–1834). Sie war zuvor die Gattin des Leipziger Kaufmanns Daniel Winkler und brachte in die Ehe dessen kostbare Kunstsammlung mit, darunter ein Gemälde von Rembrandt van Rijn.
Rochlitz war mit zahlreichen Persönlichkeiten seiner Zeit bekannt und befreundet, so mit Goethe, Schiller und E. T. A. Hoffmann. Gemeinsam mit Christoph Martin Wieland und dessen Freund Johann Gottfried Seume gab er 1805 bis 1806 das Journal für deutsche Frauen (2 Jahrgänge, erschienen bei Georg Joachim Göschen in Leipzig) heraus.
Er war ebenso befreundet mit Komponisten wie Louis Spohr, für den er das Libretto zu dem Oratorium Die letzten Dinge schrieb und mit Carl Maria von Weber, der Rochlitz 1822 seine 4. Klaviersonate op. 70 widmete. Er komponierte auch eigene Werke, aber ohne Erfolg. Über seine Introduction et Variations sur un Thème original d-Moll op. 7 für Klavier (1836 gedruckt) schrieb Robert Schumann: „sähe aus ihnen nicht ein guter Wille, ein sichtliches Bemühen und dabei ein niedergedrücktes Wesen, das gern etwas in die Höhe möchte, heraus, so wären sie kaum einer Aufmunterung werth. Mich schlagen solche Compositionen förmlich nieder.“[2]
Während seines Aufenthalts in Wien im Jahre 1822 machte er auch die Bekanntschaft von Beethoven und Franz Schubert, der 1827 drei Gedichte von Rochlitz vertonte, darunter das Gedicht „Alinde“. Die Glaubwürdigkeit seiner umfangreichen Schilderung der Begegnung mit Beethoven, die das Beethoven-Bild des 19. Jahrhunderts maßgeblich prägte, wird durch eine unveröffentlichte Tagebuchnotiz von Rochlitz bestätigt.[3]
Rochlitz schrieb zahlreiche Artikel für die Allgemeine musikalische Zeitung und die erste Biografie über den Komponisten und Geiger Friedrich Ernst Fesca (1789–1826). Das bedeutendste Werk von Rochlitz ist seine autobiographische Erzählung Tage der Gefahr über die Völkerschlacht bei Leipzig (1813). In seiner Zeitschrift Kunst und Altertum nannte Goethe sie „eine der wundersamsten Produktionen, die sich je ereignet haben“.
Neben zahlreichen Erzählungen entstanden auch einige dramatische Werke sowie Opernlibretti. Zu nennen sind die lange Zeit maßgebliche deutsche Übersetzung von Mozarts Don Giovanni (1801) und die Übersetzung von Paers Oper Leonora (1804), die ebenfalls häufig für Aufführungen der Oper verwendet wurde.
Die Gesellschaft für Kunst und Kritik Leipzig e. V. hat seit 2003 den mit 500 Euro dotierten „Friedrich-Rochlitz-Preis“ für Kunstkritik vergeben,[5] zuletzt – zum neunten Mal – im Jahr 2015.[6]
Tage der Gefahr. Ein Tagebuch der Leipziger Schlacht. Insel Verlag, Leipzig 1912 - Insel-Bücherei 17/1 (aktuell: Elektrischer Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-943889-45-1).
Adolf Bernhard Marx: Friedrich Rochlitz. Eine biographische Skizze. In: Jahrbücher des Deutschen Nationalvereins für Musik und ihre Wissenschaft, Band 2 (1840), S. 370–372 (Digitalisat)
Johann Peter Lyser: Friedrich Rochlitz. Zerstreute Gedanken. In: Wiener allgemeine Musik-Zeitung, Jg. 5, Nr. 136/137 vom 13./15. November 1845, S. 541f.
Rochlitz Friedrich. Für Freunde der Tonkunst. 2 Bände. Carl Cnobloch Verlag, Leipzig 1868.
