Die Gazellenartigen oder Gazellen im weiteren Sinne (Antilopini) sind eine artenreiche Tribus der Hornträger (Bovidae). Als Gazellen im engeren Sinne wurden ursprünglich nur die Mitglieder der Gattung Gazella betrachtet, diese wurde aber mittlerweile in drei Gattungen aufgespalten.
Es handelt sich um kleine bis mittelgroße Antilopen, die in Afrika und Asien leben und eher offene, trockene Lebensräume bevorzugen. Gemeinsame Merkmale dieser Gruppe liegen im Bau des Schädels, der Zähne und der Hörner. Fast alle Arten haben auffällige, vor den Augen gelegene Drüsen. Ein Geschlechtsdimorphismus hinsichtlich Größe oder Fellfärbung ist kaum vorhanden. Bei den größeren Arten tragen oft beide Geschlechter Hörner und das Sozialverhalten ist polygyn – ein Männchen schart viele Weibchen um sich. Bei den kleineren Arten, die früher unter dem Namen Böckchen als eigene Unterfamilie geführt wurden, tragen meist nur die Männchen kurze Hörner, und bei diesen Tieren überwiegt ein monogames Sozialverhalten.
Einige Gattungen wie die Klippspringer (Oreotragus) oder die Böckchen (Neotragus) wurden früher aufgrund ihrer geringen Größe teilweise den Antilopini, teilweise den Neotragini zugewiesen. Das dürfte nicht den Abstammungsverhältnissen entsprechen. So stellen der Klippspringer und die Böckchen jeweils alte, schon im Miozän entstandene Seitenlinien dar. Auch die Gattungen Ourebia und Raphicerus sowie die Dikdiks (Madoqua) und die Beira (Pelea) standen teilweise innerhalb der Böckchen, doch sind sie enger mit den größeren Gazellenartigen verwandt. Die Zugehörigkeit der gestaltlich abweichenden Saigas zu dieser Gruppe wurde durch molekulargenetische Untersuchungen bestätigt. Innerhalb der größeren Arten stellen die Kurzschwanzgazellen einen eigenen Seitenzweig dar.[2][1]
Colin Groves und Peter Grubb: Ungulate Taxonomy. Johns Hopkins University Press, 2011, S. 1–317 (S. S. 108–280)
Colin P. Groves und David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson und Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 444–779
Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
↑ ab
Juan P. Zurano, Felipe M. Magalhães, Ana E. Asato, Gabriel Silva, Claudio J. Bidau, Daniel O. Mesquita und Gabriel C. Costa: Cetartiodactyla: Updating a time-calibrated molecular phylogeny. Molecular Phylogenetics and Evolution 133, 2019, S. 256–262
↑
Eva Verena Bärmann, Gertrud Elisabeth Rössner und Gert Wörheide: A revised phylogeny of Antilopini (Bovidae, Artiodactyla) using combined mitochondrial and nuclear genes. Molecular Phylogenetics and Evolution 67 (2), 2013, S. 484–493