Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 24′ N, 13° 44′ O | |
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Oder-Spree | |
Amt: | Spreenhagen | |
Höhe: | 35 m ü. NHN | |
Fläche: | 15,26 km2 | |
Einwohner: | 3428 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 225 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 15537 | |
Vorwahl: | 03362 | |
Kfz-Kennzeichen: | LOS, BSK, EH, FW | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 67 173 | |
Gemeindegliederung: | 4 Ortsteile | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Hauptstr. 13 15528 Spreenhagen | |
Website: | www.amt-spreenhagen.de | |
Bürgermeister: | Frank Nakoinz (BVB/Freie Wähler) | |
Lage der Gemeinde Gosen-Neu Zittau im Landkreis Oder-Spree | ||
Gosen-Neu Zittau (niedersorbisch Góźna-Nowa Žytawa) ist eine amtsangehörige Gemeinde im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg (Deutschland).
Gosen-Neu Zittau liegt direkt an der Spree und grenzt unmittelbar an den Oder-Spree-Kanal und den Seddinsee (Berlin). In der Nähe liegt der Stahlberg mit 86 m.ü. NHN. Der Ortsteil Gosen liegt am nördlichen Ende des Schmöckwitzer Werders zwischen dem Seddinsee und dem größtenteils trockengelegten Wernsdorfer See. Im Norden wird Gosen von Auen begrenzt, die sich bis zum Dämeritzsee erstrecken. Der Ortsteil Neu Zittau liegt zwischen der Auenlandschaft der Spree im Norden und der Friedersdorfer Forst im Süden. Ebenso verhält es sich mit den Siedlungen Burig und Steinfurt, die weiter spreeaufwärts liegen.
Nachbargemeinden
Berlin-Müggelheim | Erkner | Grünheide (Mark) |
Spreenhagen (Ortsteil Hartmannsdorf) | ||
Berlin-Schmöckwitz | Königs Wusterhausen (Ortsteil Wernsdorf) |
Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Gosen (Góźna[2][3]) und Neu Zittau (Nowa Žytawa[4]). Zu Neu Zittau gehören die Gemeindeteile Burig und Steinfurt, zu Gosen der Wohnplatz Zwiebusch.[5]
Friedrich II. von Preußen wollte sein durch Kriege stark gepeinigtes Land wieder aufbauen und sagte: „Warum soll man teuer Rohstoffe von außerhalb kaufen, wenn man sie billiger im eigenen Land produzieren kann?“ Einer dieser begehrten Rohstoffe war Wolle. Und so ließ Friedrich in der Nähe der Spree einige Dörfer auf dem Gebiet des königlichen Domänenamtes Storkow gründen, in denen sich Feinspinner aus Sachsen niederlassen sollten, um Wolle für die Wollgroßmanufakturen in Berlin zu spinnen.
Am 19. August 1751 wurde dem König der Plan für ein Spinnerdorf in der Nähe von Wernsdorf unterbreitet. Der Name Neu Zittau tauchte erstmals am 22. Dezember 1751 auf. Geplant war ein Dorf aus 50 Doppelhäusern für 100 Familien, ein Schulzengericht, ein Krug und eine Mühle. Für den Bau des Dorfes wurden dann 11.000 Reichstaler zur Verfügung gestellt. Die ersten Häuser wurden im August 1752 fertiggestellt, und es kamen die ersten Familien in Neu Zittau an. Alle Häuser waren im darauf folgenden Jahr fertig, und mit der Unterzeichnung der Gründungsurkunde vom 16. Mai 1753 durch Friedrich II. war Neu Zittau offiziell gegründet. Neu Zittau hat seinen Namen, da viele Siedler aus der Nähe von Zittau in Sachsen angesiedelt werden sollten. Tatsächlich kamen aber nur zwei Familien aus dieser Gegend.
Weiter westlich wurde ein weiteres Spinnerdorf gegründet. Da es auf einer Halbinsel lag und von drei Seiten durch Gewässer oder Sumpf begrenzt war, erhielt es denn Namen Gosen. Dieser Name geht auf den biblischen Ort Goschen zurück, der im Nildelta lag.
