Garhanga

Landgemeinde Garhanga
Landgemeinde Garhanga (Niger)
Landgemeinde Garhanga (Niger)
Landgemeinde Garhanga
Koordinaten 14° 33′ N, 5° 46′ OKoordinaten: 14° 33′ N, 5° 46′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Tahoua
Departement Keita
Fläche 756 km²
Einwohner 69.712 (2012)
Dichte 92,2 Ew./km²

Garhanga ist eine Landgemeinde im Departement Keita in Niger.

Garhanga liegt in der Sahelzone. Die Nachbargemeinden sind Keita im Norden, Ibohamane im Nordosten, Tabotaki im Osten, Déoulé im Südosten, Allakaye im Süden, Badaguichiri im Südwesten und Tamaské im Westen. Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 44 Dörfer, 25 Weiler und ein Lager.[1] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Garhanga.[2] Es liegt auf einer Höhe von 521 m.[3]

Weite Teile der Gemeinde einschließlich des Hauptorts liegen in der Gebirgslandschaft Ader Doutchi.[4] Das abwechslungsreiche Oberflächenrelief besteht aus Hochebenen, Tälern und deren Einzugsgebieten.[5] Die Haupttäler in der Landgemeinde sind das Doudoubey-Tal, dessen Hauptort das Dorf Garhanga ist, sowie das Laba-Tal mit dem Dorf Laba als Hauptort und das Gadamata-Tal mit dem Dorf Tchimbaba Tané als Hauptort.[6]

Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge in der Gemeinde betrug im Zeitraum 1997–2006 458,84 Millimeter bei durchschnittlich 41 Regentagen im Jahr. Die Regenzeit dauert in der Regel von Juni bis September. Die einst reiche Tier- und Pflanzenwelt Garhangas dünnte sich seit den 1950er Jahren zunehmend aus. In den Hochebenen wachsen vereinzelt Akazien, Filzblättrige Jujuben, Piliostigma reticulatum und Wüstendatteln. In den Tälern gibt es eine dichtere Vegetation.[5] Der Wildtierbestand – Affen, Eichhörnchen, Hasen und Perlhühner – ist wegen fehlenden Lebensräumen, Wassermangel und zunehmender menschlicher Besiedlung im Schwinden begriffen.[7]

Birni Ader, heute ein Dorf im Gemeindegebiet von Garhanga, war der Hauptort der 1674 geschaffenen Provinz Ader des Sultanats Aïr.[8] Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Illéla anstelle von Birni Ader zum Hauptort der Provinz.[9]

Der britische Reiseschriftsteller A. Henry Savage Landor besuchte 1906 die Dörfer Laba, Mansala und Tarwada im Rahmen seiner zwölfmonatigen Afrika-Durchquerung.[10] Die französische Verwaltung löste 1913 Garhanga als eigenen Kanton aus dem 1904 geschaffenen Kanton Keita heraus.[11] Im Jahr 2002 ging im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform aus dem Kanton Garhanga die Landgemeinde Garhanga hervor. Der staatliche Stromversorger NIGELEC elektrifizierte den Hauptort im Jahr 2018.[12]

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 69.712 Einwohner, die in 10.234 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 48.270 in 7020 Haushalten.[13]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 5586 Einwohner in 892 Haushalten,[1] bei der Volkszählung 2001 4264 in 621 Haushalten[13] und bei der Volkszählung 1988 3652 in 538 Haushalten.[14]

In der Gemeinde leben Angehörige der Hausa, Tuareg und Fulbe. Neben dem Islam bestehen noch traditionelle Religionen.[15]

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 19 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 14 PNDS-Tarayya und 5 MPR-Jamhuriya.[16]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 36 Dörfern in der Gemeinde, darunter dem Hauptort.[1]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Nationalstraße 16 in Garhanga (2024)

Mehr als 90 % der Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft.[17] Die Gemeinde liegt in einer Zone, in der vor allem Regenfeldbau betrieben wird.[18] In dieser Form angebaut werden das Grundnahrungsmittel Hirse sowie Sorghum, Augenbohnen, Erdnüsse, Mais, Okra, Süßkartoffeln, Catjangbohnen und Maniok. In den Tälern wird ferner Bewässerungsfeldwirtschaft für Gemüse und Piment praktiziert. Im Westen des Gemeindegebiets gibt es drei natürlichen Wasserstellen, an denen Obst, vor allem Bananen, angebaut wird, das eine wichtige Einkommensquelle darstellt.[17] Außerdem werden die Früchte von Wüstendatteln und Jujuben gegessen und Gummi arabicum gewonnen. Die geernteten Hülsenfrüchte von Akazien und Anabäumen dienen als Viehfutter.[19] Mehrere Faktoren sorgen für ungünstige Verhältnisse für landwirtschaftliche Aktivitäten. Dazu zählen insbesondere die Bodenerosion und die Unsicherheit bei den Niederschlägen.[17] Die Niederschlagsmessstation im Hauptort liegt auf 360 m Höhe und wurde 1959 in Betrieb genommen.[20] In der Viehzucht herrscht extensive Tierhaltung von Ziegen, Schafen, Rindern, Eseln, Pferden und Kamelen vor.[17] Die Viehzüchter haben mit Krankheiten des Viehbestands, unzureichenden und kleiner werdenden Weideflächen und Landnutzungskonflikten mit den Ackerbauern zu kämpfen.

