Geschäftsmodelle für Open-Source-Software

Geschäftsmodelle für Open-Source-Software entstehen dadurch, dass Open-Source-Software sowohl als eigenständige Anwendung als auch als Komponente in Nicht-Open-Source-Anwendungen weit verbreitet ist. Kunden können bereit sein, offene Technologien zu kommerziellen Bedingungen zu nutzen (und damit für Open-Source-Software zu bezahlen), wenn ein zusätzlicher Wert geschaffen wird. Dies kann der Fall sein durch angebotenen Rechtsschutz (z. B. Haftungsfreistellung von Urheberrechts- oder Patentverletzungen), professionelle Qualitätssicherung oder professionellen Support/Training/Beratung, die sonst typisch für kommerzielle Software sind. In diesem Fall können Kunden weiterhin von den Vorteilen von Open-Source-Software wie einer feinkörnigen Steuerung und einem fehlenden Lock-in-Effekt profitieren. Open-Source-Software wird weiterhin als Komponente innerhalb von proprietären, kommerziellen Produkten und Dienstleistungen von vielen unabhängigen Softwareanbietern (ISVs), Value-Added-Resellern (VARs) und Hardwareanbietern (OEMs oder ODMs) in Frameworks, Modulen und Bibliotheken verwendet.[1]

Verbreitete Open-Source-kompatible Geschäftsmodelle sind Dual-Lizenzierung, Software-as-a-Service, der Verkauf von Support zu einem kostenlosen Produkt, Freemium, spendenbasierte Finanzierung und Crowdfunding. Das grundlegende Ziel dieser Geschäftsmodelle ist, die Größe und internationale Reichweite der Open-Source-Community (typischerweise mehr als eine Größenordnung größer als ein entsprechendes Closed-Source-Modell) für ein nachhaltiges kommerzielles Unternehmen zu nutzen. Die überwiegende Mehrheit der kommerziellen Open-Source-Unternehmen hat ein Konversionsverhältnis (gemessen am Prozentsatz der Downloader, die etwas kaufen) von deutlich unter 1 %, sodass kostengünstige und skalierbare Marketing- und Vertriebsfunktionen der Schlüssel zur Rentabilität dieser Unternehmen sind.

Vertrieb von kommerziellen Diensten

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Die Kostendeckung für das Erstellen von Open-Source-Software kann aus dem Verkauf von Dienstleistungen wie Schulungen, technischem Support oder Beratung und nicht aus der Software selbst stammen.[2][3] Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Open-Source-Software nur als Quellcode anzubieten, während ausführbare Binärdateien nur zahlenden Kunden zur Verfügung gestellt werden und damit also den kommerziellen Service der Kompilierung und Paketierung der Software anzubieten. Auch die Bereitstellung von Waren wie physische Installationsmedien (z. B. DVDs) kann eine kommerzielle Dienstleistung sein.

Open-Source-Unternehmen, die dieses Geschäftsmodell erfolgreich einsetzen, sind beispielsweise Red Hat und IBM.[4]

Verkauf von Markenartikeln

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Einige Open-Source-Organisationen wie die Mozilla Foundation[5] und die Wikimedia Foundation[6] verkaufen Markenartikel wie T-Shirts und Kaffeetassen. Dies kann auch als zusätzlicher Service für die Nutzergemeinschaft angesehen werden.

Verkauf von Zertifikaten und Markenbenutzung

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Ein weiterer Finanzierungsansatz stammt von Moodle, einer Community- und Lernplattform.[7][8] Das Geschäftsmodell basiert auf einem Netzwerk von Vertriebspartnern[9], die zertifiziert sind und daher berechtigt sind, den Namen und das Logo von Moodle zu verwenden[10] und ihrerseits einen Teil der Einnahmen an den Moodle Trust abzuführen, der die Kernentwicklung finanziert[11].

Partnerschaften mit Förderorganisationen

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In einigen Fällen entsteht Open-Source-Software durch Partnerschaften mit insbesondere öffentlichen Organisationen. Wenn Regierungen, Universitäten, Unternehmen oder Nichtregierungsorganisationen Software intern entwickeln oder einen Auftragnehmer mit kundenspezifische interne Änderungen beauftragen wird dieser Code häufig unter einer Open-Source-Lizenz freigeben. Einige Unternehmen unterstützen die Entwicklung von Open-Source-Software durch Fördermittel oder Stipendien, wie die 2005 gegründete Google Summer of Code[12].

