Gračanica (Kosovo)

Graçanicë/Graçanica 1
Gračanica/Грачаница 2
Wappen von Gračanica (Kosovo)
Gračanica (Kosovo) (Kosovo)
Gračanica (Kosovo) (Kosovo)
Basisdaten
Staat: Kosovo Kosovo 3
Bezirk: Pristina
Gemeinde: Gračanica
Koordinaten: 42° 36′ N, 21° 12′ OKoordinaten: 42° 36′ 4″ N, 21° 11′ 45″ O
Höhe: 588 m ü. A.
Einwohner: 2.686 (2011)
Telefonvorwahl: +383 (0) 38
Postleitzahl: 10050
Kfz-Kennzeichen: 01
3 
Die Unabhängigkeit des Kosovo ist umstritten. Serbien betrachtet das Land weiterhin als serbische Provinz.

Gračanica (serbisch-kyrillisch Грачаница, albanisch Graçanica oder auch Graçanicë) ist eine Landstadt und Amtssitz der gleichnamigen Gemeinde im Kosovo, unweit der Hauptstadt Pristina.

Das serbisch-orthodoxe Kloster Gračanica gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Kosovos und zählt seit 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Ortsname ist abgeleitet vom Fluss Graçanka (serbisch Gračanka), der den Ort durchfließt. Dieser wiederum geht zurück auf die slawische Bezeichnung *Gradьčanska rěka, was in etwa mit „Städtischer Fluss“/„Fluss an der Stadt“ zu übersetzen ist (von slawisch gradec „Stadt“, „kleine Burg“ und rěka „Fluss“) und sich auf die Lage nahe beziehungsweise an den Ruinen der antiken Stadt Ulpiana bezieht.[1]

Die erste Erwähnung des Ortes erfolgt 1303 als Grazaniza in einem Brief von Papst Benedikt XI. an den Erzbischof von Bar Marin, womit allerdings die Pfarrei von Janjeva gemeint war: Diese Verwechslung kam dadurch zustande, dass sich Häuser katholischer Bergleute unmittelbar bei Gračanica, an der Mündung des Flusses Kizhnica in die Graçanka, befanden.[2][3]

1310 oder 1311 – nach anderen Quellen 1321 – wird während der Herrschaft des serbischen Königs Stefan Uroš II. Milutin das Kloster Gračanica fertiggestellt. Mit der Eroberung der Region durch die Osmanen und den hiermit verbundenen Schlachten Ende des 14. sowie Anfang des 15. Jahrhunderts beginnt der Verfall des Klosters und seiner Bedeutung.[1] Bei Einfall der österreichischen Armee im Kosovo 1689 im Rahmen des Großen Türkenkrieges galt Gračanica wohl bereits als verlassen, spätestens aber im Jahre 1737 war der Ort wüst.[4]

1840 ließen sich in Gračanica Albaner nieder, die das Dorf jedoch nach etwa 30 Jahren wieder verließen und nach Mramor übersiedelten. Erst danach beginnt der Zuzug von Serben in die Ortschaft.[4]

Am serbisch-orthodoxen Gottesdienst des Klosters Gračanica nahmen in dieser Zeit, als es im Ort selbst keine Serben gab, die Serben aus den umliegenden Dörfern teil.[4] Nichtsdestotrotz gab es in den 1850er Jahren in Gračanica eine serbische Schule (zunächst als Klosterschule, 1872 oder 1874 wurde eine weltliche Grundschule eröffnet) und zu Beginn der 1860er Jahre wurde eine neue Kapelle errichtet. In den 1880ern galt die Schule Gračanicas als eine der besten im ländlichen Raum.[5]

Das serbisch-orthodoxe Kloster Gračanica

Gemäß Volkszählung 2011 leben im Ort Gračanica 2686 Personen. Größte Ethnie bilden die Serben mit 2090 Personen (77,81 %), gefolgt von den Roma, Ashkali und Balkan-Ägyptern mit 456 Personen (16,98 %). Weiters gibt es 53 (1,97 %) Albaner, 22 (0,82 %) Goranen und 9 (0,34 %) Bosniaken. 23 gehören anderen Ethnien an und von 33 Personen ist keine Antwort in Bezug auf ethnische Herkunft vorhanden.[6]

