GWT wurde am 17. Mai 2006 von Google unter den Bedingungen von Version 2.0 der Apache-Lizenz veröffentlicht. Seine Besonderheit ist ein Java-nach-JavaScript-Compiler, so dass nahezu die gesamte Entwicklung von Client und Server mit Java realisiert werden kann. Weiterhin ist das GWT mit einem XML-Parser, Internationalisierungsunterstützung, einer Schnittstelle für Remote Procedure Calls, Integration von JUnit und einem Widget-Paket zur Gestaltung von graphischen Oberflächen (GUI) ausgestattet. Diese können ähnlich wie mit Swing erstellt werden.
Was das GWT von anderen Frameworks dieser Art unterscheidet, ist die Tatsache, dass auch clientseitiger Code in Java entwickelt werden kann. Dies kann von Vorteil sein, da bekannte Werkzeuge aus der Java-Entwicklung (z. B. Entwicklungsumgebungen) weiter verwendet werden können. Außerdem ist ein Anwendungsserver (Tomcat bzw. Jetty) enthalten, der in der Entwicklungsphase im Hosted-Modus verwendet werden kann, um die Anwendung auszuführen.
Die Kommunikation zwischen Client und Server ist über Remote Procedure Calls möglich. Das GWT bietet hierfür zwei Möglichkeiten: Einerseits kann JSON verwendet werden. Für umfangreiche Anfragen stehen außerdem die Klassen aus dem Paket com.google.gwt.user.client.rpc zur Verfügung. Die Kommunikation wird hierbei mit dem proprietären Protokoll GWT-RPC durchgeführt, welches die Serialisierung und Deserialisierung von Java-Objekten transparent macht. Auf diese Weise müssen Daten, die vom Server geliefert werden, nicht manuell in Objekte konvertiert werden. Weiterhin stellt das InterfaceAsyncCallback (aus dem oben genannten Paket) zwei Methoden bereit, mit denen auf den Erfolgs- und Fehlerfall einer Anfrage reagiert werden kann. Für den zweiten Ansatz ist die Verwendung eines Servlet-Servers notwendig.
Über das JavaScript Native Interface (JSNI [ɟisniː]) lässt sich JavaScript direkt in den Java-Code einbinden, so dass spezifische Erweiterungen möglich sind, die sich nicht durch den Umfang der Java-Bibliotheken aus dem GWT realisieren lassen.
Die finale Version 2.0 des GWT ist seit dem 8. Dezember 2009 verfügbar. Dort sind unter anderem die folgenden Neuerungen enthalten:
In-Browser Development Mode
In den Versionen vor 2.0 wurden die Anwendungen während des Entwicklungsprozesses im hosted mode browser ausgeführt. Dabei handelte es sich um einen modifizierten Browser (Internet Explorer unter Windows, Safari unter OSX). Der Nachteil dabei war, dass Debugging-Tools wie Firebug nicht verwendet werden konnten. In der Version 2.0 wurde dieser Ansatz zugunsten des Development Mode aufgegeben. Dabei handelt es sich um Browser-Plugins, die über TCP/IP mit der Entwickler-Shell kommunizieren. Eine Fehlerbehebung ist somit in jedem Browser möglich, für den ein entsprechendes Plugin existiert.
Code Splitting
Durch die Definition von split points kann der Entwickler dem Compiler mitteilen, wo der Code in kleinere Abschnitte aufgeteilt werden kann. Dies führt zu schnelleren Ladezeiten, da für den Start der Anwendung nicht mehr der komplette Code vom Webserver geladen werden muss, sondern nur die für den Start benötigten Teile. Der Rest der Anwendung wird nachgeladen, während der Benutzer bereits mit der Anwendung arbeitet.
Bundling von Ressourcen mit dem ClientBundle
Die Schnittstelle ClientBundle erlaubt nun die Verwendung von Ressourcen jeglicher Art (nicht nur Bilddateien wie in den Veröffentlichungen vor 2.0). Die im Bündel enthaltenen Ressourcen werden von GWT zusammengefasst und in einem einzigen Download vom Server an den Client übertragen.
Deklaratives Layout mit dem UiBinder
Mit diesem neuen Merkmal werden die Elemente der Benutzeroberfläche nicht mehr wie bisher im Java-Code erstellt, sondern in einer XML-Datei definiert. Damit wird eine Trennung zwischen Oberflächengestaltung und Implementation der Anwendungslogik realisiert.
Die finale Version 2.5 ist seit dem 25. Oktober 2012 verfügbar. Dort sind unter anderem folgende Neuerungen enthalten:
Super Dev Mode
Ein experimenteller Ersatz für den Development Mode.
Elemental
Eine experimentelle Bibliothek für schnelle, leichtgewichtige, browsernahe Web-Programmierung.
Compiler-Optimierungen
GWT kann optional den Closure-Compiler nutzen, um weitere Optimierungen in JavaScript zu erreichen. Der Closure-Compiler bietet eine Reihe von Optimierungen, die die Codegröße und Ausführungsgeschwindigkeit verbessern, dadurch wird allerdings der GWT-Compiler langsamer.
Adam Tacy, Robert Hanson, Jason Essington: GWT in Action. 2. Auflage. Manning, 2013, ISBN 978-1-935182-84-9.
Adam Tacy, Robert Hanson: GWT im Einsatz.AJAX-Anwendungen entwickeln mit dem Google Web Toolkit. 1. Auflage. Carl Hanser, 2007, ISBN 978-3-446-41241-5 (englisch: GWT in Action. Übersetzt von Christian Alkemper).
Michael Seemann: Das Google Web Toolkit: GWT. O’Reilly Verlag, 2007, ISBN 978-3-89721-719-5
Hans Sowa, Wolfgang Radinger, Martin Marinschek: Google Web Toolkit. dpunkt.verlag, 2008, ISBN 978-3-89864-471-6