Georg Ludwig Friedrich Laves

Georg Ludwig Friedrich Laves um 1830

Georg Ludwig Friedrich Laves (* 17. Dezember 1788 in Uslar; † 30. April 1864 in Hannover) war ein deutscher Architekt des Klassizismus im Königreich Hannover. Zu seinen Hauptwerken gehören das Residenzschloss (1817–1842), das Schloss Herrenhausen (1819–1828), die Waterloosäule (1825–1832), das Mausoleum (1842–1846) und das Hoftheater (1848–1852) in Hannover.[1]

Steinbüste im Laveshaus

Laves war der jüngste Sohn des evangelischen Pfarrers Ernst Friedrich Laves und dessen Ehefrau Ernestine Amalie in Uslar am Solling. Sein Onkel war der Landbaumeister Johann Friedrich Laves. Nach dem Tod des Vaters studierte er 1804–07 an der Kunstakademie Kassel, die sein Onkel Heinrich Christoph Jussow leitete. Er wohnte bei seinem Onkel und studierte 1807–09 an der Universität Göttingen. 1809–14 war er Baueleve bei der Königlichen Bauverwaltung in Kassel. 1814/15 führte er Studienreise nach Frankreich und Italien durch und auch 1816–1851 häufige Reisen nach England.

Seit 1817 als „Stadtplaner“ in Hannover beschäftigt, erbaute sich Laves zwischen 1819 und 1822 sein erstes eigenes Wohnhaus; das Grundstück dazu, direkt an der (heute nach Benno Ohnesorg benannten) Ihme-Brücke in Linden gelegen und im seinerzeit „schönsten Dorf“ im Königreich Hannover, hatte er am 3. Oktober 1819 dem Fabrikanten Georg Egestorff für vergleichsweise günstige 600 Thaler abgekauft. Laves bewohnte das Gebäude jedoch nur bis zur Jahreswende 1823/24, verkaufte es an Egestorff, der es dann an den Minister von Ompteda vermietete.[2][3]

1822 heiratete Laves die aus wohlhabender Familie stammende Wilhelmine Kestner (1803–1855), Tochter des Archivars und Bankiers Georg Kestner und Enkelin von Johann Christian Kestner und Charlotte Buff. Im gleichen Jahr ließ er sein Wohnhaus am Friedrichswall 5, das Laveshaus, errichten. Es entstand auf einem Grundstück seines Schwiegervaters, das die Tochter als Mitgift in die Ehe bekam. Er bewohnte mit seiner Familie das 3. Obergeschoss bis zu seinem Lebensende und vermietete die unteren beiden Geschosse. Aus der Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor. George wurde Historienmaler und blieb in Hannover, zumal ihm sein Vater 1852 erst ein Atelier und – für den frisch Vermählten – kurz darauf ein Familienwohnhaus baute (Friedrichswall 5a).[4] Carl fiel 1866 in der Schlacht bei Langensalza. Ernst verstarb als zwanzigjähriger Jurastudent, Ernestine bereits im Alter von knapp vierzehn Jahren.

Georg Ludwig Friedrich Laves als Porträtmedaillon am Neuen Rathaus Hannover

Seit 1814 war Laves als Hofarchitekt in Hannover tätig. Nach seiner Ernennung 1816 zum Hofbaumeister, 1821 zum Hofbaurat, 1838 zum Oberhofbaurat, 1852 zum Oberhofbaudirektor war er bald der führende Architekt im Königreich Hannover. Die Tätigkeit dauerte fast 50 Jahre an. Neben Karl Friedrich Schinkel (Berlin) und Leo von Klenze (München) war er einer der führenden Vertreter des Klassizismus. Er regte 1822 die Gründung der Königlichen Baukommission an. An der Stadtplanung für Hannover war er seit 1816 maßgeblich beteiligt.

