Gemmatimonadota ist ein 2003 charakterisiertes Phylum (auch Abteilung, englischdivision, lateinischdivisio) von Bakterien. Das Phylum enthält zwei Klassen, Gemmatomatonadetes und – später hinzugekommen – Longimicrobia.
Gemmatimonadota sind ein relativ häufiger Bestandteil der mikrobiellen Gemeinschaften im Boden, wo sie 1–2 % der vorhandenen Bakterien ausmachen. Sie kommen aber auch in Süßgewässern, Kläranlagen und Sedimenten vor.
Das erste Mitglied dieser Gruppe, Gemmatimonas aurantiaca wurde 2003 im Schlamm einer Kläranlage entdeckt. Dieses Bakterium ist gram-negativ, bazillenartig, aerob und scheint sich durch Knospung zu vermehren.[2]
Ursprünglich wurde diese Verwandtschaftsgruppe (Klade) – damals nur aus der ursprünglichen Klasse bestehend – als Candidate division BD oder BD-Gruppe (en. BD group) bezeichnet,[3][4] für die dann 2003 durch Zhang et al. der offizielle Name Gemmatimonadetes (für Phylum und Klasse) eingeführt wurde. Die Entdeckung der zweiten Klasse Longimicrobia 2016 machte eine Unterscheidung von Phylum und der ursprünglichen Klasse erforderlich.
Ein erster Vorschlag war es, das Phylum Gemmatimonadetes umzubenennen in „Gemmatimonadaeota“ (Orden et al. 2015) oder in „Gemmatimonadota“ (Whitman et al. 2018). Thomas Cavalier-Smith schlug 2020 umgekehrt vor, die Klasse Gemmatimonadetes umzubenennen in „Gemmatimonadia“.
Die ursprüngliche Autorengruppe um Zhang schlug schließlich 2021 vor, das Phylum Gemmatimonadetes in Gemmatimonadota umzubenennen, was eine Korrektur oder Modifikation ihrer ursprünglichen Benennung darstellt.
Die Typusart Gemmatimonas aurantiaca wurde mit ihrem Referenzstamm T-27T 2003 aus Belebtschlamm (en. activated sludge) in einer Kläranlage isoliert.[2]
Es handelt sich um ein gram-negatives Bakterium, das sowohl aerob als auch anaerob leben kann.[5]
Die zweite kultivierte Art, Gemmatirosa kalamazoonensis (Stamm KBS708) wurde aus ökologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Böden in Michigan, USA, isoliert.[6]
Die dritte kultivierte Art, Gemmatimonas phototrophica, Stamm AP64T, wurde aus dem flachen Süßwasser-Wüstensee Tian'ehu (天鹅湖Tiān é hú, deutsch ‚Schwanensee‘, englischSwan Lake, 42,005° N, 101,585° O42.005101.585, an der Bahnstrecke Linhe–Ceke) in der westlichen Gobi-Wüste, Nordchina, isoliert.[7]Longimicrobium terrae wurde mit Stamm CB-286315T aus einer Bodenprobe von einem typischen mediterranen Waldökosystem in Granada, Spanien, isoliert.
Diese Art ist an oligotrophe Bedingungen angepasst und hat selbst unter optimalen Bedingungen eine Generationszeit von 13,5 Stunden.[8]
Die Probe für Roseisolibacter agri, Stamm AW1220, wurde 2012 in Mashare, Namibia aus für den Maisanbau genutzten Auenböden (en. floodplain soil) entnommen und 2018 veröffentlicht.[9]
Daten aus kulturunabhängigen Studien zeigen, dass Vertreter der Gemmatimonadota in vielen natürlichen Lebensräumen weit verbreitet sind.
Sie machen etwa 2 % der bakteriellen Bodengemeinschaften aus und gehören zu den neun wichtigsten Phyla, die in Böden vorkommen; dennoch gibt es derzeit (2013) nur sechs kultivierte Isolate.[10]
Gemmatimonadota wurden in einer Vielzahl von trockenen Böden wie Grasland, Prärie und Weideböden sowie in eutrophen Seesedimenten und alpinen Böden gefunden.
Dieses breite Spektrum an Umgebungen, in denen Gemmatimonadota gefunden wurden, deutet auf eine Anpassung an niedrige Bodenfeuchtigkeit hin.[11]
Eine Studie zeigte, dass die Verteilung der Gemmatimonadota im Boden eher von der Verfügbarkeit von Feuchtigkeit als von der Aggregation abhängt, was die Annahme bestärkt, dass die Mitglieder dieses Stammes trockenere Böden bevorzugen.[10]
Kleinere Zahlen wurden auch in verschiedenen aquatischen Umgebungen wie Süßwasser und Sedimenten gefunden.
