Generaloberst

Der Generaloberst war im Deutschen Kaiserreich, in der Reichswehr, in der Wehrmacht und in der k. u. k. Armee der zweithöchste militärische Dienstgrad. Darüber rangiert der Feldmarschall. Der Generaloberst entspräche dem heutigen General in der Bundeswehr oder vielen NATO-Streitkräften (Rangcode OF-9). Der Dienstgrad Generaloberst existiert auch in den nach sowjetischem Vorbild organisierten Streitkräften. Dort ist er mit dem Generalleutnant der Bundeswehr vergleichbar (Rangcode OF-8).

Im Heerwesen des 16. und 17. Jahrhunderts, in dem das freie Söldnertum dominierte, hatte der fürstliche Dienstherr aufgrund seiner Stellung als politisch entscheidende Instanz (Kriegsherr) auch die Stellung des militärischen Oberbefehlshabers der in seinem Namen stehenden Truppen als „oberster General“ inne.

Generaloberst war die Bezeichnung des höchsten regulär erreichbaren Generalsranges, zuerst in der Preußischen Armee. Eingeführt wurde er 1854 für Prinz Wilhelm von Preußen, weil Mitglieder des Königshauses traditionell nicht zum Generalfeldmarschall ernannt wurden. Zunächst waren alle Generalobersten im Rang den Generalfeldmarschällen gleichgestellt (auf den Epauletten trugen sie die gekreuzten Marschallstäbe und drei Sterne). Erst unter Kaiser Wilhelm II. wurde die Differenzierung in Generaloberst mit dem Rang als Generalfeldmarschall (4 Sterne) und Generaloberst (3 Sterne) eingeführt.

In der Reichswehr der Weimarer Republik reichte die Hierarchie anfangs nur bis zum General, seit 1926 wurde jedoch der jeweilige Chef der Heeresleitung zum Generaloberst ernannt; bei der Reichsmarine existierte kein vergleichbarer Dienstgrad. Unter dem Dritten Reich wurde der Dienstgrad Generaloberst anfangs noch sparsam vergeben, seit 1940, nach Kriegsausbruch, jedoch vergleichsweise häufig. Dem Generaloberst in Heer und Luftwaffe der deutschen Wehrmacht entsprach in der Kriegsmarine der Rang Generaladmiral.

In den meisten heutigen Armeen entspricht der einstige Generaloberst dem Dienstgrad General (OF-9), in slawischen Staaten allerdings dem Armeegeneral (OF-9), wo die Reihenfolge anders als dem alten deutschen System lautet: Generalmajor – Generalleutnant – Generaloberst (general polkovnik) – Armeegeneral.

Die deutsche Bundeswehr kennt nach der Anpassung der Generalität an NATO-Standards die Dienstgradfolge Brigadegeneral – Generalmajor – Generalleutnant – General; auf den Generaloberst wurde verzichtet.

Bayerische Armee

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Preußische Armee

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Großherzog Friedrich I. von Baden als preuß. Generaloberst (mit dem Rang als GFM)

Vermutlich vollständige Liste ohne die Generalobersten, die noch zum Generalfeldmarschall befördert worden sind:

Sächsische Armee

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  • 21. Dezember 1889 – Carl Alexander Großherzog von Sachsen (1818–1901)
  • 15. September 1905 – Bernhard Erbprinz von Sachsen-Meiningen (1851–1928)
  • 28. September 1907 – Ernst I. Herzog von Sachsen-Altenburg (1826–1908)
  • 04. September 1909 – Heinrich Prinz von Preußen (1862–1929)
  • 17. Dezember 1910 – Max Freiherr von Hausen (1846–1922), Ministerpräsident, Armeeführer
  • 23. Januar 1918 – Karl Ludwig d’Elsa (1849–1922), Armeeführer
  • 23. Januar 1918 – Hans von Kirchbach (1849–1928), Armeeführer

Württembergische Armee

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Deutsches Reich

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Dienstgrad
niedriger:
General der ...