Der Hauptwirtschaftszweig in Neu Zittau sollte die Wollspinnerei sein. Dazu wurden die angesiedelten Feinspinner mit Wolle der Wollweberei „Wegely und Söhne“ aus Berlin beliefert. Die Neu Zittauer sollten nun Garne spinnen und diese wieder der Firma Wegely zurückliefern. Da die meisten aber nur mittlere und grobe Garne spinnen konnten, jedoch feine erwünscht waren, konnte man von der Spinnerei kaum leben. Selbst ein fleißiger Spinner brachte es wöchentlich auf höchstens 16–20 Groschen. Da zum Ende des 18. Jahrhunderts durch Krankheiten der Seidenraupen die Seidenindustrie stark zurückgegangen war, mussten sich die Neu Zittauer eine einträchtigere Erwerbsquelle suchen. Die große Zeit der Schifffahrt begann. Da die Wasserstraße direkt am Ort vorbeiführte und die Spree damals mehr Wasser führte als heute, wurde aus dem Spinnerdorf ein Schifferdorf. Bereits 1768 gab es sechs Schiffer, 1803 waren es 17 und zwischen 1850 und 1900 waren es mehr als 100 Schiffer. Die Neu Zittauer Schiffer zählte man zu den Güterschiffern. Es wurden Rüdersdorfer Kalksteine nach Berlin, oder Kohlen, Blei und Zink von Breslau nach Berlin transportiert. Durch die Schifffahrt kam Neu Zittau zu einigem Wohlstand, und es wurden größere und schönere Häuser gebaut, von denen heute einige noch stehen. Im Jahre 1806 wurde ein Schifferverein gegründet. Dieser wurde bald in Schiffergeselligkeitsverein umbenannt, und jeder aus dem Dorf betrachtete es als Pflicht Mitglied zu sein. Am 25. März 1889 wurde eine Schiffer-Innung mit 67 Mitgliedern aus Neu Zittau, Gosen, Wernsdorf und Freienbrink gegründet. Später kamen weitere Schiffer dazu, sodass die Innung 1906 bereits 130 Mitglieder zählte. Im Jahre 1897 wurde eine Schifferschule gegründet, in der man das Schifferpatent erlangen konnte. Diese Schule erlangte eine so große Berühmtheit, dass sogar Schiffer aus dem Rheinland ihr Patent hier ablegten. Später versandete der Lauf der Spree immer stärker, und die Schifferei verlagerte sich nach Wernsdorf, was durch den Bau des Oder-Spree-Kanals (1887–1891) begünstigt wurde. Am 1. April 1935 wurde die Innung aufgelöst, da freie Innungen im dritten Reich nicht mehr existieren durften. Am Ende hatte sie noch 70 Mitglieder. Heute gibt es keine Schifffahrt mehr in Neu Zittau, aber dafür ein vielfältiges Angebot von Dienstleistungsunternehmen. Die Palette reicht vom Böttchermeister über Bäcker und Blumenladen bis hin zu Reiterhöfen, Pensionen und vielen Gaststätten.
In Gosen befand sich das ehemalige Schulungszentrum der DDR-Staatssicherheit für Auslandsagenten (HVA), welches im Jahr 1988 fertiggestellt wurde.[6]
Gosen und Neu Zittau gehörten ursprünglich zum Kreis Beeskow-Storkow im Königreich Preußen und lagen hier auf dem Gebiet der ehemaligen Herrschaft Storkow.
Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen nach dem Wiener Kongress wurde mit Wirkung zum 1. April 1817 der Kreis Teltow-Storkow in der Provinz Brandenburg gegründet, in den beide Orte eingegliedert wurden. Im Jahr 1836 wurde der Kreis Beeskow-Storkow wiederhergestellt. Er bestand bis zu seiner Auflösung am 1. Juli 1950. Gosen und Neu Zittau wurden dem Kreis Fürstenwalde zugeordnet (seit der DDR-Verwaltungsreform von 1952 im Bezirk Frankfurt (Oder)). Seit 1993 liegen sie im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree.