Weitere Informationsquellen sind das All-Species Living Tree Project (SILVA),[14] GTDB 05-RS95 (Genome Taxonomy Database),[15]OneZoom[16] und Parks et al. (2020).[17]
↑Gemmatimonadota Zhanget al. 2021 ersetzt die frühere Bezeichnung Gemmatimonadetes Zhanget al. 2003 für das Phylum, was bei LPSN, NCBI und WoRMS und OneZoom bisher noch nicht nachvollzogen ist. Grund: Namensgleichheit mit der Bezeichnung für die untergeordnete (Typus-)Klasse. Da der neue Vorschlag vom selben Erstautor Zhang stammt, wird dieser als Korrektur verstanden.
↑ ab
Hui Zhang, Yuji Sekiguchi, Satoshi Hanada, Philip Hugenholtz, Hongik Kim, Yoichi Kamagata, Kazunori Nakamura: Gemmatimonas aurantiaca gen. nov., sp. nov., a gram-negative, aerobic, polyphosphate-accumulating micro-organism, the first cultured representative of the new bacterial phylum Gemmatimonadetes phyl. nov. In: Int J Syst Evol Microbiol. 53. Jahrgang, Nr.4, 1. Juli 2003, S.1155–1163, doi:10.1099/ijs.0.02520-0, PMID 12892144 (microbiologyresearch.org).
↑
Shinichi Takaichi, Takashi Maoka, Kazuto Takasaki, Satoshi Hanada: Carotenoids of Gemmatimonas aurantiaca (Gemmatimonadetes): identification of a novel carotenoid, deoxyoscillol 2-rhamnoside, and proposed biosynthetic pathway of oscillol 2,2′-dirhamnoside. In: Microbiology. 156. Jahrgang, Nr.3, 1. März 2010, S.757–763, doi:10.1099/mic.0.034249-0, PMID 19959572 (microbiologyresearch.org). Epub 3. Dezember 2009.
↑
Jennifer M. DeBruyn, Mariam N. Fawaz, Aaron D. Peacock, John R. Dunlap, Lauren T. Nixon, Katherine E. Cooper, Mark Radosevich: Gemmatirosa kalamazoonesis gen. nov., sp. nov., a member of the rarelycultivated bacterial phylum Gemmatimonadetes. In: J Gen Appl Microbiol. 59. Jahrgang, Nr.4, 2013, S.305–312, doi:10.2323/jgam.59.305, PMID 24005180 (jst.go.jp).
↑
Yonghui Zeng, Vadim Selyanin, Martin Lukeš, Jason Dean, David Kaftan, Fuying Feng, Michal Koblížek: Characterization of the microaerophilic, bacteriochlorophyll a-containing bacterium Gemmatimonas phototrophica sp. nov., and emended descriptions of the genus Gemmatimonas and Gemmatimonas aurantiaca. In: Int J Syst Evol Microbiol. 65. Jahrgang, Nr.8, 2015, S.2410–2419, doi:10.1099/ijs.0.000272, PMID 25899503 (microbiologyresearch.org).
↑
Javier Pascual, Marina García-López, Gerald F. Bills, Olga Genilloud: Longimicrobium terrae gen. nov., sp. nov., a novel oligotrophic bacterium of the underrepresented phylum Gemmatimonadetes isolated through a system of miniaturized diffusion chambers. In: Int J Syst Evol Microbiol. 66. Jahrgang, Nr.5, 2016, S.1976–1985, doi:10.1099/ijsem.0.000974, PMID 26873585 (microbiologyresearch.org).
↑
Jennifer M. DeBruyn, Lauren T. Nixon, Mariam N. Fawaz, Amy M. Johnson, Mark Radosevich: Global Biogeography and Quantitative Season Dynamics of Gemmatimonadetes in Soil. In: Appl. Environ. Microbiol. 77. Jahrgang, Nr.17, 24. August 2011, S.6295–6300, doi:10.1128/AEM.05005-11, PMID 21764958, PMC 3165389 (freier Volltext) – (asm.org).
↑
All-Species Living Tree Project 16S rRNA-based LTP release 132.SILVA Comprehensive Ribosomal RNA Database; abgerufen im 1. Januar 1 Interactive Tree of Life (iTOL)
↑
Yonghui Zeng, Fuying Feng, Hana Medová, Jason Dean, Michal Koblížek: Functional type 2 photosynthetic reaction centers found in the rare bacterial phylum Gemmatimonadetes. In: Proc Natl Acad Sci USA. 111. Jahrgang, Nr.21, 12. Mai 2014, S.7795–7800, doi:10.1073/pnas.1400295111, PMID 24821787, PMC 4040607 (freier Volltext), bibcode:2014PNAS..111.7795Z. Siehe insbesondere Fig. S2 im Supplement (Fundort).