Verkauf von optionalen proprietären Erweiterungen

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Einige Unternehmen verkaufen proprietäre, aber optionale Erweiterungen ("Module", "Plugins" oder "Add-ons") zu einem Open-Source-Softwareprodukt. Dieser Ansatz ist eine Variante des Freemium-Geschäftsmodells. Die proprietäre Software kann darauf abzielen, dass Kunden mehr Wert aus ihren Daten, ihrer Infrastruktur oder ihrer Plattform schöpfen können, sie also z. B. effektiver betreiben, besser verwalten oder besser sichern können. Beispiele sind die IBM-eigene Linux-Software, bei der IBM zum Linux-Open-Source-Ökosystem beiträgt, wohingegen IBM Datenbanksoftware, Middleware und andere Software, die auf dem Open-Source-Kern läuft, entwickelt und vertreibt (an zahlende Kunden). Weitere Beispiele für proprietäre Produkte, die auf Open-Source-Software basieren, sind Red Hat Enterprise Linux und Clouderas Apache Hadoop-basierte Software. Einige Unternehmen scheinen einen Teil ihrer finanziellen Gewinne aus dem Verkauf proprietärer Software wieder in die Open-Source-Infrastruktur zu investieren.[13][14]

Der Ansatz kann problematisch mit vielen Open-Source-Lizenzen sein ("nicht lizenzkonform"), wenn nicht ausreichend sorgfältig vorgegangen wird. So kann beispielsweise das Mischen von proprietärem Code und Open-Source-Lizenzencode in statisch verknüpften Bibliotheken[15] oder das Zusammenführen des gesamten Quellcodes in einem Softwareprodukt gegen Open-Source-Lizenzen verstoßen, während sie bei einer Trennung durch Schnittstellen oder Dynamic-Link-Bibliotheken oft lizenzkonform bleiben.

Einzelnachweise

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  1. Karl Michael Popp, Ralf Meyer: Profit from Software Ecosystems: Business Models, Ecosystems and Partnerships in the Software Industry. Books on Demand, Norderstedt, Germany 2010, ISBN 978-3-8391-6983-4 (amerikanisches Englisch, google.com).
  2. Jack M. Germain: FOSS in the Enterprise: To Pay or Not to Pay? In: LinuxInsider. ECT News Network, Inc., 5. November 2013, abgerufen am 18. Juni 2016 (amerikanisches Englisch).
  3. Paul Rubens: 6 Reasons to Pay for Open Source Software. In: CIO. CXO Media Inc., 13. Februar 2013, abgerufen am 18. Juni 2016 (amerikanisches Englisch): „Open source software is free to download, modify and use, but that doesn't mean it's not worth paying for sometimes. If you're using open source software in a commercial, enterprise capacity, here are six reasons why you should pay for free software.“
  4. Robert McMillan: Red Hat Becomes Open Source’s First $1 Billion Baby, Wired, 28. März 2012. Abgerufen am 18. Juni 2016 (amerikanisches Englisch). „Other companies have made big money selling Linux – Intel, IBM, Dell, and others have used it as a way to sell hardware and support services – but Red Hat has managed the tricky business of building a software platform that big businesses will pay for.“ 
  5. Gervase Markham: Mozilla Foundation Open Letter Orders Unofficial Mozilla Merchandise Sellers to Stop, Legal Action Hinted. In: MozillaZine. 16. März 2004, abgerufen am 18. Juni 2016 (britisches Englisch).
  6. Wikipedia Store. Wikimedia Foundation, 2016, abgerufen am 18. Juni 2016 (englisch).
  7. Samantha Gartner: Moodle will always be an open source project. In: opensource.com. 6. Oktober 2014, abgerufen am 18. Juni 2016 (amerikanisches Englisch).
  8. Martin Dougiamas: Moodle: a case study in sustainability. In: OSS Watch. University of Oxford, 22. Januar 2014, abgerufen am 18. Juni 2016 (britisches Englisch).
  9. How do the Moodle Partners work? In: Moodle. 2012, archiviert vom Original am 22. Juli 2014; abgerufen am 18. Juni 2016 (australisches Englisch).
  10. The Moodle Trademark. In: Moodle. 2016, abgerufen am 18. Juni 2016 (australisches Englisch).
  11. Steve Kolowich: Blackboard's Open-Source Pivot. In: Inside Higher Ed. 27. März 2012, abgerufen am 18. Juni 2016 (amerikanisches Englisch).
  12. Bruce Byfield: Google's Summer of Code concludes. linux.com, 21. September 2005, abgerufen am 18. Juni 2016 (amerikanisches Englisch): „DiBona said that the SOC was designed to benefit everyone involved in it. Students had the chance to work on real projects, rather than academic ones, and to get paid while gaining experience and making contacts. FOSS projects benefited from getting new code and having the chance to recruit new developers.“
  13. Mike Olson, Cloudera (13 November 2013). Opportunities Abound in the Big Data Space. Stanford eCorner. Stanford University.
  14. Sprewell: Towards A Real Business Model For Open-Source Software. In: Phoronix. 29. April 2010; (amerikanisches Englisch).
  15. Eskild Hustvedt: Our new way to meet the LGPL. 8. Februar 2009, archiviert vom Original am 20. Februar 2009; abgerufen am 9. März 2011 (britisches Englisch): „You can use a special keyword $ORIGIN to say 'relative to the actual location of the executable'. Suddenly we found we could use -rpath $ORIGIN/lib and it worked. The game was loading the correct libraries, and so was stable and portable, but was also now completely in the spirit of the LGPL as well as the letter!“