Das Gespensterbuch ist eine Anthologie von Gruselgeschichten von August Apel und Friedrich Laun, dem Pseudonym von Friedrich August Schulze. Die Reihe erschien in 7 Bänden von 1810 bis 1818, wobei die letzten drei Bände sowohl unter dem Titel Gespensterbuch als auch unter Wunderbuch veröffentlicht wurden.[1]
Nach Apels Tod 1816 war Friedrich de la Motte Fouqué Mitherausgeber des letzten Bandes.
Im Gespensterbuch greifen Apel und Laun auf morgenländische Themen, heimisches poetisches Volksgut und französische Feenmärchen zurück. Jede der Geschichten behandelt dabei bestimmte Motivkreise des Gespenstischen und Übernatürlichen.
Der erste Band[2] erschien 1810 und in unverändertem Nachdruck, bis auf die Jahreszahl und ein Komma hinter dem Verlagsort, 1811. Er beginnt mit Apels Erzählung Der Freischütz. Sie steht innerhalb der Geschichtensammlung für das Motiv der Dämonenbeschwörung.
Jahrzehnte später erinnert sich Friedrich Kind, ein Mitschüler (Thomasschule Leipzig) von August Apel,[3] dass Der Freischütz die letzte Geschichte in einem Stapel war, den er 1817 für Carl Maria von Weber zusammengestellt hatte und den sie auf der Suche nach Stoff für eine Oper durchmusterten. Aber das allzu tragische Ende machte die Erzählung nach ihrem Urteil ungeeignet. Erst mit einem abgeänderten, glücklichen Ende, mit einem Eremiten, einem dämonischen Kaspar und einem fröhlich jungen Ännchen ist sie schließlich in Kinds Libretto (1820) des Freischützen eingegangen.[4]
Das Motiv Zauberei bei Kugel-Giessen erscheint auch schon früher, etwa bei Otto von Graben zum Stein.[5] Die dortige Skizze einer Geistergeschichte enthält allerdings weder einen Probeschuss vor einem Fürsten, noch eine Braut und ihre Eltern, und nicht einmal das Wort Freikugel. Apel rechnet seinen Stoff zu den verbreiteten Sagen, die er erzählerisch verarbeitet, ohne Quellen zitieren zu müssen.
Die Erstausgabe erschien in 7 Bänden zwischen 1810 und 1818 bei Göschen in Leipzig. Die Bände 5 bis 7 erschienen außerdem unter dem Titel Wunderbuch ebenfalls bei Göschen in Leipzig. Ein Nachdruck der ersten Bände bei Macklot in Stuttgart erschien 1814 und 1815.
Acht Erzählungen aus den ersten beiden Bänden bildeten den Großteil einer 1812 unter dem Titel Fantasmagoriana, ou Recueil d’Histoires d’Apparitions de Spectres, Revenans, Fantomes, etc.; traduit de l’allemand, par un Amateur erschienenen französischen Anthologie deutscher Gruselgeschichten, übersetzt von Jean-Baptiste Benoît Eyriès.
Die Sammlung enthielt:
Portraits de Famille (Original: Die Bilder der Ahnen von Apel)
L’Heure Fatale (Original: Die Verwandtschaft mit der Geisterwelt von Schulze)
La Tête de Mort (Original: Der Todtenkopf von Apel)
La Morte Fiancée (Original: Die Todtenbraut von Apel)
Le Revenant (Original: Der Geist des Verstorbenen von Schulze)
La Chambre grise (Original: Die graue Stube von Heinrich Clauren)
La Chambre noire (Original: Die schwarze Kammer von Apel)
Fünf der Geschichten aus den Fantasmagoriana erschienen 1813 in einer englischen Übersetzung von Sarah Elizabeth Utterson (zusammen mit einer Erzählung der Übersetzerin) unter dem Titel Tales of the Dead:
The Family Portraits (Original: Die Bilder der Ahnen von Apel)
The Fated Hour (Original: Die Verwandtschaft mit der Geisterwelt von Schulze)
The Death’s Head (Original: Der Todtenkopf von Apel)
The Death-Bride (Original: Die Todtenbraut von Apel)
Olms, Hildesheim 2007 (Band 5–7, entspricht den Wunderbüchern)
Blitz, Windeck 2016–2017, vollständige Neuauflage (1–7) in drei Bänden (Band 1, 399 S., mit einem Vorwort von Markus K. Korb; Band 2, 366 S., mit einem Nachwort von Urania Milevski, Band 3. 406 S., mit einem Nachwort von Felix Woitkowski)
Der Dichter Theodor Storm hatte in der Zeit von 1848 eine Sammlung von Spukgeschichten angelegt und zur Herausgabe vorbereitet, die unter dem Titel Neues Gespensterbuch erscheinen sollte. Aus unbekannten Gründen hatte er dann das Projekt nicht weiter verfolgt. Das Manuskript tauchte im Jahr 1988 wieder auf und wurde von dem Storm-Experten Karl Ernst Laage erstmals im Jahre 1991 veröffentlicht.[7]
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Felix Woitkowski: Ein Gespensterbuch von erhabener Unschlüssigkeit. Nachwort. In: August Apel, Friedrich Laun, Felix Woitkowski (Hrsg.): Das Gespensterbuch. Von Ruine bis Ehrenfried. 1. Auflage. Band3. Blitz Verlag, Windeck 2017, S.399–405.
↑Friedrich Kind: Schöpfungsgeschichte des Freischützen. In: Der Freischütz, Volks-Oper in drei Aufzügen, Göschen, Leipzig, 1843, S. 117–123. Abgerufen im 1. Januar 1