Der Gelbe Günsel wächst als einjährige, seltener zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanze und erreicht meist nur Wuchshöhen von 5 bis 15 (bis 25) Zentimetern.[2] Sie duftet aromatisch. Der oft niederliegende oder aufsteigende Stängel kann stark verästelt sein. Er kann aber bis zu 40 cm tief wurzeln.
Im Unterschied zu den meisten Lippenblütlern sind die gegenständigen, 1 bis 3 Zentimeter langen, behaarten Laubblätter des Gelben Günsels jeweils in drei lange, linealische, 1 bis 1,5 Millimeter breite Zipfel gespalten.[2]
Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Die Blüten stehen einzeln, manchmal auch zu zweit in den Blattachseln. Sie sind sehr kurz gestielt und bilden 1 bis 1,5 Zentimeter lange Scheinähren.[2] Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist röhrig-glockig, später kugelig und mehr oder weniger zottig und drüsig behaart.[2]
Die zitronengelbe, häufig rotbraun gezeichnete Krone mit sehr kleiner, zweizipfliger Oberlippe und wesentlich längerer Unterlippe erreicht meist 7 bis 15 Millimeter Länge. Die Unterlippe ist gerade vorgestreckt, vierlappig und bräunlich oder rötlich gezeichnet.[2] Die Staubblätter ragen unter der Oberlippe etwas hervor.[2] Nektardrüsen fehlen.[2] Die Klausen sind etwa 3 Millimeter lang und stark netzig-grubig.[2]
Die Heimat des Gelben Günsels liegt im südlicheren Europa, dem Mittelmeerraum, Südwestasien und Nordwestafrika.[1]
In Deutschland, wo er als Archäophyt eingewandert ist[5], wächst er vorwiegend in Äckern oder kurzlebigen Unkrautfluren auf kalkhaltigen, leicht erwärmbaren Böden zwischen Main und Donau sowie in Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Er ist eine Charakterart des Verbands der Mohnäcker (Caucalidion lappulae), kann aber auch in Gesellschaften des Verbands Alysso-Sedion-albi vorkommen. Insgesamt ist der Gelbe Günsel aber stark rückläufig und in der Roten Liste der gefährdeten Arten Deutschlands, insbesondere als Folge intensiven Ackerbaus und erhöhten Stickstoffeintrages, in Klasse 3 („gefährdet“) eingestuft. Im Mittelmeerraum ist er hingegen ungefährdet. Er steigt im Kanton Wallis bis etwa 1600 Meter Meereshöhe auf.[2]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[4]
Ajuga chamaepitys subsp. chia (Schreb.) Arcang. (Syn.: Ajuga chiaSchreb.): Heimat: Südosteuropa und Osteuropa und nördlich bis etwa 53° im östlichen Russland und östlich bis zum nordwestlichen und westlichen Iran.[1]
Ajuga chamaepitys subsp. suffrutescens (Willk.) Pott.-Alap. ex Greuter & Brudet, Heimat: Südliches Spanien, Tunesien, vielleicht auch Algerien.[1]
Ajuga chamaepitys subsp. tridactylites (Ging. ex Benth.) P.H.Davis (Syn.: Ajuga tridactylitesGing. ex Benth.): Kommt im Sinai, in Saudi-Arabien, Jordanien, Irak und Iran vor.[11][1][10]
Weitere Bezeichnungen für den Gelben Günsel (in lateinischen Texten oft camaepitheos bzw.[12]chamaepitys) sind oder waren, zum Teil auch nur regional: Ackergamander, Birnskün, schwarz Cipres, Erdkyfer, Erdpin, Erdweihrauch, Feldzypresse, großer Gamander, klein Gamander (althochdeutsch), klein Gamanderlein (althochdeutsch), Gehtwurz (althochdeutsch), Gihtwurz (althochdeutsch), Gichtwurz (mittelhochdeutsch), Gichwurz (mittelhochdeutsch), Gichtword (mittelniederdeutsch), Gitword (mittelniederdeutsch), Horhave (althochdeutsch), Karse, klein Loig, Romischer Kole, Romes, Romesch, Rumesch, Schlafkräutlein, Schlafkraut, Schlagkräutlein, Schlagkraut, Wittkrud, Zeitheid und Zeitkraut.[13]
Ein Aufguss der oberirdischen Pflanzenteile soll harntreibend wirken. Aufgrund ihrer stimulierenden Wirkung wurde die Pflanze zur Behandlung von Schlaganfällen eingesetzt, was sich auch in ihren Trivialnamen „Schlagkraut“ oder „Schlagkrautgamander“ ausdrückt.[14] Die Art war schon im Altertum als Mittel bei Schlangen- oder Skorpionsstichen, als schweißtreibendes Mittel und gegen manch andere Leiden im Gebrauch.[2]
Martin Hanf: Farbatlas Feldflora. Eugen Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-4074-8.
Andreas Kleinsteuber, Thomas Breunig (Mitarb.): Lamiaceae, Labiatae. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8001-3342-3, Ajuga chamaepitys, S.137–139.
Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S.793–794.
Ajugachamaepitys im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
↑ abcdefghijklmAjuga chamaepitys. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 10. Januar 2020.
↑ abcdefghijGustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 4. Verlag Carl Hanser, München 1964. S. 2539–2541.
↑Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8001-3342-3, S.138.
↑Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 144.
↑Johann Christian von Schreber: Plantarum Verticillatarum Unilabiatarum genera et species. Sigfr. Leb. Crusius, Leipzig 1773, S. 24 (online).
↑ abcdefgP. H. Davis: Ajuga. In: Peter Hadland Davis (Hrsg.): Materials for a Flora of Turkey. XXVII. Labiatae, Plumbaginaceae, Plantaginaceae. In: Notes from the Royal Botanic Garden Edinburgh. Band 38, Nr. 1, S. 23–32 (online) (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bhle-dev-1.nhm.ac.uk.
↑Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 3: Dicotyledones (Convolvulaceae – Labiatae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1986, ISBN 2-8277-0153-7, S.276–278 (englisch, online).
↑Vgl. etwa Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 138.
↑Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 13, online.
↑Die Große Enzyklopädie der Heilpflanzen - Ihre Anwendung und ihre natürliche Heilkraft. Kaiser, Klagenfurt 1994, ISBN 3-7043-9002-X, S.55 (italienisch: Le erbe. Übersetzt von Walter Wurzer).
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch wird dadurch eine Diagnose durch einen Arzt ersetzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!