Ernst Rychnovsky: Ludwig Spohr und Friedrich Rochlitz. Ihre Beziehungen nach ungedruckten Briefen. In: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft, Band 5, Leipzig 1904, S. 253–313 (Digitalisat)
Joseph Müller-Blattau: Friedrich Rochlitz und die Musikgeschichte. In: Hans Albrecht in memoriam. (1962), S. 192–199.
Hans Ehinger: Friedrich Rochlitz als Musikschriftsteller. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1929.
Martha Bruckner-Bigenwald: Die Anfänge der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung. Knuf, Hilversum 1965 (Digitalisat)
Patrick Kast: Die Musikanschauung Friedrich Rochlitz’. Basis für Felix Mendelssohn Bartholdys Erfolge in Leipzig. In: Mendelssohn-Studien, Band 12 (2001), S. 187–204
Ulrich Konrad: Friedrich Rochlitz und die Entstehung des Mozart-Bildes um 1800. In: Hermann Jung (Hrsg.), Mozart – Aspekte des 19. Jahrhunderts, Mannheim 1995 (= Mannheimer Hochschulschriften, Band 1), S. 1–22.
Anselm Hartinger: Mozart, Bach und der wortgewaltige Zeuge Friedrich Rochlitz. Bericht über die Leipziger Motettenaufführung im Beisein Mozarts. In: Bach-Archiv Leipzig (Hrsg.): Bach-Magazin, Heft 7 (2006), S. 14–19.
Marcus Erb-Szymanski: Friedrich Rochlitz als Promotor Mozarts. Über die Anfänge musikalischer Kanonbildung und Hagiographie. In: Musiktheorie. Zeitschrift für Musikwissenschaft, Band 21 (2006), S. 13–26.
Klaus Martin Kopitz: Beethoven und seine Rezensenten. Ein Blick hinter die Kulissen der Allgemeinen musikalischen Zeitung. In: Beethoven und der Leipziger Musikverlag Breitkopf & Härtel. Hrsg. von Nicole Kämpken und Michael Ladenburger. Beethoven-Haus, Bonn 2007, ISBN 978-3-88188-108-1, S. 149–167.
Harald Strebel: Der Briefwechsel von Friedrich Rochlitz und dem Mozartschüler Ignaz von Seyfried im Lichte zeitgenössischer Kritik und Konzertpraxis. In: Mozart Studien, Band 19 (2010), S. 225–279
Dirk Sangmeister: „Mancher Hermaphrodit mag in diesem Werke stecken“. Eine Studie zu Vor-, Druck- und Rezeptionsgeschichte des „Journals für deutsche Frauen“ (1805–1806). In: ders.: Seume und einige seiner Zeitgenossen. Ulenspiegel, Erfurt/Waltershausen 2010, S. 176–269.
Carolin Krahn: Topographie der Imaginationen. Johann Friedrich Rochlitz’ musikalisches Italien um 1800 (= Wiener Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft. Band 54). Hollitzer, Wien 2021, ISBN 978-3-99012-898-5.
↑Liste der angekommenen Kur- und Badegäste in der königl. Stadt Kaiser-Karlsbad, im Jahre 1799, Karlsbad 1799, S. 23 (Digitalisat)
↑Robert Schumann: Gesammelte Schriften über Musik und Musiker, Bd. 2, S. 43–44 (1854) Wikisource
↑Klaus Martin Kopitz, Rainer Cadenbach (Hrsg.) u. a.: Beethoven aus der Sicht seiner Zeitgenossen in Tagebüchern, Briefen, Gedichten und Erinnerungen. Band 2: Lachner – Zmeskall. Hrsg. von der Beethoven-Forschungsstelle an der Universität der Künste Berlin. Henle, München 2009, ISBN 978-3-87328-120-2, S. 713–722.
↑Past Members: J.F. Rochlitz. Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 2. Juli 2023 (hier fälschlich Röchlitz).