Das Apostolische SchreibenGaudete et exsultate (deutsch: Freut euch und jubelt (Mt 5,12 EU)) „Über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute“ wurde am 19. März 2018 von PapstFranziskus unterzeichnet und am 9. April 2018 veröffentlicht. Der Schwerpunkt seines Lehrschreibens, in Form einer Exhortatio, liegt auf der Ermutigung zu mehr Heiligkeit im Alltag.
Das Schreiben umfasst 48 Seiten, die sich auf 5 Kapitel verteilen. Die durchgehende und laufende Durchnummerierung der Absätze geht dabei von Absatz 1 – 177. Die Exhortatio wurde am 19. März, im sechsten Jahr seines Pontifikats, von Papst Franziskus unterzeichnet und am 9. April 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Papst Franziskus legt großen Wert auf die Feststellung, dass dieses Schreiben keine Abhandlung über die Heiligkeit mit Definitionen, Unterscheidungen, Analysen oder sozialen Normen sei. Er unterscheidet
„die Heiligen, die bereits in der Gegenwart Gottes sind“ und „mit uns Bande der Liebe und der Gemeinschaft“ unterhalten und
„die Heiligkeit der streitenden Kirche“: „die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes; die Heiligkeit ‚von nebenan‘, derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind, oder, um es anders auszudrücken, ‚die Mittelschicht der Heiligkeit‘“.
Der Papst bezieht sich in seinen Mahnungen und Ermutigungen auf Alltagsszenen, in denen sich Heiligkeit zeige. Er denkt dabei an „Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen“, an „Männer und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen“, an die Kranken und an „die älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln“.[3]
Franziskus warnt vor überzogenen Formen der Heiligkeit, wie Überheblichkeit, selbstgefällige Oberflächlichkeit (38), geistige Starrheit, bequeme, konsumorientierte und egoistische Trägheit (111). Der Weg zur Heiligkeit ist für den Papst ein „ständiger Kampf“, der von den Gläubigen eine immer währende Wachsamkeit und Differenzierung erfordere (158f.). Zur Erfüllung dieser Forderungen braucht es nach seinen Worten menschliches Wissen, Begegnung mit der Heiligen Schrift und der Lehre der Kirche, das Gebet sowie Geduld und Offenheit für Transzendenz (147).
„Das Schreiben ist eine authentische Aufforderung von Papst Franziskus, voll Freude, Optimismus und Offenheit für Gottes Wort alles Mittelmaß hinter sich zu lassen und aufzubrechen. Dabei macht er deutlich, dass dies nur im Miteinander und im Zugehen auf die Mitmenschen möglich ist. Wer versucht, Gaudete et exsultate unter kirchenpolitischen Aspekten zu analysieren, geht mit Sicherheit an der Intention des Heiligen Vaters vorbei. Wer sich hingegen anstecken lässt, das eigene Leben zu überdenken und darin neu nach der Heiligkeit zu suchen, ist auf dem richtigen Weg.“
Michael Böhnke bezeichnet die Exhortatio als „große Theologie“. Es handle sich um Theologie, die Heiligkeit als Lebensstil thematisiere. Es sei eine Theologie, die den pneumatologischen und pastoralen Kern der Dogmatik nicht verkenne, ihn vielmehr neu zur Geltung bringe.[5]
Rita Süssmuth schreibt: „Das Apostolische Schreiben des Papstes ist ein ergreifender Text, den wir immer wieder zur Hand nehmen sollten, denn er erinnert uns an die christlichen Kernanliegen bzw. die mitmenschlichen Grundbedürfnisse. Papst Franziskus ermutigt uns dazu, vom Wort zur Tat zu schreiten, dabei muss es nicht das ganz Große sein, vielmehr beginnt es im alltäglich Kleinsten.“[6]
Jan-Heiner Tück hebt hervor, dass das Dokument auf eine „Demokratisierung des Heiligkeitsbegriffs“ setze, da es Heiligkeit nicht einem bestimmten Stand von Klerikern oder Asketen und Frömmigkeitsvirtuosen vorbehalte, sondern auf alle Menschen in der Kirche ausweite.[7]
In einem Kommentar auf katholisch.de äußerte sich Benjamin Leven kritisch zu Gaudete et exsultate.[8]
↑Papst Franziskus erläutert den Begriff mit einer den Absatz einleitenden Umschreibung: „Christen, die einen anderen Weg gehen wollen: jenen der Rechtfertigung durch die eigenen Kräfte, jenen der Anbetung des menschlichen Willens und der eigenen Fähigkeit; das übersetzt sich in eine egozentrische und elitäre Selbstgefälligkeit, ohne wahre Liebe“ (Gaudete et exsultate, Nr. 57).
↑Alle folgenden Untertitel nach der Seligpreisung (Mt 5,1–12 EU)
↑Freut euch und jubelt – Gaudete et exsultate. Apostolisches Schreiben über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute. Mit Beiträgen von Thomas Andonie, Friedrich Barkey, Malu Dreyer, Frank Johannes Hensel, Dieter Puhl, Rita Süssmuth und Jan-Heiner Tück. Edition Kunst + Kultur, Bergisch Gladbach 2018, ISBN 978-3-9819850-0-9.
↑Tück zu Papst-Schreiben: „Absage an Elitenprogramm“. In: religion.ORF.at. 10. April 2018 (orf.at [abgerufen am 16. April 2018]). (ausführlicher: Buchbeitrag von Jan-Heiner Tück, siehe die Fußnote zum Zitat von Süssmuth).