Deutsches Reich
Generaloberst
höher:
Generalfeldmarschall
Generaloberst Heer
Rangabzeichen Heer

Vollständige Liste ohne die Generalobersten, die zum Generalfeldmarschall befördert wurden:

  1. 01. April 1936 – Werner von Fritsch (1880–1939)
  2. 01. November 1938 – Ludwig Beck (1880–1944)
  3. 01. Januar 1939 – Wilhelm Adam (1877–1949)
  4. 01. Oktober 1939 – Johannes Blaskowitz (1883–1948)
  5. 19. Juli 1940 – Friedrich Dollmann (1882–1944)
  6. 19. Juli 1940 – Heinz Guderian (1888–1954)
  7. 19. Juli 1940 – Franz Halder (1884–1972)
  8. 19. Juli 1940 – Hermann Hoth (1885–1971)
  9. 19. Juli 1940 – Adolf Strauß (1879–1973)
  10. 19. Juli 1940 – Nikolaus von Falkenhorst (1885–1968)
  11. 19. Juli 1940 – Friedrich Fromm (1888–1945)
  12. 19. Juli 1940 – Curt Haase (1881–1943)
  13. 19. Juli 1940 – Erich Hoepner (1886–1944)
  14. 19. Juli 1940 – Eugen Ritter von Schobert (1883–1941)
  15. 01. Januar 1942 – Georg-Hans Reinhardt (1887–1963)
  16. 01. Januar 1942 – Rudolf Schmidt (1886–1957)
  17. 01. April 1942 – Richard Ruoff (1883–1967)
  18. 01. Juni 1942 – Eduard Dietl (1890–1944)
  19. 03. Juli 1942 – Georg Lindemann (1884–1963)
  20. 03. Dezember 1942 – Hans-Jürgen von Arnim (1889–1962)
  21. 01. Januar 1943 – Gotthard Heinrici (1886–1971)
  22. 01. Januar 1943 – Hans von Salmuth (1888–1962)
  23. 30. Januar 1943 – Walter Heitz (1878–1944)
  24. 06. Juli 1943 – Eberhard von Mackensen (1889–1969)
  25. 01. September 1943 – Heinrich Gottfried von Vietinghoff-Scheel (1887–1952)
  26. 01. September 1943 – Karl-Adolf Hollidt (1891–1985)
  27. 01. Februar 1944 – Alfred Jodl (1890–1946)
  28. 01. Februar 1944 – Erwin Jaenecke (1890–1960)
  29. 01. Februar 1944 – Walter Weiß (1890–1967)
  30. 01. Februar 1944 – Kurt Zeitzler (1895–1963)
  31. 01. April 1944 – Josef Harpe (1887–1968)
  32. 01. April 1944 – Hans-Valentin Hube (1890–1944)
  33. 01. April 1944 – Lothar Rendulic (1887–1971)
  34. 01. Juli 1944 – Johannes Frießner (1892–1971)
  35. 15. August 1944 – Erhard Raus (1889–1956)
  36. 01. Mai 1945 – Carl Hilpert (1888–1947)
Generaloberst Luftwaffe
Fliegerbluse
Rangabzeichen Luftwaffe
  1. 19. Juli 1940 – Alfred Keller (1882–1974)
  2. 19. Juli 1940 – Hans-Jürgen Stumpff (1889–1968)
  3. 19. Juli 1940 – Ernst Udet (1896–1941)
  4. 19. Juli 1940 – Ulrich Grauert (1889–1941)
  5. 19. Juli 1940 – Hubert Weise (1884–1950)
  6. 03. Mai 1941 – Alexander Löhr (1885–1947)
  7. 01. März 1942 – Hans Jeschonnek (1899–1943)
  8. 01. November 1942 – Günther Rüdel (1883–1950)
  9. 01. März 1943 – Bruno Loerzer (1891–1960)
  10. 01. März 1944 – Otto Deßloch (1889–1977)
  11. 13. Juli 1944 – Kurt Student (1890–1978)
  12. 22. Juli 1944 (posthum) – Günther Korten (1898–1944)
Kragenspiegel eines SS-Oberst-Gruppenführers

SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS:

Deutsche Polizei

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SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Polizei:

Österreich-Ungarn

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Am 13. September 1915 wurde auch in der k.u.k Armee der Dienstgrad des Generaloberst eingeführt, der damit der zweithöchste Rang in der k.u.k. Generalität war.