Als Bauingenieur entwarf er die Verwendung von Gusseisen-Konstruktionen. Er entwickelte einen Linsenträger, den „Laves-Balken“, zur Konstruktion weitgespannter, freiaufliegender Tragwerke. Diese Erfindung ließ er sich 1835 patentieren.[5] Sie war aus der Not geboren, da ihm der Rat der Stadt die Zuschüttung eines Stadtgrabens nicht genehmigte, die er dann mit seiner Konstruktion stützenlos überbrückte. Die größte Brückenkonstruktion mit dem Laves-Balken war die 1847 fertiggestellte Weserbrücke in Rinteln. Sie überbrückte den Fluss in sechs Jochen mit jeweils 19 m Spannweite und blieb bis 1877 bestehen. Laves nahm zweimal erfolglos an Architekturwettbewerben teil. Er machte Entwürfe für den Ausstellungspalast der Weltausstellung (Great Exhibition) in London 1851 sowie für das Außen- und Kriegsministerium in London 1856. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verlor Laves an Einfluss bei der Gestaltung von Hannover. Als Nachfolger bestimmte König Georg V. Conrad Wilhelm Hase und Christian Heinrich Tramm.

Laves war Mitglied einer hannoverschen Freimaurer-Loge.[6]

Verdienste in Hannover

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Hoftheater Hannover, Grundriss

Als führender Architekt des Königreichs Hannover beeinflusste Laves maßgeblich die Stadtentwicklung Hannovers. Er kam seinem Auftrag nach, als Stadtplaner Hannover den Prunk einer Residenzstadt zu verleihen. Seine Bauten und Planungen bereiteten den Schritt von der mittelalterlichen Residenzstadt zur modernen Großstadt vor. Durch seine Stadterweiterungspläne verdoppelte sich die bebaute Fläche während seiner Amtszeit.

Laves schuf, einbezogen in das Straßensystem der von ihm konzipierten Ernst-August-Stadt und mit Genehmigung seines Königs, im (heutigen) Stadtzentrum die großen Stadträume Ernst-August-Platz, Opern- und Georgsplatz als „klassizistische Platzfolge von europäischen Rang“.[7]

Laves’ größte stadtbauliche Leistungen in Hannover waren:

  • Achsen-Planung nach barockem Vorbild (auf das Leineschloss bezogen und weiterführend im Waterlooplatz, „Lavesachse“)
  • seit 1830 nordöstliche Stadterweiterung Hannovers
  • um 1845 Ernst-August-Platz (Name seit 1861) als „‚Empfangssaal im Freien‘ in Form eines regelmäßigen breiten Fünfecks mit 5 ausstrahlenden Straßen nach Entwürfen von G. L. F. Laves und A. Andreae konzipiert“[8]
  • seit 1843 Ernst-August-Stadt (Königstraße, Georgsplatz)
  • ab 1828 und um 1850 Konzeption von Goethe- und Humboldtstraße (die aufgrund schwieriger Grundstücksgemenge und nach Zuschüttung der letzten Stadtgräben jedoch erst ab 1870 verwirklicht werden konnte)[9]
  • ab 1851 als Vorsitzender der Baukommission und der „Wegekommission“ für (die heutigen Stadtteile) Linden-Süd und insbesondere Linden-Nord die „Koordinierung privater Straßenobjekte und deren Verknüpfung mit öffentlichen Verkehrswegen“, die vor allem in dem beinahe geometrischen Straßenmuster in Linden-Nord zum Ausdruck kommt (eine absolutistische Ausrichtung der Straßenzüge auf das Welfenschloss und das Georgspalais kam jedoch nicht mehr zustande).[10]
Grabmal mit Bildnismedaillon
Rückseite des Grabmals

Laves’ Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover (das Bildnismedaillon fertigte der Sohn George Laves). Nach ihm sind zwei Straßen in Hannover benannt: Die Lavesallee, die unweit seines früheren Wohnsitzes an der von ihm konzipierten Waterloosäule (zu ihren Füßen hatte Laves den Exerzierplatz Waterlooplatz anlegen lassen) vorbeiführt, und die Lavesstraße. Die Lavesstraße verbindet (über die Joachimstraße) den Hauptbahnhof Hannover in östlicher Richtung mit dem City-Ring (Berliner Allee). An der Lavesstraße wurde in Höhe Warmbüchenstraße im September 2007 ein kleiner Stadtplatz gestaltet, der als „Lavesplatz“ benannt wurde.

