Frustrationstoleranz ist eine Persönlichkeitseigenschaft der individuellen Fähigkeit, eine frustrierende Situation zu ertragen.
Psychische Spannungen entstehen aus Rückschlägen, Benachteiligungen oder enttäuschten Erwartungen (äußere Frustrationen) sowie der Nichtbefriedigung von Triebwünschen (innere Frustrationen).[1][2]
Der Begriff wurde 1938 von Saul Rosenzweig geprägt.[3] Menschen mit geringer Frustrationstoleranz neigen dazu, Aufgaben rasch abzubrechen, wenn sich unerwartete Widerstände in den Weg stellen oder wenn nicht der erwünschte Erfolg eintritt. Frustrationstoleranz wird zu einem gewissen Grad im Zuge des Individualisierungs- bzw. Sozialisationsprozesses erworben und kann mittels des Picture-Frustrationstests ermittelt werden.[4][5]
Eine geringe Frustrationstoleranz weist auf eine Ich-Schwäche hin.[2] Durch Lernprozesse kann die Frustrationstoleranz unter Berücksichtigung des Realitätsprinzips gestärkt werden, etwa durch Belohnungsaufschub oder Belohnungsreduktion. Individuen mit niedriger Frustrationstoleranz neigen zu erhöhtem Anstrengungs- oder Vermeidungsverhalten sowie vermehrt zu aggressiven Verhaltensformen.[6][7] Je stärker die Frustrationstoleranz hingegen ausgeprägt ist, umso weniger sind aggressive Verhaltensformen zu finden.[8][9][10]
Grundsätzlich gibt es folgende drei Möglichkeiten, je nachdem, wie der Betroffene die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge konstruiert und wie Aggressionen aus Frustrationserlebnissen sich im beobachtbaren Verhalten zeigen:
- Bei der extrapunitiven Frustrationsreaktion werden äußere Faktoren als Frustrationsursachen, zum Beispiel andere Personen, verantwortlich gemacht und die Aggressionen nach außen gerichtet.
- Im Falle der intropunitiven Frustrationsreaktion werden die Ursachen für die Frustration in der eigenen Person identifiziert und die Aggressionen nach innen gerichtet.
- Bei der impunitiven Frustrationsreaktion findet eine Bagatellisierung oder Leugnung von Frustrationsursachen statt und Aggressionen werden geleugnet.[11][12]
- ↑ Harlich H. Stavemann, Yvonne Hülsner: Integrative KVT bei Frustrationsintoleranz: Ärgerstörungen und Prokrastination. Diagnose – Behandlungsplan – Therapiekonzept. Beltz Verlag, 2016, ISBN 978-3-621-28357-1.
- ↑ a b Uwe Henrik Peters: Lexikon Psychiatrie, Psychotherapie, Medizinische Psychologie. Ausgabe: 6, 2007, S. 200. books.google.com
- ↑ S. Rosenzweig: A general outline of frustration. Journal of Personality (1938)7, S. 151–160. doi:10.1111/j.1467-6494.1938.tb02285.x.
- ↑ M. V., Jr. Taylor: Internal consistency of the scoring categories of the Rosenzweig Picture-Frustration Study. In: Journal of Consulting Psychology, 16(2), 1952, S. 149–153. doi:10.1037/h0062320
- ↑ Kevin M. Mitchell: The Rosenzweig picture-frustration study as a measure of reaction to personal Evaluation. In: Journal of Projective Techniques and Personality Assessment, 1. Dezember 1967, Vol. 31, Issue 06, S. 65–68, doi:10.1080/0091651X.1967.10120434.
- ↑ Richard H. Walters, Misha S. Zaks: Validation Studies of an Aggression Scale. The Journal of Psychology, 01 April 1959, Vol. 47, Issue 02, S. 209–218, doi:10.1080/00223980.1959.9916321.
- ↑ Anton Meyer (Hrsg.): Dienstleistungsmarketing: Impulse für Forschung und Management, Deutscher Universitätsverlag 2004, S. 310. hier online
- ↑ Richard H. Walters, Misha S. Zaks: Validation Studies of an Aggression Scale. In: The Journal of Psychology, (1959)47:2, S. 209–218, doi:10.1080/00223980.1959.9916321.
- ↑ Klaus-Peter Wiedmann: Fundierung des Marketing – verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse. Gabler Edition Wissenschaft, 2004, S. 71. books.google.com
- ↑ F. P. Gatling: Frustration reactions of delinquents using Rosenzweig’s classification system. In: The Journal of Abnormal and Social Psychology, 45(4), 1950, S. 749–752, doi:10.1037/h0059664
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- ↑ Jules D. Holzberg, Rita Posner: The Relationship of Extrapunitiveness on the Rosenzweig Picture-Frustration Study to Aggression in Overt Behavior and Fantasy. In: American Journal of Orthopsychiatry, 21, S. 767–779. doi:10.1111/j.1939-0025.1951.tb00027.x.