Gosen und Neu Zittau wurden am 26. Oktober 2003 im Rahmen der Gemeindegebietsreform Brandenburgs zu einer Gemeinde zusammengeschlossen.[7]
Jahr | Gosen | Neu Zittau | Jahr | Gosen | Neu Zittau | Gosen-Neu Zittau | ||
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1875 | 771 | 901 | 2003 | 2 688 | ||||
1910 | 954 | 1 155 | 2005 | 2 731 | ||||
1939 | 1 000 | 1 851 | 2010 | 2 900 | ||||
1946 | 1 059 | 2 015 | 2015 | 1 590 | 1 421 | 3 055 | ||
1950 | 982 | 1 891 | 2020 | 1 895 | 1 434 | 3 268 | ||
1971 | 863 | 1 673 | 2021 | 1 887 | 1 441 | 3 318 | ||
1990 | 757 | 1 366 | 2022 | 1 982 | 1 448 | 3.388 | ||
1995 | 777 | 1 329 | 2023 | 1 996 | 1 437 | 3.428 | ||
2000 | 1 135 | 1 320 | ||||||
2002 | 1 282 | 1 352 |
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1995)[8][9][10], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Die Angaben der Ortsteile seit 2015 gelten nicht für den 31. Dezember, sondern für den 30. Juni des jeweiligen Jahres[11], daher gibt es Differenzen zwischen der Gesamteinwohnerzahl der Gemeinde und der Summe der Ortsteile.
Es existieren eine evangelische und eine neuapostolische Gemeinde.
Die Gemeindevertretung von Gosen-Neu Zittau besteht aus 16 Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte bei einer Wahlbeteiligung von 67,7 % zu folgendem Ergebnis:[12]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil 2019 |
Sitze 2019 |
Stimmenanteil 2024 |
Sitze 2024 | |
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SPD | 31,5 % | 5 | 27,6 % | 4 | |
Freiwillige Feuerwehr Gosen | 16,0 % | 3 | 23,3 % | 4 | |
Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegung / Freie Wähler Gosen | 9,5 % | 1 | 16,2 % | 3 | |
bürgernah Gosen-Neu Zittau | 11,4 % | 2 | 14,8 % | 2 | |
Freiwillige Feuerwehr Neu Zittau | 6,6 % | 1 | 6,6 % | 1 | |
Einzelbewerber Filip Schnuppe | – | – | 6,1 % | 1 | |
Förderverein Dorfkirche Gosen | 5,3 % | 1 | 5,5 % | 1 | |
Die Linke | 9,3 % | 1 | – | – | |
Bündnis 90/Die Grünen | 4,9 % | 1 | – | – | |
CDU | 4,6 % | 1 | – | – | |
Insgesamt | 100 % | 16 | 100 % | 16 |
Nakoinz wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 30. Juni 2024 mit 58,9 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[15] gewählt.[16]
In der Liste der Baudenkmale in Gosen-Neu Zittau und in der Liste der Bodendenkmale in Gosen-Neu Zittau stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Kulturdenkmale.
Mit den ersten Kolonisten war auch Carl Gottfried Agricola nach Neu Zittau gekommen, der zunächst unentgeltlich das Amt des Predigers übernahm. 1756 wurde er ordentlich eingeführt. Da es in Neu Zittau noch keine Kirche gab, fand der Gottesdienst in den ersten Jahren im Krug (Dorfschänke) statt. Im Jahre 1761 begannen die Vorverhandlung zum Bau einer Kirche, die Kosten wurden auf 3.204 Taler und 18 Silbergroschen veranschlagt. Am 18. Dezember 1767 wurde die Kirche eingeweiht, jedoch aus Kostengründen noch ohne Kirchturm. Den fehlenden Turm ersetzte ein Gerüst auf dem Dach, in dem sich eine kleine Glocke befand. Erst im Jahre 1825 tauchte der Gedanke zur Anschaffung einer zweiten, größeren Glocke auf, weil das Geläut als mangelhaft empfunden wurde. Im Jahre 1907 wurde der Kirchturm gebaut und es wurde eine zweite Glocke angeschafft. Am 3. April 1877 konnte die Orgel in Neu Zittau eingeweiht werden. Man beschloss zu dieser Zeit auch die Sitzplätze in der Kirche durch Seitenemporen zu vermehren. Wie überall, musste auch in Neu Zittau im Ersten Weltkrieg die große Glocke zum Einschmelzen abgegeben werden. Die kleine Glocke durfte im Turm verbleiben. Die zur Ablieferung gebrachte Glocke war erst mit der Erbauung des Turmes im Jahre 1907 gegossen worden. Sie hatte einen Durchmesser von 80 cm, und ein Gewicht von 6 Zentner und trug die Inschrift „Gott die Ehre“. Zur Ablieferung von Buntmetall mussten auch die Prospektpfeifen der Orgel sowie das Kupferdach des Turmes und der Blitzableiter geopfert werden.