In seiner Geburtsstadt Uslar ist eine Straße nach ihm benannt. In Heinde wurde aufgrund des nahen Gutes Walshausen, das architektonisch die Handschrift Laves trägt, eine Straße im Neubaugebiet „Lavesring“ benannt. Im Opernhaus Hannover ist das Lavesfoyer nach ihm benannt, durch das man auf den Lavesbalkon gelangt.

Architektur (Hauptwerke)

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Waterlooplatz mit Militärbauten (grün) um 1896
Wangenheimpalais, Hannover
Leineschloss, Hannover
Opernhaus (Hannover)

Skulpturale Werke (Auswahl)

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  • 1828 Grabdenkmal von Charlotte Kestner, deren Tochter Wilhelmine Laves heiratete, auf dem Gartenfriedhof in Hannover;[16] der zweite Entwurf von 1830 mit einem Inschriftenstein über quadratischem Grundriss wurde realisiert.
Commons: Georg Ludwig Friedrich Laves – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Thieme-Becker 1928, Bd. 22, S. 476.
  2. Marianne Zehnpfennig: G. L. F. Laves, Hannover, Wohnhaus Laves I, früher Deisterstraße 2, 1819-1821. In: Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover … (siehe Literatur), S. 469 ff.
  3. Anmerkung: Im Titel hierzu hieß es, „1819-21“, während im Text ausdrücklich heißt: „… das zwischen 1819 und 1822 errichtete Gebäude …“.
  4. Helmut Knocke, Hugo Thielen: 104 Friedrichswall 5 In: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon, Handbuch und Stadtführer. Neuausgabe, 4. aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen-Verlag, Springe 2007, S. 113 f.
  5. Günther Kokkelink: Laves, Georg Ludwig Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie.
  6. Simon Benne: Die Arbeit am rauen Stein. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 10. Mai 2010, S. 13.
  7. Eva Benz-Rababah: Georgsplatz. In: Stadtlexikon Hannover. S. 214 f.
  8. Eva Benz-Rababah: Ernst-August-Platz. In: Stadtlexikon Hannover. S. 164 f.
  9. Helmut Knocke: Goethebrücke. In: Stadtlexikon Hannover. S. 224.
  10. Jost Masson: Arbeiterhäuser in Linden. In: Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover (siehe Literatur), hier: S. 115 ff.
  11. Waldemar R. Röhrbein, Ludwig Hoerner: Bella Vista. In: Stadtlexikon Hannover. S. 56.
  12. Arnold Nöldeke: Loccumer Hof. In: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Band 1, Heft 2, Teil 1: Hannover. Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, 1932 (Neudruck Verlag Wenner, Osnabrück 1979, ISBN 3-87898-151-1), S. 221–224.
  13. Günther Kokkelink: Die Neugotik Conrad Wilhelm Hases. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge, Band 22 von 1968, S. 58 ff.
  14. Gerd Weiß: Berggarten. In: Hans-Herbert Möller (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover. Teil 1, Band 10.1, ISBN 3-528-06203-7, S. 207.
    Anlage Herrenhausen. In: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege). Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, S. 15 f.
  15. Dieter Lange: Das Mausoleum im Berggarten. In: Günther Kokkelink, Harold Hammer-Schenk (Hrsg.): Laves und Hannover … (siehe Literatur), S. 186–188.
  16. Inge Pusch u. a. (Text): Der Gartenfriedhof. Kostenlose Broschüre der Landeshauptstadt Hannover, Grünflächenamt Hannover in Zusammenarbeit mit dem Presseamt Hannover, Dezember 1997 (hannover.de PDF, S. 20).
  17. Bettina Maria Brosowsky: Erinnerung an den einflussreichen Hofbauverwalter. In: Die Tageszeitung. 22. Februar 2014.