Im Herbst 2010 war er Gastprofessor an der ETH Zürich und hielt mehrere Vorträge zum Thema Ideologie italiane 1950–2000.[3] Er verstarb am 19. September 2023 im Alter von 87 Jahren in Rivoli.[4]
Vattimo sympathisierte 2014 mit der palästinensischen Hamas und wollte Geld sammeln, damit sie mehr Raketen kaufen könnte.[6] Dies stieß auf großen Protest, gerade gegen den Träger des Hannah-Arendt-Preises.[7]
In seinen zahlreichen Werken (ein Werkverzeichnis aus dem Jahr 2000 nennt über 100 Bücher, die er allein oder mit anderen verfasst hat) beschäftigte er sich mit hermeneutischerOntologie und Nihilismus und sprach in diesem Zusammenhang vom pensiero debole (Das schwache Denken). Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Beschäftigung mit der Philosophie Friedrich Nietzsches und Martin Heideggers. Sein Denken baute schlicht auf einer anti-metaphysischen – einer „schwachen“ – Lesart dieser beiden so umstrittenen Philosophen auf. Vattimo entwickelte im Anschluss an Heidegger einen nicht-mehr-metaphysischen, d. h. einen „schwachen“ Begriff des Seins.
Er übersetzte auch mehrere Werke Heideggers ins Italienische, vor allem aber Hans-Georg Gadamers Wahrheit und Methode.
Zuletzt hat er sich vermehrt dem Denken Karl Marx’ zugewandt: „Während sich Pier Aldo Rovatti vom Marxismus entfernt hat, habe ich mich ihm immer stärker angenähert.“[8]
Gianni Vattimo, Michael Marder (Hrsg.): Deconstructing zionism: a critique of political metaphysics (= Political theory and contemporary philosophy series). Bloomsbury, New York London New Delhi Sydney 2014, ISBN 978-1-4411-0594-3.
Deutsche Übersetzungen:
Jenseits vom Subjekt. Nietzsche, Heidegger und die Hermeneutik. Hrsg. von Peter Engelmann. Übersetzt von Sonja Puntscher Riekmann. Böhlau, Graz 1986, ISBN 3-205-01312-3.
Die transparente Gesellschaft. Hrsg. von Peter Engelmann. Übersetzt von Carolin Klein und Alma Vallazza. Passagen, Wien 1992, ISBN 3-900767-94-7.
Kurze Geschichte der Philosophie im 20. Jahrhundert. Eine Einführung. Übersetzt von Udo Richter. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2002, ISBN 3-451-05176-1.
Abschied. Theologie, Metaphysik und die Philosophie heute. Hrsg. und eingeleitet von Giovanni Leghissa. Aus dem Italienischen von René Scheu. Turia und Kant, Wien 2003, ISBN 3-85132-307-6.
Freiheit und Ontologie der Anwesenheit. Übersetzt von Diego D’Angelo. In: Bert-Christoph Streckhardt (Hrsg.): Die Neugier des Glücklichen. Verlag der Bauhaus-Universität, Weimar 2012, ISBN 978-3-86068-474-0.
Gianni Carchia, Maurizio Ferraris (Hrsg.): Interpretazione ed emancipazione: studi in onore di Gianni Vattimo. Dipartimento di ermeneutica, Torino; R. Cortina editore, Milano 1996, ISBN 88-7078-376-6 (italienisch).
Ludwig Nagl (Hrsg.): Essays zu Jacques Derrida and Gianni Vattimo, „Religion“. Peter Lang, Frankfurt a. M. 2001, ISBN 3-631-37108-X.
Martin G. Weiss: Gianni Vattimo. Einführung. Mit einem Interview mit Gianni Vattimo. 3. Auflage. Passagen Verlag, Wien 2012, ISBN 3-85165-738-1.
Weakening Philosophy. Essays in Honour of Gianni Vattimo. Edited by Santiago Zabala. McGill-Queen’s University Press, Montreal 2007 (englisch).
Thorsten Gubatz: Heidegger, Gadamer und die Turiner Schule. Die Verwindung der Metaphysik im Spannungsfeld zwischen Glaube und Philosophie. Ergon, Würzburg 2009, ISBN 978-3-89913-711-8, Teil 3: Luigi Pareyson und Gianni Vattimo, S. 229–390.
Johannes Krämmer: Gianni Vattimo: Das Ende der Metaphysik und die schwache Ontologie. Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften, Saarbrücken 2010, ISBN 978-3-8381-1667-9.
Between Nihilism and Politics. The Hermeneutics of Gianni Vattimo. Edited by Silvia Benso and Brian Schroeder. Suny, New York 2010, ISBN 978-1-4384-3285-4 (englisch).
Tommaso Franci: Vattimo o del nichilismo. Armando, Roma 2011, OCLC760116714 (italienisch).
↑Micha Brumlik: Nach den „Schwarzen Heften“: Austreibung der Metaphysik. In: Die Tageszeitung: taz. 23. Januar 2016, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 6. Oktober 2024]).
↑Una lettera di Gianni Vattimo. In: René Scheu: Il soggetto debole sul pensiero di Pier Aldo Rovatti. Mimesis Edizioni, Milano 2010, ISBN 978-88-8483-964-0, S. 293.