Im Jahre 1919 wurde in der Kirche eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges angebracht. Im Jahre 1924 konnte trotz der schlechten Finanzlage mit den Instandsetzungsarbeiten in der Kirche begonnen werden. Die Kirche und das Pfarrhaus wurden mit elektrischem Licht ausgestattet, ein neues Glockengeläut wurde beschafft. Die Gesamtkosten einschließlich des erforderlichen Umbaues des Glockenstuhles beliefen sich auf zirka 1.700 Mark. Am 3. Mai 1925 fand die Feier zur Einweihung der Glocken statt. Die Kirche besaß nun ein Geläut mit drei Klangglocken. Die kleine Glocke (fünf Zentner) trägt die Inschrift „Glaube“, die mittlere Glocke (sieben Zentner) trägt die Inschrift „Hoffnung“, die große Glocke (zwölf Zentner) trägt als Erinnerung für die Kriegsgefallenen die Inschrift „Liebe“. Am 28. Oktober 1928 fand die Einweihung für das Ehrenmal der Kriegsgefallenen statt, das seinen Platz am Ostgiebel der Kirche hat. Im Jahre 1929 fand der Plan zum Bau einer Friedhofskapelle seine Verwirklichung; sie wurde am 24. November 1929 eingeweiht. Die Kosten beliefen sich auf 12.000 Reichsmark. Die im Jahre 1924 beschlossene große Instandsetzung der Kirche konnte erst im Frühjahr 1930 in Angriff genommen werden. Die Kosten beliefen sich nicht wie geplant auf 10.000, sondern auf mehr als 12.000 Reichsmark. Im späten Herbst waren die Arbeiten beendet, und am 16. November 1930 konnte der Eröffnungsgottesdienst vom Pfarrer Häuseler gehalten werden. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurden die Glocken entschädigungslos beschlagnahmt. Auch das Innere der Kirche wurde regelrecht „ausgeplündert“, unter anderem ein Messingkronleuchter, ein Geschenk der Schiffer-Innung, Altarleuchter und Messingopferbüchsen. Schwere äußere Schäden erlitt die Kirche durch Fliegerbomben.
1967 begann eine umfangreiche Restaurierung der Kirche. Die kleine hölzerne Sakristei neben dem Altarraum musste wegen Wurmfraß abgerissen werden. Der hölzerne Kanzelaltar war ebenfalls stark beschädigt. Der neue aus Stein gemauerte Altarsockel wurde in die Mitte des Altarraumes gestellt. Die Altarplatte und die Lesepultplatten sind aus Holz gefertigt. Auch am Dach mussten wieder Reparaturen der Balken vorgenommen werden. Die Beleuchtung der Kirche wurde verändert, in der Mitte hängen in Kreisform zwölf Lampen an langen Kabeln. Die hellen Farben gelb, weiß und grau im Inneren der Kirche sind wieder dominierend. Diese Farben sollen die ursprünglichen der ersten Jahre nach dem Bau gewesen sein.
Jährlich zu Ostern findet das Spreetreiben statt. In Schwimmanzügen geht es von Neu Zittau die Spree entlang in Richtung Berlin nach Erkner zum Strandbad. Die Teilnehmer tragen kuriose Schwimmhilfen und werden von bis zu 5.000 Besuchern an der Strecke bewundert und angefeuert.[17]
Neu Zittauer Heimatlied von Hauptlehrer Gause (1938):
Gosen-Neu Zittau liegt an den Landesstraßen L 30 (Königs Wusterhausen–Rüdersdorf) und L 39 (Gosen bis zur Berliner Landesgrenze (Ortsteil Berlin-Müggelheim)). Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle ist Erkner an der A 10 (östlicher Berliner Ring).
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Gemeinde über die Anschlussstelle Friedersdorf eine direkte Verbindung zur A 12 Berlin–Frankfurt (Oder). Da die Brücke über den Oder-Spree-Kanal 1945 gesprengt und nicht wieder aufgebaut wurde, ist diese Verbindung seitdem unterbrochen.
In Gosen-Neu Zittau verkehren mehrere Buslinien der Busverkehr Oder-Spree GmbH, die u. a. zum Bahnhof Erkner führen. Die Buslinie 369 der BVG verbindet Gosen-Neu Zittau mit dem Berliner Ortsteil Müggelheim.