Im Verlauf des Krieges in Israel und Gaza seit 2023 wurde der Chef des Politbüros der Hamas Ismail Haniyya in der Nacht vom 30./31. Juli 2024 während eines Besuchs in der iranischen Hauptstadt Teheran anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian durch eine gezielt herbeigeführte Explosion in einem Gästehaus der iranischen Regierung gezielt getötet.[1][2][3]
Der Iran und die Hamas machten Israel verantwortlich; ein halbes Jahr später bekannte sich Israel erstmals offiziell zu der Tötung.[4]
Als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 wurde in Israel der Kriegszustand ausgerufen und die Truppenstärke der israelischen Streitkräfte von 160.000 auf 460.000 Mann erhöht.[5][6] Nachdem in der ersten Phase der Militäroperation „Eiserne Schwerter“, die aus dem Gazastreifen nach Israel eingedrungenen Terroristen vom Staatsgebiet des Landes vertrieben worden waren, überschritten die Bodentruppen der IDF in der Nacht vom 27./28. Oktober 2023 die „Grüne Linie“ zum Gazastreifen und eröffneten mit der Bodenoffensive im Gazastreifen die zweite Phase der Militäroperation.[7] Neben der konventionellen Kriegsführung am Boden, in der Luft und in den Küstengewässern Gazas werden von israelischer Seite auch Methoden der hybriden Kriegsführung im Kampf gegen die Hamas angewendet. Eine davon ist die gezielte Tötung von Führungspersönlichkeiten der Hamas und von mit dieser verbündeten Terrororganisationen und militant-islamistischen Gruppierungen, insbesondere von jenen, die maßgeblich an der Planung und Durchführung des Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 beteiligt waren,[8][9]
Die Strategie der gezielten Tötung wendet Israel bereits seit dem Ausbruch der Zweiten Intifada im Jahr 2000 an, um Führungspersönlichkeit der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen zu eliminieren. Während des laufenden Gazakriegs griffen die israelischen Sicherheitskräfte wieder auf diese Strategie zurück. Bereits wenige Wochen nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wurden nach Angaben des israelischen Militärs einige Führer der Hamas gezielt eliminiert. Im Jahr 2024 ging dem Attentat auf Ismail Haniyya am 13. Juli zeitnah die Tötung der militärischen Führer der Hamas Mohammed Deif und Rafa Salama voraus. Deif war Oberbefehlshaber der Qassam-Brigaden, des militärischen Arms der Hamas, und Salama Kommandeur der in Chan Yunis stationierten Einheit der Paramilitärs. Beide wurden Opfer eines gezielten israelischen Luftangriffs auf al-Mawasi – einem von der IDF als „humanitäre Schutzzone“ ausgewiesenen Gebiet. Am 30. Juli 2024 wurde Fuad Shukr, ein ranghoher Kommandeur der Hisbollah, nur Stunden vor dem Attentat auf Haniyya bei einem gezielten Luftangriff der IDF auf die libanesische Hauptstadt Beirut getötet.[10]
Bevor Ismail Haniyya einem Attentat zum Opfer fiel, hatte er an der Vereidigungszeremonie des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen und sich mit Ayatollah Ali Chamenei, dem politischen und religiösen Oberhaupt des mehrheitlich schiitischen Iran, getroffen.[11][12] Die US-amerikanischen Nachrichtenmagazine The New York Times und The Daily Telegraph berichteten, iranische Agenten des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad hätten bereits Monate zuvor Sprengsätze in drei Zimmer des Gebäudes platziert, in denen Haniyya bei seinem Aufenthalt in der iranischen Hauptstadt wohnen würde. Der Direktor des Mossad, David Barnea, verkündete schon im Januar 2024 als Direktive für den Mossad, dass dieser verpflichtet sei, die Anführer der Hamas zu eliminieren.[1][13][14]
Als politisches Oberhaupt der Hamas tätigte Haniyya seine Amtsgeschäfte von Katar aus. Im Gazakrieg galt sein Einfluss im Vergleich zu Yahya Sinwar, dem Chef der Hamas im Gazastreifen, und Mohammed Deif, dem Chef der Qassam-Brigaden, als begrenzt.[15][11][12] Haniyya führte jedoch auf Hamas-Seite die Oberaufsicht über die unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars geführten Waffenstillstands- und Geiselverhandlungen.[16][17]
Vor allem arabische Staaten, aber auch die Volksrepublik China, die Türkei und Russland, verurteilten die gezielte Tötung Ismail Haniyyas als „politisch motivierten Mord“. Die Hamas bezeichnete die Tötung ihres politischen Anführers als „schwerwiegende Eskalation“ im Kriegsgeschehen. Der Außenminister der USA, Antony Blinken, erklärte, dass die USA weder in die Ermordung von Ismail Haniyya verwickelt waren noch vorab davon Kenntnis gehabt hätten.[18][19][20] Die von der Islamischen Republik Iran unterstützte militant-islamistische Terrororganisation Hamas und das im Iran herrschende Mullah-Regime beschuldigen Israel, Haniyya getötet zu haben, und drohten mit Vergeltung.[21]
Knapp eine Woche nach dem Attentat auf Hanija wurde Yahya Sinwar – bisher Chef der Hamas im Gazastreifen – zu ihrem Anführer und zum Leiter des Politbüros der in Palästina operierenden und den Gazastreifen bis zum Einmarsch der israelischen Armee allein beherrschenden Terrororganisation ernannt. Sinwar gilt als mitverantwortlich für Planung, Organisation und Durchführung des Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023.[22]
Die Machthaber in Iran und die von ihnen unterstützte libanesische Hisbollah drohten Israel mit massiver Vergeltung für die Israel zugeschriebene Tötung des Spitzenfunktionärs der Hamas, Ismail Haniyya,], und den Tod des ranghohen Hizbollah-Kommandeurs Fuad Shukr.[10]