Griffonia simplicifolia

Griffonia simplicifolia

Illustration von Griffonia simplicifolia

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Tribus: Cercideae
Gattung: Griffonia
Art: Griffonia simplicifolia
Wissenschaftlicher Name
Griffonia simplicifolia
(Vahl ex DC.) Baill.

Griffonia simplicifolia ist eine Pflanzenart aus der Gattung Griffonia in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Sie ist in den Regenwäldern von Westafrika und im nordwestlichen Zentralafrika beheimatet. Diese Pflanzenart wird in neuer deutschsprachiger pseudowissenschaftlicher Literatur teils als „Afrikanische Schwarzbohne“ bezeichnet; allerdings lässt sich nicht herleiten bzw. ergründen woher der Trivialname stammt.

Die Größe und Form der Pflanze kann sich in Abhängigkeit von der Umgebung und den Wachstumsbedingungen jedoch stark unterscheiden. In einigen Fällen kann Griffonia simplicifolia höher als 3 Meter wachsen, während andere Pflanzen eine kriechende Wuchsform annehmen können.[1]

Vegetative Merkmale

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Griffonia simplicifolia wächst als Strauch oder als Kletterpflanze einige Meter hoch oder weit.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind kurz gestielt. Die einfache (oder nur ein Blättchen; unifoliolate) Blattspreite ist leicht ledrig, kahl, ganzrandigen und spitz oder bespitzt bis stumpen Blätter (oder Blättchen), die eiförmig bis verkehrt-eiförmig sind. Die Nervatur ist meist dreizählig. Es sind früh abfallende, kleine Nebenblätter vorhanden.

Generative Merkmale

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In einem end- oder überachselständigen traubigen Blütenstand befinden sich gestielte Blüten. Die relativ großen, zwittrigen und grünlichen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die zwittrige Blüte ist zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der fein behaarte, schmal becherförmige, lange Blütenboden ist grünlich. Der becherförmige und fein behaarte Kelch ist grünlich mit kurzen Zipfeln. Die grünlichen, kurz genagelten und dachigen Kronblätter sind aufrecht. Es sind zehn freie, ungleich lange, vorstehende Staubblätter mit im unteren Teil oft behaarten Staubfäden vorhanden. Der lang gestielte, gynophore und abgeflachte Fruchtknoten ist mittelständig, seitlich am oberen Rand des Blütenbechers,[2] mit kurzem Griffel und minimaler Narbe.

Der Fruchtstiel ist relativ lang. An der Frucht ist der beständige Kelch vorhanden. Die kleine, aufgeblasene und ledrige, bis zu 8 Zentimeter lang, kurz geschnäbelte Hülsenfrucht enthält ein bis vier Samen. Die kahlen, flachen, ledrigen, Samen sind bei einer Größe von bis 1,8 Zentimeter rundlich und scheibenförmig. Die Früchte sollen sich gut hörbar, explosiv öffnen.[3]

Die Erstbeschreibung des Basionyms Schotia simplicifolia erfolgte 1825 durch Augustin-Pyrame de Candolle nach Martin Vahl in Prodr. 2, S. 508. Die Umteilung in die Gattung Griffonia zu Griffonia simplicifolia erfolgt 1866 durch Henri Ernest Baillon in Adansonia 6: 197.[4] Die Gattung Griffonia wurde zu Ehren von Marie-Théophile Griffon du Bellay benannt, einem französischen Naturforscher, der in Gabun arbeitete und eine bedeutende Sammlung von Pflanzen und Tieren aus der Region zusammentrug und auch die Eigenschaften von Griffonia simplicifolia beschrieb.[5]

Ein weiteres Synonym für Griffonia simplicifolia (Vahl ex DC.) Baill. ist Bandeiraea simplicifolia (Vahl ex DC.) Benth.

Inhaltsstoffe und Verwendung

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Griffonia simplicifolia wird seit langem in der traditionellen afrikanischen Medizin verwendet und enthält eine Verbindung namens 5-Hydroxytryptophan (5-HTP),[6] die im Körper in Serotonin umgewandelt wird.[7] Serotonin ist ein Neurotransmitter, der eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Stimmung, des Schlafes, des Appetits und anderer Körperfunktionen spielt. Ähnliche Konzentrationen enthalten Griffonia physocarpa und Griffnia speciosa.

Die Verwendung von Griffonia simplicifolia und 5-HTP als Nahrungsergänzungsmittel hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen, da sie zur Behandlung einer Vielzahl von Zuständen wie Depressionen, Angstzuständen, Schlafstörungen, Fibromyalgie und Migräne eingesetzt werden kann. Es gibt jedoch begrenzte wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit von Griffonia simplicifolia und 5-HTP bei der Behandlung dieser Zustände, und es gibt auch mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Auf Griffonia basierende Arzneimittel wurden daher in Deutschland 1992 wieder vom Markt genommen.[8][9]

Die Samen der Griffonia simplicifolia enthalten außerdem mehrere Lektine:

  • Ein Typ-1-Lektin, das spezifisch an N-Acetylgalaktosamin-bindende Proteine bindet, wird als Griffonia simplicifolia Lectin (GSL) bezeichnet. Es wird gereinigt und aufbereitet für biochemische Zwecke benutzt. Dieses modifizierte GSL wird häufig in der Zellbiologie und in der Histologie als Fluoreszenzmarker verwendet, um spezifische Zell- oder Gewebestrukturen zu markieren, die alpha- oder beta-N-Acetylgalaktosamin-Saccharide auf der Zelloberfläche tragen wie z. B. bei der Untersuchung von Tumorzellen oder bei der Erforschung von Entzündungen.
  • Ein anderes Lektin, das als Griffonia simplicifolia Lectin I-A4 (GS I-A4) bezeichnet wird, bindet ebenfalls spezifisch an N-Acetylgalaktosamin-bindende Proteine. GS I-A4 ist ein Typ-2-Lektin. In einer Studie wurde gezeigt, dass GS I-A4 zytotoxisch für menschliche Kolonkrebszellen ist, die N-Acetylgalaktosamin auf ihrer Oberfläche exprimieren.[10]
  • Von dem Lektin GS I-B4 (verwandt mit GS I-A4) wurde eine Kristallstrukturbestimmung durchgeführt.[11]