In Garhanga gibt es verschiedene Handwerksbetriebe, darunter Gerbereien, Korbmachereien, Schmieden und Töpfereien. Deren Erzeugnisse gelangen aufgrund der Abgelegenheit der Landgemeinde und fehlender Organisation kaum in den überregionalen Handel. Der Einzelhandel liegt vorwiegend in den Händen von Frauen und leidet an mangelhaftem Betriebskapital. Gehandelt werden unter anderem Erdnussöl, Geschirr, Gewürze und Süßwaren.[19] Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält eine Verkaufsstelle im Hauptort.[21] Arbeitsmigration ist weit verbreitet und wird in größeren Familien rotativ betrieben.[15] Es gibt bedeutende Vorkommen von Gips und Kalk in der Landgemeinde, die in traditioneller Weise abgebaut werden. Die wichtigste Energiequelle für die Bevölkerung ist Brennholz, das zum Kochen gebraucht wird. Bauholz muss zu einem großen Teil aus den Nachbarländern importiert werden. Für die tägliche Zubereitung von Tee und in den Schmieden wird Holzkohle verwendet. Die vorherrschende Form künstlicher Beleuchtung ist die Petroleumlampe, nur ins Dorf Laba wurde eine Hochspannungsleitung aus dem nahen Nigeria geleitet.[19]

Im Bildungswesen stehen 41 über das Gemeindegebiet verteilte Grundschulen und zwei Mittelschulen zur Verfügung.[15] Der CEG Garhanga und der CEG Laba sind allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[22] Beim Centre de Formation aux Métiers de Guidan Dan Gouari (CFM Guidan Dan Gouari) im Dorf Guidan Dan Gouari und beim Centre de Formation aux Métiers de Laba (CFM Laba) handelt es sich um Berufsausbildungszentren.[23] Die Brutto-Einschulungsrate in Garhanga betrug 2006 45 % (bei Mädchen 35,42 %).[15] Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind im Hauptort sowie in den Siedlungen Fararatt Baba, Grado Nord und Laba vorhanden,[24] allerdings gibt es keine einzige Apotheke.[15]

Durch Garhanga verläuft die Nationalstraße 16, die den Ort mit der Regionalhauptstadt Tahoua verbindet. Für Karren, Motorräder und Autos sind die Straßen, deren Zustand generell schlecht ist, in der Regenzeit kaum zu verwenden. Transporte werden vor allem mit Eseln und Kamelen erledigt.[19]

Commons: Garhanga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 348–349, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
  2. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  3. Abdel Kader Hassane Saley: Évaluation des ressources en eau de l’aquifère du Continental Intercalaire/Hamadien de la Région de Tahoua (bassin des Iullemeden, Niger). Impacts climatiques et anthropiques. Thèse de doctorat. Université Paris-Saclay/Université Abdou Moumouni de Niamey, Saclay/Niamey 2018, S. 206 (tel.archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 9. April 2021]).
  4. M. Bocquier, M. Gavaud: République du Niger. Carte Pédologique de la Région de l’Ader Doutchi. Localisation des observations Pédologiques. ORSTOM, Paris (esdac.jrc.ec.europa.eu [abgerufen am 30. September 2018]).
  5. a b Plan de Développement Communal (PDC) 2007–2010. Version provisoire. Commune rurale de Garhanga, Dezember 2006, S. 12–13.
  6. Maurizio Tiepolo: Schéma de Développement et d’Aménagement du Département de Keita – Bilan Diagnostic (11 juin 2008). (PDF) Projet de Développement Local dans l’Ader Doutchi Maggia, 11. Juni 2008, S. 28, abgerufen am 8. Oktober 2018 (französisch).
  7. Plan de Développement Communal (PDC) 2007–2010. Version provisoire. Commune rurale de Garhanga, Dezember 2006, S. 14.
  8. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 163.
  9. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 165.
  10. A. Henry Savage Landor: Across Widest Africa. An Account of the Country and People of Eastern, Central and Western Africa As Seen During a Twelve Months' Journey From Djibuti To Cape Verde. Volume II. Hurst and Blackett, London 1907, S. 362 (archive.org [abgerufen am 13. März 2021]).
  11. Frédéric Giraut: La petite ville. Un milieu adapté aux paradoxes de l’Afrique de l’Ouest. Etudes sur le semis et comparaison du système social et-spatial de sept localités : Badou et Anié (Togo), Jasikan et Kadjebi (Ghana), Torodi, Tamaské et Keïta (Niger). Dissertation. Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne, Paris 1994, S. 167 (archives-ouvertes.fr [PDF; 2,3 MB; abgerufen am 28. Januar 2014]).
  12. Rapport d’activités 2018. Société Nigérienne de l’Electricité (NIGELEC), Mai 2019, S. 18 (nigelec.net [PDF; abgerufen am 8. Januar 2023]).
  13. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  14. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 313 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  15. a b c d e Plan de Développement Communal (PDC) 2007–2010. Version provisoire. Commune rurale de Garhanga, Dezember 2006, S. 15–16.
  16. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  17. a b c d Plan de Développement Communal (PDC) 2007–2010. Version provisoire. Commune rurale de Garhanga, Dezember 2006, S. 17–18.
  18. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
  19. a b c d Plan de Développement Communal (PDC) 2007–2010. Version provisoire. Commune rurale de Garhanga, Dezember 2006, S. 19–20.
  20. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 7 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 18. März 2022]).
  21. CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr. 17, Mai 2013, S. 28.
  22. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des données. Institut National de la Statistique, République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  23. Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 94, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).
  24. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).