Bevölkerungsentwicklung 1[7]
Census 1948 1953 1961 1971 1981 1991 2011
Einwohner 1087 1240 1891 3478 4537 4739 2686
1 
Die Daten von 1948 bis einschließlich 1991 beinhalten auch das Dorf Kizhnica. 2011 wird es separat erfasst und zählt 700 Einwohner.
Fassade des „Hotel Gracanica“

Die Wirtschaft basiert hauptsächlich auf Kleinhandel und Landwirtschaft. Der ehemalige Schweizer Diplomat Andreas Wormser betreibt in Gračanica seit April 2013 das „Hotel Gracanica“ (in der Eigenschreibweise werden ç und č zu einem Buchstaben fusioniert), dessen Geschäftsführer Roma sind. Die Eröffnung des Hotels führte zu einem erheblichen Medienecho.[8][9][10]

Commons: Gračanica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Gračanica. In: mirjanadetelic.com. Abgerufen am 27. November 2020 (serbisch).
  2. Skënder Gashi: Kërkime onomastike-historike për minoritete të shuara e aktuale të Kosovës. Hrsg.: Akademie der Wissenschaften und Künste des Kosovo. Focus Print, Pristina 2015, ISBN 978-9951-615-48-8, S. 55 (albanisch, ashak.org [PDF]): «Sipas mendimit të përgjithshëm, famullia e përmendur në letrën e Papës Benedikti XI për si e Graçanicës ka të bëjë në të vërtetë me famullinë katolike të Janjevës, por që është ngatërruar nga shkruesi i oborrit të Papës.»
  3. Atanasije Urošević: Kosovo. Belgrad 1965: „Први помен села Грачанице потиче из 1303, где се у једном писму папе Бенедикта IX барском надбискупу Марину наводи и католичка парохија Grazaniza (доцније Јањево), названа овако свакако што су куће првих колониста те рударске колоније биле близу села Грачанице, око ушћа Кижнице у Грачанку, где је био главни део старих јањевских рудника.“
  4. a b c Atanasije Urošević: Kosovo. Belgrad 1965: „При продирању Аустријанаца до Косова и Македоније 1689. село је изгледа било напуштено. Бар после аустријског похода до Косова (1737) село је било пусто и у њему су се тада, око 1840, заселили преци садашњих Арбанаса села Мрамора. Иако у селу није било ниједне српске куће, у манастиру се одржавао сабор, јер је у околини било српског живља. [...] А пошто су Арбанаси отишли, досељавали су се и Срби“
  5. Eva Anne Frantz: Muslime und Christen im spätosmanischen Kosovo, 1870-1913. Hrsg.: Universität Wien. Wien 2014 (univie.ac.at [PDF]).
  6. Popullsia e komunës së Graçanicës sipas vendbanimit, gjinisë dhe etnicitetit 2011. Statistikagentur des Kosovo, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. Mai 2017 (albanisch).@1@2Vorlage:Toter Link/askdata.rks-gov.net (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Kosovo censuses. In: pop-stat.mashke.org. Abgerufen am 12. Juni 2018.
  8. Hans von der Hagen: Hotel Heimat : Den Roma gelingt es fast nie, sich einen Platz im Wirtschaftsleben zu erobern. Manchmal klappt es doch: Ein Schweizer Diplomat wirkt erst daran mit, Flüchtlinge in ihr Land zurückzuführen, und lässt sich danach im Kosovo nieder. Er eröffnet ein Hotel - mit zwei Roma als Chefs, in: Süddeutsche Zeitung 9./10. Juli 2016 (Druckfassung), abgerufen am 15. September 2016
  9. Martin Woker: Ein ungewöhnliches Hotel am Stadtrand von Pristina, in: Neue Zürcher Zeitung Januar 2014, abgerufen am 15. September 2016
  10. Homepage des Hotels