Wirtschaftliche Bedeutung

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Es gibt einen beträchtlichen Handel mit Griffonia simplicifolia-Extrakten und Samen,[12] insbesondere zwischen afrikanischen Ländern und asiatischen Ländern wie China und Japan, die große Mengen des Extrakts für den Verkauf als Nahrungsergänzungsmittel importieren. Nach Angaben der Welthandelsorganisation (WTO) betrug der Gesamtwert der Weltexporte von Griffonia simplicifolia-Extrakten im Jahr 2019 rund 17,2 Millionen US-Dollar.

Allerdings gibt es auch Bedenken hinsichtlich des nachhaltigen Anbaus und der Ernte von Griffonia simplicifolia, da die Art in einigen Regionen Afrikas durch Überernten und Lebensraumverlust gefährdet ist.[13] Es gibt Bestrebungen, den Anbau und die Ernte von Griffonia simplicifolia nachhaltiger zu gestalten und den Schutz der Art und ihres Lebensraums zu verbessern.[14][15]

Commons: Griffonia simplicifolia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Musibau Muyiwa Balogun, Muhali Olaide Jimoh, Oluwatoyin Temitayo Ogundipe: Conservation of a Rare Medicinal Plant: A Case Study of Griffonia simplicifolia (Vahl ex DC) Baill. In: European Journal of Medicinal Plants. Band 31, Nr. 10, 2020, S. 152–160, doi:10.9734/ejmp/2020/v31i1030291.
  2. Peter K. Endress: Diversity and Evolutionary Biology of Tropical Flowers. Cambridge Univ. Press, 1994, ISBN 0-521-42088-1, S. 262.
  3. Patricia Shanley et al.: Tapping the Green Market. Earthscan, 2002, ISBN 1-85383-871-3, S. 201.
  4. S. 188, 197, 228, Tafel II, eingescannt auf biodiversitylibrary.org.
  5. Griffon du Bellay bei Ecole Navale.
  6. E. Emanuele, M. Bertona, P. Minoretti, D. Geroldi: An open-label trial of L-5-hydroxytryptophan in subjects with romantic stress. In: Neuro Endocrinology Letters. 31. Jahrgang, Nr. 5, 2010, S. 663–6, PMID 21178946 (englisch).
  7. Peter A. Lemaire, Reimmel K. Adosraku: An HPLC method for the direct assay of the serotonin precursor, 5-hydroxytrophan, in seeds of Griffonia simplicifolia. In: Phytochemical Analysis. 13. Jahrgang, Nr. 6, 2002, S. 333–7, doi:10.1002/pca.659, PMID 12494751 (englisch).
  8. M. D. Josep Lluís Berdonces: Griffonia simplicifolia. In: Zeitschrift für Phytotherapie. Band 36, Nr. 02, 2015, S. 85–91, doi:10.1055/s-0041-100505.
  9. Marktrücknahme von Oxitriptan (LEVOTHYM). In: arznei-telegramm. 2/1992.
  10. Y. F. Chen, C. R. Boland, E. R. Kraus, I. J. Goldstein: The lectin Griffonia simplicifolia I-A4 (GS I-A4) specifically recognizes terminal alpha-linked N-acetylgalactosaminyl groups and is cytotoxic to the human colon cancer cell lines LS174t and SW1116. In: International Journal of Cancer. Band 57, Nr. 4, 1994, S. 561–567, doi:10.1002/ijc.2910570420, PMID 7514154.
  11. Julien Lescar, Remy Loris, Edward Mitchell et al.: Isolectins I-A and I-B of Griffonia(Bandeiraea) simplicifolia: Crystal structure of metal-free GS I-B(4) and molecular basis for metal binding and monosaccharide specificity. In: Journal of Biological Chemistry. Band 277, Nr. 8, 2002, S. 6608–6614, doi:10.1074/jbc.M109867200, PMID 11714720 (researchgate.net).
  12. Export of Griffonia Simplicifolia Seed. In: Tridge. Abgerufen am 5. März 2023 (englisch).
  13. Kodjo Djidjole Etse, Amouzou Adjallah, Benziwa Johnson, Marie Luce A. Quashie, Raoufou Radji: Germination and conservation of the germinative power of Griffonia simplicifolia (DC.) Baill: African plant of therapeutic and fodder value. In: Journal of Horticulture and Forestry. Band 14, Nr. 2, 2022, S. 16–27, doi:10.5897/JHF2022.0685 (researchgate.net).
  14. A. B. Cunningham, J. A. Brinckmann, D. E. V. Harter: From forest to pharmacy: Should we be depressed about a sustainable Griffonia simplicifolia (Fabaceae) seed supply chain? In: Journal of Ethnopharmacology. Band 278, 2021, S. 114202, doi:10.1016/j.jep.2021.114202, PMID 33991640.
  15. African Natural Plant Products: New Discoveries and Challenges in Chemistry and Quality (= ACS Symposium Series). American Chemical Society, Washington DC 2010, ISBN 978-0-8412-6987-3, doi:10.1021/bk-2009-1021.ix002.