Kragenspiegel eines Generalobersten der k.u.k. Armee
  1. Erzherzog Joseph Ferdinand von Österreich-Toskana (1872–1942)
  2. Friedrich Graf von Beck-Rzikowsky (1830–1920)
  3. Eduard Graf Paar (1837–1919)
  4. Arthur Freiherr von Bolfras (1838–1922)
  5. Friedrich Freiherr von Georgi (1852–1926)
  6. Karl Freiherr von Pflanzer-Baltin (1855–1925)
  7. Viktor Graf Dankl von Krasnik (1854–1941)
  8. Karl Tersztyánszky von Nádas (1854–1921)
  9. Adolf Freiherr von Rhemen zu Barensfeld (1855–1932)
  10. Paul Freiherr Puhallo von Brlog (1856–1926)
  11. Erzherzog Leopold Salvator von Österreich-Toskana (1863–1931)
  12. Karl Graf von Kirchbach auf Lauterbach (1856–1939)
  13. Karl Georg Graf Huyn (1857–1938)
  14. Hermann Kusmanek von Burgneustädten (1860–1934)
  15. Karl Křitek (1861–1928)
  16. Wenzel Freiherr von Wurm (1859–1921)
  17. Samuel Freiherr von Hazai (1851–1942)
  18. Leopold Freiherr von Hauer (1854–1933)
  19. Viktor Graf von Scheuchenstuel (1857–1938)
  20. Stephan Freiherr Sarkotić von Lovčen (1858–1939)
  21. Josef Freiherr Roth von Limanowa-Łapanów (1859–1927)
  22. Arthur Freiherr Arz von Straußenburg (1857–1935)
  23. Hugo Martiny von Malastów (1860–1940)
  24. Rudolf Freiherr Stöger-Steiner von Steinstätten (1861–1921)
  25. Alois Fürst Schönburg-Hartenstein (1858–1944)

Wie im Bundesheer der Ersten Republik (Österreich) gibt es auch in der Zweiten Republik (Österreich) den Dienstgrad Generaloberst nicht.

Generaloberst
NVA-Landstreitkräfte
Schulterstück

Nationale Volksarmee

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In den Landstreitkräfte und Luftstreitkräfte der Nationalen Volksarmee, beziehungsweise den Grenztruppen der DDR, war der Generaloberst nach sowjetischem Vorbild der dritte Generalsrang der Dienstgradgruppe der Generale.

Gemäß NATO-Rangcode wäre dort der Rang mit OF-8 (Generalleutnant) vergleichbar gewesen.

Das Äquivalent zum Generaloberst war der Admiral der Volksmarine.

Folgende Generäle der NVA erreichten den Rang eines Generalobersten als ihren höchsten Dienstgrad:

Schulterstück der Felduniform eines sowjetischen Generalobersten des Heeres (Infanterie, motorisierte Schützen) 1943–1955

In der Roten Armee der Sowjetunion wurden am 7. Mai 1940 die Generalsränge wieder eingeführt. Generaloberst war der dritthöchste Dienstgrad in der Gruppe der Generale. Die Reihenfolge sowjetischer Generalsränge war dabei seit 1940 bzw. 1943:

  • Generalmajor, davor Brigadekommandeur
  • Generalleutnant, Divisionskommandeur (Kom Div)
  • Generaloberst, davor Korpskommandeur
  • Armeegeneral, davor Armeekommandeur 2. Ranges
  • Hauptmarschall (ab 1943), davor Armeekommandeur 1. Ranges

Russische Föderation

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Die Streitkräfte der Russischen Föderation haben den Generalsrang des Dreisternegenerals im Jahre 1991 aus den Streitkräften der Sowjetunion mit der Bezeichnung Generaloberst (russisch генера́л-полко́вник / general-polkownik) übernommen.

Der russische Generaloberst entspricht dem NATO-Rangcode OF-8.

In Frankreich gibt und gab es den Rang Generaloberst nicht. Der Colonel général war kein Dienstgrad, sondern eine Dienststellung.

  • Ulrich Herr, Jens Nguyen: Die deutschen Generale sowie Kriegsministerien und Generalstäbe von 1871 bis 1914. Ansgar Reiß (Hrsg.): Kataloge des Bayerischen Armeemuseums Ingolstadt, Band 10, Verlag Militaria, Wien 2012, ISBN 978-3-902526-60-1.
  • Klaus Froh, Rüdiger Wenzke: Die Generale und Admirale der NVA. Ein biographisches Handbuch. 4. Auflage.Ch. Links, Berlin 2000, ISBN 3-86153-209-3.
  • Wolf Keiling (Hrsg.): Rangliste des Deutschen Heeres 1944/45. Podzun-Pallas, Friedberg ohne Jahr, ISBN 3-7909-0113-X.
  • Hubert Zeinar: Geschichte des österreichischen Generalstabes. Böhlau, Wien 2006, ISBN 978-3-205-77415-0.
Wiktionary: Generaloberst – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 6, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1938], DNB 367632810, S. 417, Nr. 2039.